Kapitel XXXIII

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"Wer stört denn jetzt schon wieder?", tönte Amons Stimme genervt von der anderen Seite. Kurz darauf öffnete er die Tür. "Was willst du?", blaffte er Lucien an.
"Mit dir reden", antwortete er gelassen. Lucien ließ bewusst das Sie weg, um Amon auf eine Stufe mit sich zu stellen.
"Dir fehlt wohl der nötige Respekt, Junge", knurrte der Lehrer.
"Gewiss nicht. Ich bin nur hier, um dich zu warnen."
"Warnen? Du mich? Wovor denn?", höhnte Amon. Lucien senkte seine Stimme zu einem leisen Flüstern: "Ich finde es schon schlimm genug, dass du unschuldige, unerfahrene Schülerinnen für deine widerlichen Perversionen mißbrauchst. Aber an Trina wirst du dich nicht vergreifen, damit das klar ist."
"Oho, und wer sollte mich davon abhalten? Du etwa?", frotzelte Amon und kam mit seinem Gesicht bedrohlich nahe an Luciens ran, dann sprach er weiter: "Willst du wissen, was ich mit deiner kleinen süßen Hure machen werde? Ich werde sie so von der Decke hängend fesseln und sie ficken. Nebenbei werde ich sie immer wieder schlagen, auspeitschen und aufschneiden. Na, was meinst du, wird ihr das gefallen?"
Lucien ballte seine Fäuste. Amon lachte laut: "Was denkst du, was du dagegen unternehmen kannst, du kleiner, arroganter Wicht? Weißt du was? Ich denke, ich werde meine Messer- und Schwertersammlung an und in ihr ausprobieren. Bedanken dafür kann sie sich dann bei dir."
"Du perverses Stück Scheiße, du wirst sie in Ruhe und deine Finger von ihr lassen", verlangte Lucien. Amon plauderte weiter: "Vielleicht lass ich dich dabei ja zusehen..."
Weiter kam er nicht, da Lucien ihn ins Zimmer stieß. Amon prallte gegen einen Tisch, der zwei Meter hinter der Tür stand, der daraufhin mitsamt den darauf liegenden Sachen umfiel und knurrte wütend: "Du wagst es..."
Wieder wurde er unterbrochen, da Lucien sofort nachsetzte und ihm einen weiteren Stoß verpasste, der Amon dieses Mal an die gegenüberliegende Wand katapultierte. Lucien versuchte seine Kraft zu zügeln, aber diese Wut in ihm ließ es nicht zu. Auch Amon hatte nicht mit so viel Stärke gerechnet. Der Aufprall presste die Luft aus seinen Lungen und er sah Lucien aus großen Augen an. Nicht dass ihn das in irgendeiner Weise einschränkte, jedoch verhalf dieser Überraschungsmoment Lucien zum entscheidenden Hieb. Blitzschnell griff er sich ein Messer, der angesprochenen Sammlung, die klirrend mit dem Tisch auf den Boden gefallen war und drückte es Amon an den Hals. Bevor dieser registrierte, was gerade geschah, durchschnitt Lucien ihm die Kehle. Blut spritzte ihm entgegen und verteilte sich im ganzen Raum. Röchelnd sank der Geschichtslehrer zu Boden und fasste sich an den Hals.
"Na du Arschloch, jetzt spuckst du nicht mehr so große Töne, was?" Lucien blickte auf ihn herab und holte mit dem Messer aus. Immer und immer wieder jagte er die scharfe Klinge in den Körper des Lehrers. Er war völlig in Rage und hörte erst auf, als Amon leblos am Boden lag. Dann ließ er das Messer fallen. Laut scheppernd fiel es zu Boden. Lucien holte tief Luft und sah sich um. An der Wand neben ihm waren diverse Schwerter und Säbel angebracht. Er nahm sich eines und ging zurück zu Amon. Mit beiden Händen umfasste er den goldenen Griff des alten Schwertes und hob es über seinen Kopf. Mit Schwung ließ er es dann auf Amon herabschnellen und trennte ihm mit einem einzigen Hieb den Kopf vom Körper.
Dann wurde ihm bewusst, was er gerade angerichtet hatte. Was hatte er getan? Was zum Teufel war geschehen? Wie konnte es soweit kommen? Entsetzt starrte Lucien auf seine blutigen Hände und wischte sie in seinem Hemd ab. Er musste hier weg, schnell. Okay, Lucien, ganz ruhig, denk rational, dachte er. Zuerst mussten seine Fingerabdrücke von den Griffen des Schwertes und des Messers verschwinden, sein blutiges Hemd ebenso. Aber halbnackt konnte er nicht quer durchs Schloss laufen. Er zog sein blutdurchtränktes Hemd aus und wischte mit einem Zipfel, der vom Blut verschont geblieben war, die Griffe der Klingen ab. Dann nutzte er eine andere noch saubere Stelle des Kleidungsstücks und nutzte sie als Handschuh, um ins angrenzende Schlafzimmer zu gehen und sich aus Amons Kleiderschrank ein sauberes Hemd zu nehmen. Sein eigenes warf er in den brennenden Kamin. Dann ging er vorbei an der kopflosen Leiche auf dem Boden zur Tür. Dabei verwischte er seine Schuhabdrücke indem er schlurfte und die Tür öffnete er mit seinem Ellbogen. Bevor er auf den Flur hinaus trat, zog er seine Schuhe aus und nahm sie in die Hand. Sorgfältig schloss er die Tür hinter sich, ebenfalls mit dem Ellbogen. Auf Socken trat er dann den Rückweg an. Er lief schnell und hoffte, niemandem zu begegnen. Vor jeder Biegung blieb er stehen und lugte um die Ecke. Er hatte Glück. Keine Menschenseele und auch keine Vampirseele kam ihm entgegen. Als er an einem Fenster vorbeikam, sah er, dass es nicht mehr lange bis zum Sonnenaufgang dauerte. Also steigerte er sein Tempo noch und rannte die Treppe zum Turm hoch. Auch hier war niemand zu sehen. Er erreichte sein und Ares Zimmer und schloss die Tür auf. Schnell huschte er hinein und verschloss sie wieder. Geschwind entledigte er sich seiner Klamotten und den Schuhen, stopfte sie erst in eine Plastiktüte und dann in seine Sporttasche. Außerdem packte er noch frisches Zeug ein, kleidete sich dürftig mit einer Jogginghose, Socken, Sneaker, einer Cap und einem T-Shirt und schnappte sich die gepackte Tasche. Dann machte er sich schnellen Schrittes auf den Weg zu Trina. Er musste erzählen, was geschehen war und die blutigen Sachen loswerden und vor allem brauchte er ein Alibi.

BlutsMacht - Die ZeremonieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt