Kapitel LXIV

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Im Club angekommen, besetzten sie eine Loge.
"Phenox und Seere sind schon hier. Sie sitzen ganz am Ende. Ich denke, sie werden im Laufe des Abends nach dir rufen lassen", sagte Kendrick und rückte dicht an Trina heran. Er küsste ihre Schulter. Etwas irritiert sah sie ihn an.
"Hattest du nicht gesagt, du willst dich von mir fernhalten, wenn wir nicht gerade bei dir sind?"
Mit glänzenden Augen schaute er sie an und erklärte: "Ich hab nochmal drüber nachgedacht, und bin zu dem Entschluss gekommen, dass es mir scheißegal ist, Trina! Solange kein Kandidat feststeht für die jeweilige Nacht, werde ich mich nicht zurückhalten."
"Du bist aber sprunghaft in deinen Entscheidungen", tadelte sie ihn und gab ihm einen langen Zungenkuss.
Zwischendurch löste er sich kurz und keuchte: "Ich könnte dich schon wieder..."
Den Rest brachte er nicht hervor, da sie ihre Lippen bereits wieder auf seine presste. Sie spürte wie die Feuchtigkeit wieder hinaufstieg und ihr Verlangen nach ihm stetig mehr wurde. Er stieß sie mitten im Kuss von sich und lächelte: "Wir sollten es aber auch nicht übertreiben..."
Zustimmend nickte sie und lächelte ebenfalls.
"Hunger?", fragte er. Wieder nickte sie und schaute in die Karte. Schnell entschied sie sich für Schoko-Kirsch und Kendrick ging davon. Nach zwei Minuten kam er bereits wieder. Er setzte sich wieder nah zu ihr und sagte: "Essen kommt gleich. Hast du dir denn Gedanken über Auriel gemacht? Er wird dich auf jeden Fall haben wollen."
"Haben wollen? Du meinst so richtig? Oder einmalig?"
"Ich befürchte, dass er dich besitzen will, sobald er es mit dir getan hat. Ich könnte mir auch vorstellen, dass er es erzwingen will...Ah, da ist unser Essen."
Kendrick hatte dieselbe Frau wie immer, Trina bekam einen gut gebauten Typen mittleren Alters. Gierig trank sie von ihm und war überrascht, wie sehr der Schoko-Kirsch Geschmack durchkam. Zufrieden entließ sie ihn, als sie satt war und wartete, bis Kendricks Nahrungsquelle auch verschwunden war, dann wandte sie wieder ihrem Geliebten zu. "Also...Er ist wirklich so schlimm ja? Du kennst ihn?"
Kendrick lächelte gequält und nickte, dann fragte er: "Wie war dein Essen?"
"Außergewöhnlich gut, danke. Und deines?", fragte sie zurück. Er nickte nochmal.

Plötzlich herrschte reges Treiben auf dem Gang.
"Was ist los?", fragte Trina und stellte sich auf die Zehenspitzen. Kendrick zog sie zurück und zischte ihr zu: "Hör auf, so aufdringlich zu sein. Setz dich hin und tu so, als ob dich das nicht interessieren würde. Es wird bloß Auriel sein."
Brav befolgte sie seine Anweisung und setzte einen möglichst desinteressierten Blick auf. Kendrick nickte zufrieden. Sie versuchte dennoch einen kurzen Blick auf den Vampir der zweiten Generation zu erhaschen. Und sie wurde nicht enttäuscht. Ganz abgesehen von der plötzlich aufwallenden mächtigen Präsenz, sah sie dunkle Haare und eine leichte Hakennase. Dann war er auch schon an dem Tisch vorbei. Mitsamt seinen Anhängern. Sie lehnte sich zurück und Kendrick sagte: "Warte etwa zwei, drei Stunden. Dann wird man nach dir, vielleicht nach uns schicken lassen. Was dann weiter geschieht, liegt nur bei dir." Sie nickte andächtig. Ihr war sehr wohl bewusst, was für eine Chance sich ihr bot.
"Ist hier noch Platz?"
Trina erschrak und schaute zu der Stimme auf, die gerade diese Worte gesagt hatte.
"Castor? Was machst du hier? Solltest du nicht im Schloss sein?", fragte Kendrick überrascht und deutete ihm sich zu setzen. "Adam hat meine Schicht übernommen. Aharon weiß Bescheid, entspann dich, Kendrick", beruhigte er ihn. Trina konnte ihren Blick nicht von Castor lösen. Er war...dunkel. In fast jeder Hinsicht. Seine Augen, seine Haare, seine Kleidung, seine Stimme, seine Ausstrahlung.
"Warum starrst du mich denn so an, kleines Mädchen?", fragte er sie direkt, als er ihre Blicke bemerkte. Augenblicklich sah sie woanders hin. Erst zu Kendrick, dann an die verhangene Wand hinter Castor.
"Tut mir leid...Ich wollte dich...Sie nicht anstarren", stammelte sie.
"Trina, hör auf mit dem Höflichkeitsmist. Der einzige, der darauf besteht, ist Aharon. Und nur in der Schule herrscht das Sie", wies Kendrick sie an. Castor fing an zu lachen. Selbst das klang dunkel.
"Ach ja, mein alter Herr. Übertriebene Höflichkeit, übertriebene Fürsorge, er übertreibt bei so ziemlich allem. Ich bin Castor. Und du bist..?"
"Mein Name ist Trina", antwortete sie knapp.
"Trina...Das ist eine Abkürzung richtig? Von Katharina?", hakte er nach.
"Nein, von Katrina", gab sie Auskunft.
"Aha, und du bist in der Abschlussklasse richtig?"
"Nein, eine Klasse darunter."
Ungläubig schaute Castor Kendrick an. Der nickte und erklärte ihm: "Trina genießt einige Privilegien. Dein Schöpfer ist ihr sehr zugetan. Sie ist außerordentlich fleißig und intelligent. Und..." Castor unterbrach ihn: "Dann ist sie das prophezeite Mädchen, ja? Das, das alle Vampire wieder zusammenführt und so weiter und so fort?"
? Alle Vampire zusammenführen? Sie?
"Tja, wenn man Aharon seine Ansichten teilt. Aber wie du bereits sagtest: er übertreibt gerne", versuchte Kendrick es herunter zu spielen. Castor ließ Trina nicht eine Sekunde aus den Augen. Sie fühlte sich nicht wohl unter seinem prüfenden Blick, versuchte es sich aber nicht anmerken zu lassen.
"Ja, übertrieben", sagte Castor leise und warf ihr noch einen letzten Blick zu, dann wendete er sich Kendrick zu. Sie redeten über die bevorstehende Versammlung. Trina hörte mehr schlecht als recht hin.
Es war etwa eine Stunde vergangenen, als Castor aufstand und sich verabschiedete. Kendrick lächelte und zog Trina zu sich heran.
"Was ist los? Du wirkst etwas...abwesend."
"Ich, ähm, muss nur die ganze Zeit an diesen Auriel denken."
Kendrick sein Gesichtsausdruck wirkte wieder gequält, als sie den Namen erwähnte und er seufzte.

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