~Kapitel 140~

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Jene Tanzstunde, war das letzte Mal, dass ich Tyson Smith sah.

Das ganze lag jetzt zwei Wochen zurück.
Man könnte meinen, das wäre noch nicht lange, doch es kam mir bereits wie eine halbe Ewigkeit vor. Eine halbe Ewigkeit, in der ich durch die Hölle ging.
Denn jedes Mal, wenn man denkt, man wäre ganz unten angekommen, zeigt einem das Leben, wie falsch man damit doch liegt.

Eigentlich hatte ich ja schon vor vier Wochen mit Tyson Schluss gemacht.
Damals dachte ich bereits, schlimmer könnte es nicht mehr werden.
Und doch war diese erneute Trennung so viel härter.
Dieses Mal war es einfach anders.
Denn dieses Mal war es wirklich vorbei, entgültig.
Ich würde ihn nie wieder sehen, nicht Mal von ihm hören.
Immerhin hatte ich ihn darum gebeten.
Denn statt erneut im Streit auseinander zu gehen, hatten wir uns ausgesprochen. Ausgesprochen und verabschiedet. Für immer.
Das war es, was ich wollte. Und das war es, was er wollte.
Ich brauchte Abstand von ihm, um die Trennung zu verarbeiten.
Und er konnte nicht nur mit mir befreundet sein, ganz egal wie viel Zeit vergehen würde.
Wenn ich ehrlich war, könnte ich das genauso wenig, auch wenn ich das zunächst nicht wahr haben wollte.
Ich schätze es war gut, dass zumindest Tyson realistisch war und ich mir so nicht erst unerfüllbare Hoffnungen machte.
Dennoch schmerzte es unfassbar, sich für immer zu trennen - ohne jegliche Aussicht auf ein Wiedersehen in der Zukunft.

Tyson war noch immer fester Bestandteil meiner Gedanken und besetzte nach wie vor mein Herz.
Wahrscheinlich würde das auch für immer so bleiben.
Ob es Tyson wohl ähnlich ging? - Meist verbot ich mir solche Überlegungen.
Jedoch schien es mir, als hätte Tyson aufgegeben um mich, um uns, zu kämpfen. Zumindest erfüllte er meine Bitte, mich in Ruhe zu lassen.

So schmerzhaft das auch alles war, ich musste versuchen nach vorne zu sehen und ihn loszulassen,
Ich hatte noch einen langen Weg vor mir, doch ich lernte jeden Tag etwas besser mit allem umzugehen.
Ich wusste, dass ich nur weiterleben konnte, wenn ich diesen zerbrochenen Teil in mir in den Hintergrund schob.
Das war der richtige Weg und so gerne ich manchmal auch aufgeben wollte, ich musste stark bleiben.

Stark blieb ich nicht zuletzt auch wegen Jace.
Ich konnte gar nicht in Worte fassen, was für eine große Stütze er für mich war.

Nachdem ich zuvor bereits zwei Wochen bei Jace geschlafen hatte, war ich mittlerweile sogar offiziell bei ihm eingezogen.
Jedoch lebte ich inzwischen nicht mehr nur mit dem Nötigsten, sondern hatte all meine Sachen geholt.
Besser gesagt, hatte Jace sie aus Tysons Wohnung geholt, damit ich diese nicht noch einmal betreten musste.

Das letzte Mal hatte gereicht, um so viele Erinnerungen in mir auszulösen, dass manche mir noch immer im Kopf herum schwirrten.
Auch wenn Jaces Wohnung so gegensätzlich zu der mit Tyson war, führten mich meine Gedanken immer wieder zurück zu all den schönen, aber auch den schlechten Tagen in meiner ehemaligen Wohnung.
Vom ersten, bis zum letzten Betreten, von den leeren Räumen, bis zu jedem kleinen Detail unserer Einrichtung und darüber hinaus.
Manchmal vermisste ich meine eigenen vier Wände, meine erste eigene Wohnung.
Doch vielleicht vermisste ich auch vielmehr die ganzen positiven Erinnerungen, die an dieser hingen.
Genauso wie die Person, mit der ich diese teilte.

Tyson selbst war ein weiterer Grund, weshalb ich mich nicht getraut hatte, erneut einen Fuß in unsere Wohnung zu setzten.
Ich wollte ihm auf keinen Fall über den Weg laufen, nicht sehen, wie es ihm inzwischen ging oder was er machte.
Denn so sehr es mich auch interessierte, so sehr fürchtete ich mich auch vor der Wahrheit.
Alleine ihn zu sehen, seinen vertrauten Geruch in der Nase zu haben oder auch nur seine Präsens zu spüren, würde mich um Welten zurückwerfen und meinem Herz einen gewaltigen Stich versetzten.
Ich wusste nicht, wie ich auch noch damit umgehen sollte, ihn womöglich in einem schlechten Zustand vorzufinden.
Zu sehen, wie er wegen mir leidet, würde mich umbringen.
Auch wenn ich tief in mir ganz genau wusste, dass es ihm nicht besonders gut gehen wird.
Solange ich es nicht mit eigene Augen sah, konnte ich mir dennoch einreden, dass er zumindest besser dran war als ich.
Das wünschte ich mir so sehr für ihn.
Irgendwann würde es ihm ganz bestimmt gut gehen und er würde sein Leben weiter leben. Auch ohne mich.
Allerdings unterdrückte ich die Vorstellung, dass er irgendwann vielleicht sogar jemand neuen finden würde.
Es war zu früh, als dass mein Herz das ertragen könnte. Und es war ohnehin zu früh, darüber nachzudenken.

Roadtrip mit einem BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt