Anschließend gingen sie in die große Halle, wo sich alle anderen bereits versammelt hatten. Lucien wich nicht von ihrer Seite, deswegen verzichtete sie, sich zu Kendrick zu setzen.
Mr. Lang, der stellvertretende Schulleiter stand auf und wandte sich an die Anwesenden: "Loyale Vampire...Diese Nacht wird als eine der schrecklichsten in unsere Geschichte eingehen. Wir haben viele der unseren verloren, sowohl von unserer, als auch von Seite der Fundamentalisten. Einige sind so schwer verletzt, dass sie Tage, ja womöglich Wochen für die Regeneration brauchen werden. Ich werde euch die Namen derjenigen nennen, die wir in einen Sarg legen mussten, so wie ich euch auch die Namen der Toten nennen werde, sobald sie feststehen.
Im Sarg liegen: Caitlin Brendler, Ivy McDonald, Espen Campbell, Gwendolyn Owen, Lucy Thompson, Bennet Carter, Hadrian Craine, Raven Grant, Wilson Atkins, Stella Tressard, Milan Petrov, Logan Cooper, Kyle Weber, Chase Middleton und Aharon Morlet. Dann gibt es einige Menschen, Schüler, die auf der Krankenstation um ihr Leben, teilweise um ihre Existenz kämpfen. Auch ihre Namen möchte ich bekanntgeben: Caliope Main, Julie Kaufman, Flynn Winters, Dylan Smith, Fabian Sneider und Marley Cruz. Hoffen wir alle, dass sie es überstehen. Und jetzt geht bitte in eure Quartiere. Falls es nicht zumutbar ist, dort zu ruhen, gebt Bescheid. Es findet sich mit Sicherheit ein Zimmer, in dem ihr euch erholen könnt. Und habt keine Angst, unsere Verbündeten sind hier und schlafen mit einem Auge auf. Am Tage wird außerdem eine kleine Armee von Söldnern unsere Tore bewachen. Geht jetzt!"
"Willst du alleine sein? Oder soll ich bei dir bleiben? Oder möchtest du den Tag lieber mit ihm", Lucien nickte in Kendricks Richtung, "verbringen? Er schielt schon die ganze Zeit hier herüber. Vielleicht sollte ich dich einfach küssen, dann verliert er eventuell das Interesse an dir..."
"Hör auf, Lucien!", unterbrach sie ihn, "für heute habe ich wirklich genug von dir! Ich muss erstmal verdauen, dass", sie senkte ihre Stimme, "du die Seiten gewechselt hast. Wenn ich dich nur nicht so gern haben würde, dann hätte ich dich schon längst verraten. Und jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst. Wir sehen uns morgen!"
Er nickte. "Wie du willst, Trina. Morgen werden wir uns erst einmal das letzte Mal sehen. Naja, oder aber auch nicht. Kommt ganz darauf an, wie die Zukunft der Schule ist."
Dann verschwand Lucien in der Menge der nach draußen strömenden Vampire und jungen Menschen.
Trina setzte sich ebenfalls in Bewegung. Allerdings in Richtung von Kendrick. Sie war sich noch nicht sicher, ob sie mit ihm zusammen ruhen oder alleine schlafen sollte, aber jetzt gerade sehnte sie sich nach seiner Nähe. Als sie sich entgegen dem Strom zu ihm durchgeschlagen hatte, griff er sich ihre Hand und zog sie mit sich. Widerstandslos folgte sie ihm. Erst als sie im Flügel ankamen, in dem die Unterrichtsräume lagen, hielt er an.
"Was machen wir hier?", fragte sie.
"Shhh!", machte Kendrick und deutete ihr ruhig zu sein, während er sich angespannt umsah.
Sie war verwirrt. Was wollte er denn hier? Und warum sollte sie leise sein? Kaum hatte sie dies gedacht, bekam sie schon ihre Antwort. Jemand folgte ihnen, Trina konnte Schritte hören. Kurz darauf hörte sie eine Stimme.
Es war Corvin, er flüsterte: "Kendrick...? Ich bins!"
Erleichtert atmete Kendrick neben ihr auf und sagte: "Wir sind hier."
Corvin bog um die Ecke und kam auf sie zu.
"Beeilt euch", zischte der Genealogielehrer im Vorbeigehen und eilte voraus. Trina und Kendrick blieben dicht hinter ihm und folgten ihm in seinen Unterrichtsraum. Corvin schloss hinter ihnen ab und seufzte dann.
"Verdammt kompliziert, wenn man nicht weiß, wem man vertrauen kann."
Dann deutete er auf den Boden.
"Macht es euch gemütlich!"
Trina war verdutzt. "Ich dachte, die Gefahr ist gebannt?!"
Corvin zog eine Grimasse. "Ja, angeblich schon. Aber weißt du, ob du diesen Worten glauben kannst? Oder ob einer unserer Beschützer nicht doch den Fundamentalisten angehört?"
Sie schüttelte den Kopf.
"Na also", sagte Corvin und rückte ein paar Tische zur Seite.
Als Trina immer noch zögerte, seufzte Corvin und zuckte mit den Schultern. Dann legte er sich zwischen ein paar Tischen hin und drehte ihr und Kendrick den Rücken zu.
Entgeistert sah sie zu ihrem Liebhaber.
"Macht er Witze?", wollte sie von ihm wissen.
Kendrick schüttelte den Kopf und ließ sich dann ebenfalls nieder.
"Komm Trina, wir sollten ruhen. Morgen wird es mit Sicherheit wieder besser."
Trina wusste immer noch nicht so recht, ob die beiden sie jetzt nicht hinters Licht führen wollten oder ob die Situation tatsächlich noch so gefährlich war. Zähneknirschend legte sie sich neben Kendrick, der sie direkt umarmte.
"Schlaf Trina...", murmelte er noch, dann versank er in einen tiefen Schlaf. Bei Trina dauerte es ebenfalls nur wenige Sekunden, ehe sie Kendrick ins Land der Träume folgte.
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BlutsMacht - Die Zeremonie
VampireEin Internat in Nordamerika, das sich um die Vampirgeborenen, die Halblinge kümmert und sie von Kind an zu möglichst erfolgreichen und einflussreichen Vampiren formt. Genau auf diesem Internat durchlebt die 18jährige Trina gerade die "Verwandlungsph...