Kapitel XLVIII

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Sie fuhren zum Einkaufszentrum. Bisher war Einkaufen immer übers Internet gelaufen. Dann durfte sich jeder aus der Klasse für zwei Stunden vor einen Laptop setzen und sich die genehmigten Kleidungsstücke bestellen. Dabei gab es jedoch ein Budget, welches nicht überschritten werden durfte um zu verhindern, dass sie sich teure Designerklamotten bestellten. Zweimal im Jahr gab es dann neue Kleidung.

Vor dem Einkaufscenter wartete ein Hispano auf sie. Er war allem Anschein nach der Nachtwächter und winkte sie zu der Lieferzone. Dort, außer Sichtweite, parkten sie und stiegen aus. Der Nachtwächter schloss ihnen eine Tür auf und sagte: "Ich habe alle Läden aufgeschlossen und komme in...", er musterte Trina, "sagen wir drei Stunden wieder. Falls Sie vorher schon fertig sind, ziehen Sie einfach diese Tür hinter sich zu."
Kendrick nickte und Trina sagte: "Danke!"
Dann gingen sie hinein und sie sah sich staunend um. So viele Läden mit schöner Kleidung. Sie steuerte den ersten Laden an. Es war eine Boutique. Sie sah einige Ständer durch. Doch hier sprach sie nichts an, deswegen nahm sie sich den nächsten Laden vor. Es war ein Dessousladen. Hier packte sie ordentlich ein. Strings, Bhs, Corsagen, Negligés, Pantys, Halterlose Strümpfe und Strapsen, alles landete in einem Einkaufswagen, den Kendrick zwischenzeitlich besorgt hatte.
"Du wirst mir später jedes einzelne Teil davon an dir präsentieren, oder?", erhoffte er sich.
"Klar", sagte sie mit einem Augenzwinkern und spazierte in den nächsten Laden. So ging es zweieinhalb Stunden lang, sie durchstöberte alle Geschäfte, die Kleidung, Schuhe, Taschen oder Schmuck führten und erbeutete vier Einkaufswagen voll. Kendrick ermunterte sie immer wieder zuzugreifen, wenn sie zögerte. Es war ihr nach einer Zeit unangenehm, sich hemmungslos an den Sachen zu bedienen und einzupacken.
"Mr. Morlet hat doch gesagt, dass du dich richtig austoben sollst", sagte er dann immer.

Nach der Einkaufstour schoben sie beide jeweils zwei Einkaufswagen, einen schoben sie vor sich und einen zogen sie hinter sich her. An der Tür nach draußen, forderte er sie auf, die Wagen stehen zu lassen und hielt ihr die Tür auf. Er geleitete sie zum Auto und gebot ihr, sich hinzusetzen und zu warten. Kendrick lief zurück, holte zwei der Einkaufswagen und verstaute den Inhalt in seinem Kofferraum. Dann brachte er die leeren Wagen zurück und nahm sich die Vollen. Auch diese Sachen legte er behutsam hinten in das Auto. Danach rollte er die Einkaufshilfen in das Gebäude wieder hinein und zog die Tür zu. Er eilte zum Auto, setzte sich hinter das Steuer und fuhr mit ihr zu sich nach Hause. Dort angekommen, brachte er erst Trina ins Haus und dann ihre neuen Sachen. Fünfmal lief er mit einem Wäschekorb zu seinem Auto und dann ins Haus. Er leerte den Korb auf seiner weißen Ledercouch aus und sie sortierte ihre Schätze: sechs Paar Schuhe, Unterwäsche en masse, elf sexy Ausgehkleider, drei Jeans, diverse Oberteile, vier Röcke, einige Überziehjacken wie Blazer, Sweatjacken und Strickjacken, ein Mantel, vier Handtaschen, Ohrringe, Ketten und Armbänder in verschiedensten Variationen, massig Schminke und zwei Armbanduhren waren ihre Ausbeute.
"Na gut, dann mach dich fertig! Wie lange brauchst du?", fragte Kendrick.
"Ähm, zwanzig Minuten..?! Wohin gehen wir denn?"
"Was denkst du denn, wo wir hingehen? Um dich gesellschaftsfähig zu machen, gibt es wohl nur einen Ort", sagte er etwas spöttisch. Trina pickte sich rasch etwas aus ihren neuen Sachen heraus und entblößte sich dann direkt vor Kendrick. Der sah interessiert zu. Sie bückte sich extra tief, damit er alles sehen konnte, und wunderte sich, weshalb er darauf nicht einging, sondern nur zusah. Etwas enttäuscht fragte sie: "Willst du mich etwa nicht mehr..?"
"Was? Natürlich! Und ich frage mich warum du mich gerade so provozierst?"
"Provozieren? Ich würde es eher als Einladung interpretieren, an deiner Stelle", lachte sie.
"Ach, ich vergesse immer, wie jung und unerfahren du bist, Trina. Wenn ich jetzt mit dir schlafen würde, dann wärst du für die anderen Vampire gleich uninteressant, da du dann nach mir riechen würdest. Aber wenn wir wieder hier sind, bist du definitiv fällig, Kleines!" Während er redete, hatte sie sich angezogen. Sie nickte. "Okay..." Dann ging sie an ihm vorbei und küsste ihn leicht.
"Ich brauche einen Spiegel. Hast du unten auch einen?"
Er deutete auf eine Tür bei dem Eingang. Sie schritt dorthin, es war ein kleines Gästebad mit lediglich einer Toilette und einem Waschbecken, aber es genügte, um sich eben zu schminken. Dann taperte sie zu Kendrick zurück und nahm eines ihrer neuen Paar Schuhe und war fertig. Er wirkte zufrieden und hielt ihr ihren Mantel auf. Sie schlüpfte hinein und sie stiegen ins Auto.

Beim Club angekommen, ging es wie letzte Woche vonstatten. Einige muskelbepackte Generation null Vampire standen davor und parkten Kendricks Wagen. Ihren Mantel ließ sie dieses Mal im Auto. Zusammen gingen sie dann hinein. Der Club war wieder extrem voll und sie mussten sich zur Treppe regelrecht durchkämpfen. Oben war allerdings mehr los als letzte Woche und Trina wusste gar nicht, wo sie zuerst hinschauen sollte. Ein gutaussehender Vampir neben dem anderen. Sie ergatterten die letzte freie Loge und sofort kam der Vampir der nach ihren Wünschen fragte. Kendrick sagte ihm, dass sie noch etwas warteten und er verschwand wieder. Dann sah er Trina an und meinte: "Na, bin ich jetzt abgeschrieben?"
"Wie bitte?", wollte sie wissen.
"So wie du die anderen begutachtet hast eben...Könnte man das durchaus meinen", sagte er.
"Eifersüchtig?", fragte sie grinsend.
"Ein wenig", antwortete er wahrheitsgemäß und fügte hinzu: "Also, so langsam sammeln sich hier schon die Vampire. Die Versammlung ist in knapp sechs Wochen. In fünf Wochen sind die Prüfungen."
"Kennst du die alle?"
"Wenn ich richtig gesehen hab, sind Seere und Phenox da, außerdem Ava und Silvain. Und aus meiner Generation Thore, Natas, Johann, Nevia, Castor und Alexander", zählte er auf. Seere war da...Sie hatte sein Tagebuch gelesen und Seere war doch der Schöpfer von Amon...Ob er über ihn Bescheid wusste?
"Ui, so viel Prominenz. Da komm ich mir ziemlich klein vor", sagte Trina.
"Das bist du nicht. Du bist zwar nicht blutmächtig, aber unter den drei hübschesten Frau hier oben", baute Kendrick sie auf.

BlutsMacht - Die ZeremonieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt