~Kapitel 43~

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Nachdem wir uns beide fertig gemacht hatten, räumte ich noch schnell unser Frühstück auf, bevor wir dann losgehen wollten.
Ich zog gerade meine Turnschuhe an, da kam mir in den Sinn, dass heute ja eigentlich der perfekte Tag für Tyson war, um sein weiße T-Shirt mit dem Boxprint, welches er sich extra Mal gekauft hatte, anzuziehen.
Doch stattdessen trug er eine schlichte und unauffällige schwarze Kapuzenjacke, zu seiner ebenfalls schwarzen Jeans.
Eigentlich hatte ich ja nichts gegen Schwarz und fand viele schwarze Looks echt stylisch, aber für heute?
Ich: „Mr Black, warum haben sie nicht ihr cooles Box T-Shirt heute angezogen? Das wäre doch perfekt“
Warscheinlich hatte Tyson gar nicht überlegt, was er anzieht, nur ich Mode Freak machte mir schon wieder so viel Gedanken darüber.
Tyson: Joa da hast du Recht, aber ich zieh mich jetzt nicht extra um. Oder hast du etwa was gegen mein Outfit?“
Ich: „Nein, natürlich nicht! Du siehst wie immer toll aus“
Schnell gab ich ihm einen Kuss, um meine Aussage zu unterstreichen.
Tyson: „Na dann können wir jetzt ja los. Nicht, das wir noch zuspät kommen!“
Wir verschränkten unsere Finger und machten uns so auf den Weg zum Auto, in welchem wir kurz darauf auch schon über die Straßen von Las Vegas bretterten.

Gut eine halbe Stunde später parkten wir etwas abseits des Stadiums und machten uns anschließend auf den Weg zum Eingangsbereich.
Zum Glück war die Schlange noch nicht allzu lang, sodass wir schnell unsere Tickets gelöst hatten und uns auf die Suche nach zwei guten Plätzen machten.
Tatsächlich waren doch schon recht viele Menschen hier, darunter hauptsächlich Männer.
Ich erspähte eine Lücke ganz vorne am Ring und wollte Tyson dorthin ziehen, bevor sich doch noch andere diesen Platz sicherten.
Ich: „Lass uns doch nach davorne gehen. Da sehen wir besser“
Tyson: „Ne, meistens ist die Sicht tatsächlich hinten besser und außerdem wirst du dann nicht direkt taub von dem Gegrölle. Ich kenn mich da schon aus, kannst mir vertrauen“
Ich wollte gerade antworten, da platze mir ein Fremder ins Wort.
Fremder: „Eyyy Tyson! Lang ist's her... Hätte nicht erwartet dich an so einem Ort wieder zu treffen“
Der Fremde drängte sich einfach vor mich und verdeckte meine Sicht auf Tyson, weshalb ich verärgert um ihn herum und wieder an Tysons Seite trat.
Tyson: „Stan... Was willst du?“
Aha, er hieß also Stan, aber woher kannten die beiden sich?
Tyson hatte nie von einem Stan erzählt und aus der Schule kam er mir auch nicht bekannt vor.
Stan: „Nana, freust du dich etwa nicht mich wieder zu sehen?“
Tyson: „Seh ich so aus?“
Oh nein, das tat er ganz und gar nicht.
Tysons Miene war finster und man merkte deutlich, dass er wohl nicht gut auf diesen Stan zu sprechen war.
Stan: „Naja du bist noch nie mit einem breiten Grinsen durch die Welt gesprungen. Aber da schau mal einer her, es sieht ja ganz so aus, als hätte sich der liebe Tyson sich diese kleine süße Maus da neben ihm geangelt und hat endlich eine Freundin“
Wie hat der mich gerade genannt!?
Kleine süße Maus?! Der bekommt gleich zu spüren, dass er sich da irrt!
Tyson: „Nenn sie gefälligst nicht so“
Bedrohlichen zischte er ihn an, während sich seine Muskeln langsam anspannten.
Ich war froh, dass er mich wenigstens verteidigte.
Tyson: „Und nein, wir sind nur Freunde, dass das klar ist. Aber das geht dich auch einen Scheiß an, kapiert? Also verschwinde“
Wie bitte?!? Wir sind nur Freunde?!
Okay er wollte ihn loswerden und mochte ihn anscheinend echt nicht, aber warum musste er dann diesbezüglich lügen?
Ich hoffte Mal für Tyson, dass er seine Gründe hatte, sonst bekommt er von mir noch was zu hören später.
Aber na gut, ich spiel das Spiel Mal mit und widersprech ihm nicht.
Stan: „Egal, demnächst steht was großes an und es wird Fred freuen zu hören, dass du zurück bist“
Wer war denn jetzt schon wieder Fred und warum redete er auf einmal so leise?
Er flüsterte ja fast und ich musste mich konzentrieren, um in der zunehmenden Lautstärke des Stadions ihn überhaupt noch zu verstehen.
Tyson: „Ich bin nicht mehr dabei. Das ganze hat sich für mich erledigt Stan. Du kennst meine Gründe und ich wüsste nicht, warum ich meine Meinung ändern sollte“
Stan: „Alter das ist deine Chance wieder aufzusteigen. Was hast du zu verlieren?“
Tyson: „Ich werde nicht mit dir darüber diskutieren. Hau einfach ab und wehe du erzählst in der Gang rum, dass ich hier war. Ich bin raus aus dem Business, aber falls du mir Probleme machst, mach ich für dich eine Ausnahme und sorge dafür, dass du danach nicht mehr laufen kannst!“
Was zum?!
Worüber redet er da denn?
Stan: „Ich erzähle rum, was ich will und du solltest deine Meinung definitiv ändern. Wir sprechen uns schon noch“
Augenblick verschwand er wieder in der Menge, genauso schnell wie er aufgetaucht war.
Jetzt hatte ich aber eine Menge Fragen.
Ich: „Kannst du mir das bitte mal erklären?“
Tyson: „Ach ich kenne Stan von früher, aber ich möchte nichts mehr mit Leuten wie ihm zu tun haben. Ich hatte ehrlich gesagt schon befürchtet, dass wir ihn hier treffen“
Ich: „Ahja und warum hast du ihm nicht gesagt, dass wir zusammen sind?“
Diese Frage beschäftigte mich deutlich am meisten und ich war gespannt, was er darauf zu antworten hatte.
Tyson: „Weißt du, es ist besser, wenn er davon nichts weiß. Je weniger er von uns weiß, umso sicherer sind wir“
Sicherer? Wieso war er gefährlich?
Oder war etwas anderes gefährlich?
Wenn ja, was denn um Himmels Willen?
Ich: „Was soll das denn bedeuten, wir sind so sicherer?“
Tyson: „Mit schmutzigen Typen wie ihm möchtest du einfach nichts zu tun haben“
Ich: „Und was wollte er bitte von dir? Welches Business?“
Tyson: „Ich erklärs dir später, okay? Das müssen die ganzen Leute hier nämlich nicht mitkriegen“
Ich: „Na gut, ist okay. Dann bin ich aber mal gespannt“
Tyson: „Also ich bin ja eher auf den Kampf gleich gespannt! In ein paar Minuten müsste er eigentlich anfangen“
Schon war all die zuvor entstandene Anspannung von ihm abgefallen und er war mit seiner Aufmerksamkeit wieder komplett auf den bevorstehenden Kampf fokussiert.
Wie einem kleinen Kind, war ihm die Vorfreude deutlich ins Gesicht geschrieben, was mir ein Schmunzeln ins Gesicht zauberte.
Kurz darauf begann der Kampf dann auch schon und die zwei Boxer traten in den Ring.
Nachdem beide vorgestellt worden waren, begaben sie sich auf ihre Positionen und der Kampf konnte endlich richtig beginnen.
Zu Beginn agierten beide noch sehr defensiv und versuchten den Gegner aus seiner Deckung zu locken, während sie sich kreisartig im Ring bewegten.
Doch kaum hatten sie einmal ein paar intensive Schlagwechsel, sprangen sie in ein äußerst agressives Kampfverhalten und lieferten sich einen harten Kampf.
Bei jeder Bewegung jubelte das Publikum und auch Tyson fieberte richtig mit.
Diese Leidenschaft konnte ich nicht wirklich teilen und empfand den Kampf größtenteils einfach nur als brutal, weshalb ich teilweise gar nicht hinsehen konnte.
Aber ich war hier ja auch wegen Tysons Geburtstag und da es ihm ja sichtlich Spaß bereitete, war ich gerne hier.

Schließlich lag einer der Kämpfer K.O. am Boden und das Publikum brach in lauten Jubel aus.
Tatsächlich war es echt unglaublich laut und ich war froh, dass wir nicht doch noch vor gegangen waren, sodass wir noch mehr gröllende Stimmen in unserem Nacken hätten.
Allerdings zog Tyson mich recht schnell nach draußen, weshalb wir wenig später schon im Auto saßen und er den Motor startete.
Tyson: „Sorry, dass ich dich so rausgezogen habe, aber ich hatte keinen Bock nochmal von jemandem angequatscht zu werden“
Ich: „Kein Problem, es war ja auch recht laut“
Tyson: „Achja, der Kampf war echt nicht schlecht! Sein Gegner hatte keine Chance und seine Angriffsreihe am Ende erst. Muss man auch erstmal hinkriegen!“
Ich: „Freut mich, wenn es dir gefallen hat. Aber jetzt sag endlich, was es mit diesem Stan und dem ganzen drum herum auf sich hat. Da bin ich jetzt echt Mal gespannt“
Tyson: „Okay also wo fang ich da an... Du weißt ja, dass ich früher intensiv geboxt habe und in meinem damaligen Boxverband war ich unteranderem mit Stan befreundet. Er hatte schon Erfahrung und war somit quasi eine Art Tutor für mich“
Ich: „Achso, soviel zu ihm, aber was meinte er denn dann mit Business? Boxen ist ein Sport, aber mehr doch auch nicht“
Tyson: „Haha nein, da irrst du dich, aber gewaltig! Es gibt ein riesiges Imperium an Boxern, die Kämpfe gegeneinander austragen und das kannst du dir überhaupt nicht so vorstellen wie diesen Kampf gerade. Es geht dabei um Geld. Je besser man war, umso mehr Geld. Und wir reden hier wirklich von viel Geld“
Ich: „Das ist aber nicht legal oder?“
Tyson: „Nein. Nein das ist es nicht. Aber du weißt wie ich drauf war. Denkst du, dass hätte mich ernsthaft abgehalten? Das war ja eher der Reiz an der Sache und außerdem, wenn du da einmal hineingezogen wurdest, ist es  schwierig sich davon wieder zu distanzieren“
Ich: „Du warst in eine illegales Box Imperium verwickelt und hast um viel Geld gekämpft?!“
Tyson: „Hm ja das beschreibts ganz gut“
Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf, während er mit der andern Hand das Auto weiter über die Straßen lenkte.
Ich konnte nicht ganz glauben, was er mir gerade erzählt hatte.
Hinter dem beliebtesten Jungen der Schule und dem Badboy der Stadt verbarg sich also die ganze Zeit auch noch ein illegaler Box Champion.
Darauf wäre ich ja nichtmal im Traum gekommen.
Doch damit waren meine Fragen nicht beseitigt, denn es waren nur noch neue dazugekommen.
Ich: „Warst du denn gut?“
Tyson: „Du hättest mich mal sehen müssen! Also der beste war ich nicht, aber ich habe in der obersten Liga mitgemischt und die kannst du kein bisschen mit dem Kindergarten Boxkampf von vorhin vergleichen“
War ja fast klar, dass er auch im Boxen wieder richtig gut dabei war.
Wenn das gerade Kindergarten war, wollte ich mir gar nicht vorstellen, wie es da zu ging.
Die Frage ist allerdings, wenn es so gut lief, warum hat er dann aufgehört?
Leider kam ich nicht mehr dazu nachzufragen, da wir bereits an unserer Suite angekommen waren und wir jetzt erstmal überlegen mussten, was wir machen wollten.
Wir entschieden uns, da das Wetter heute echt schön war, noch kurz ins Freibad zu gehen und am Abend dann noch ein paar Filme zu sehen.
Meine Fragen mussten warten, denn Tysons restlicher Geburtstag ging ganz klar vor und meine Fragen liefen mir ja nicht davon.
Außerdem wollte ich ihn damit ja auch nicht nerven, jedenfalls nicht an seinem Geburtstag.
Deswegen packten wir uns schnell ein paar Badesachen und fuhren wieder los zum Schwimmbad.

Roadtrip mit einem BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt