~Kapitel 98~

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Wir hatten den 16. November. Ein Tag vor meinem 20. Geburtstag.
Ich konnte nicht fassen, dass seit meinem Schulabschluss und damit dem Beginn unseres Roadtrips schon fast drei Jahre vergangen waren.
Damals war ich noch 17 und hatte meinen 18. Geburtstag mit Tyson im Skiurlaub verbracht.
Zu diesem Zeitpunkt hätte ich noch nicht im Traum daran gedacht, was bis heute alles passieren würde.
Mir kam damals wie ein ganz anderes Leben vor.
Was seitdem alles geschehen war... Tysons und ich hatten beschlossen den Roadtrip alleine weiterzuführen... Luna war gestorben... Ich war mit Tyson zusammengekommen... Wir mussten zurück nach Hause, damit Tyson wieder fürs Boxen trainieren konnte... Ich habe Kathy, Drake und Stan kennengelernt... Meine Mutter ist völlig ausgerastet und im Gefängnis gelandet... Tyson wäre beim Boxkampf fast gestorben und dunkle Geheimnisse sind ans Licht gekommen... Tyson lag Monate im Koma und meine Welt brach zusammen... Stan trieb ein krankes Spiel mit mir und setze Tyson damit schwer zu... Ich habe mich mit Monna angefreundet, die ihre Binding zu Tyson wieder entdeckt hat... Tyson ist in letzter Sekunde aufgewacht, als ich ihn schon aufgegeben hatte... Er und Monna haben sich wieder angenähert... Er ist aus dem Krankenhaus entlassen wurden und konnte sich mit der Zeit wieder besser bewegen... Und jetzt habe ich wieder Geburtstag.
All das und noch so viel mehr war gerade Mal in drei Jahren passiert... Wie war das nur möglich?
Ich fragte mich, ob in den nächsten Jahren genauso viel passieren würde.
Ich konnte nichtmal sagen, was bisher das gravierendste Ereignisse für mich war. Nur eines war sicher:
Das Tyson und ich zusammengekommen waren, hatte mein Leben komplett verändert. Ins Positive.
Ich könnte mir ohne ihn nicht mehr vorstellen zu existieren, obwohl ich das vor drei Jahren nie gedacht hätte.

Vor drei Jahren hatte er mir eine Kette zum Geburtstag geschenkt. Eine wunderschöne, silberne, mit einem Herzchen Anhänger.
Inzwischen gefiel sie mir sogar noch viel besser, weil das Herz für mich nochmal eine ganz andere Rolle bekommen hatte.
Das Herz stand für mich nicht nur für Tysons Liebe, sondern auch für sein Leben, dass so eng an meines gekoppelt war. Er hatte mir wirklich sein Herz geschenkt...
Deswegen trug ich die Kette auch so oft es ging, auch wenn man sie unter meiner Kleidung gar nicht immer sah.
Für mich zählte die Geste und der Gedanke dahinter.

Ich war gespannt, was Tyson sich für morgen überlegt hatte.
Er meinte, er wolle den letzen, in den Hintergrund geratenen Geburtstag wieder gut machen, aber ich hatte keine Ahnung wie.
Zum Reinfeiern waren wir jedenfalls beide zu müde und so schlief ich am Vorabend wie immer, aber mit Vorfreude auf den nächsten Tag, in Tysons Armen ein.

Ich hatte wirklich mit vielem gerechnet.
Liebevolle Küsse, die mich sanft weckten, oder dass er einfach warten würde, bis ich von selber wach wurde; doch es kam anders.
Es war noch dunkel im Zimmer und ich brauchte einen Moment, um die Situation zu begreifen.
Tysons lag unruhig neben mir und keuchte schwer.
Immer wieder presste er gequält meinen Namen hervor.
Ich: „Tyson, hey, ich bin da"
Ich legte meine Hand auf seine Brust und merkte wie sein Herz raste.
Ich: „Ganz ruhig, es ist alles gut. Ich bin da Tyson"
Er hatte eine Panikattacke. Schon wieder.
Seit er zuhause war, war das schon die Vierte.
Wir wussten beide nicht, warum diese immer wiederkehrten.
Die erste Attacke im Krankenhaus nach unserem Streit und die zweite in der ersten Nacht wieder Zuhause nach Stans SMS hatten beide noch einen konkreten Auslöser, doch die darauf folgenden kamen ganz zufällig.
Weder Tyson noch ich konnten es uns erklären.
Tyson wusste nie wie ihm geschah, aber irgendwie übermannte ihn einfach eine ungeheure Panik und damit folgte auch die Atemnot.
Dies geschah immer nachts und daher ahnte ich bereits nie gutes, wenn ich mitten in der Nacht wach wurde.
Ich würde ihm so gerne helfen; dafür sorgen, dass es aufhört; doch ich konnte ihm nur während der Panikattacke beistehen und ihn versuchen zu beruhigen.
Und auch wenn ich das inzwischen fast gewöhnt sein müsste, nahm mich Tysons hilfloser und angsterfüllter Zustand noch immer ziemlich mit.
Die Panik und das Leid in seinen Augen ließen mein Herz schmerzen.
Wenn ich ihn doch vor diesen furchtbaren Attacken beschützen könnte.
Es war nur ein kleiner Trost, dass sich Tyson schneller wieder beruhigte, wenn ich ihm gut zuredete und durch Berührungen meine Nähe zeigte.
So drückte ich auch dieses Mal seine Hand und strich ihm über die Wange, während ich ihn zusätzlich durch meine Worte versuchte zu beruhigen.
Zwar dauerte es einige Zeit, aber genauso wie die letzen Male ging es Tyson dadurch langsam wieder besser und er erholte sich von seinem Anfall.
Tyson: „Scheiße... Wann hört das endlich auf? ...Tut mir leid"
Ich: „Ich weiß auch nicht... Aber du musst dich nicht entschuldigen. Mir tut es leid, dass du diese scheiß Attacken bekommst"
Tyson: „So wollte ich deinen Geburtstag aber eigentlich nicht beginnen... Trotzdem happy Birthday Baby"
Er lächelte mich schwach an und strich über meine Wange.
Ich: „Danke... Lass uns schlafen und später reden, okay? Ich will an meinem Geburtstag schließlich ausgeschlafen sein"
Tyson: „Natürlich, schlaf schön Babe. Ich liebe dich"
Ich war schon wieder viel zu müde, um zu antworten und kuschelte mich nur noch an Tysons Brust, bevor ich einschlief.

Roadtrip mit einem BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt