Langsam wurde ich wieder wach, doch ließ meine Augen noch geschlossen.
Mir kroch Tysons Duft in die Nase und ich spürte die wohlige Wärme, die von ihm ausging.
Vorsichtig, als hätte ich Angst, dass alles nur ein Traum war, öffnete ich meine Augen und nun sah ich Tyson auch.
Er hatte seine Arme um mich geschlossen und ich hatte mich im Schlaf anscheinend die ganze Zeit schon an ihn gekuschelt.
Allerdings schlief er gar nicht mehr, sondern schaute mich mit seinem wunderschönen Augen an und ich erwiderte nun diesen Blick.
Ich: „Guten Morgen“
Tyson: „Na hast du gut geschlafen Babe?“
Ich: „Wie immer, wenn ich in deinen Armen schlafe, wunderbar“
Tyson: „Das freut mich.
Gestern Nacht war wirklich unglaublich. Die schönste Nacht, die ich je hatte“
Bei den Gedanken daran konnte ich nur grinsen.
Ja, es war wirklich unglaublich. Unglaublich schön.
Und das es ihm ebenfalls so gut gefallen hat, ließ mich nur noch mehr strahlen.
Ich: „Es war wirklich unbeschreiblich“
Auf einmal hörte ich ein leises Magenknurren von Tyson und musste lachen, da das unerwartet gekommen war.
Ich: „Hat da etwa jemand Hunger?“
Doch plötzlich knurrte auch mein Magen, sodass jetzt Tyson ebenfalls lachen musste.
Tyson: „Ich würde sagen, wir sollten beide etwas essen“
Ich: „Hab ich nichts gegen einzuwenden“
Also schleppten wir uns aus dem Bett und nachdem wir uns kurz im Bad frisch gemacht hatten, gingen wir zusammen in die Küche, um in Ruhe zu frühstücken.Der Tag verflog nur so und inzwischen war es bereits später Nachmittag.
Wir chillten fast die ganze Zeit schon zusammen auf der Couch und klickten uns durch auf der Suche nach einer guten Serie oder einem Film.
Dafür, dass wir gestern so viel erlebt hatten, machten wir uns heute einfach einen entspannten Nachmittag Zuhause.
Mit meinen Beinen über Tysons Oberschenkeln gelegt saß ich auf dem Sofa und gerade lief eine Castingshow, bei der verschiedene Tänzer gegeneinander antreten mussten.
Da ich ja früher selber viel getanzt hatte, brennt tief in mir noch immer der Wunsch wieder mehr zu tanzen als in der Disko, weshalb ich solche Tanzshows eigentlich ganz interessant fand.
Tyson konnte diese Begeisterung zwar weniger teilen, aber er hatte auch nichts dagegen und so stand der Show nichts im Weg.Mitten in der Show klingelte auf einmal Tysons Handy und er ging raus, um kurz zu telefonieren.
Allerdings blieb er nicht nur "kurz" draußen und langsam wurde ich echt neugierig, was er denn so wichtiges zu besprechen hatte.
Natürlich hab ich nichts dagegen, wenn er mit Freunden oder so telefonieren sollte, aber seit wir unterwegs waren hatte er das noch nie getan.
Die einzigen, mit den Tyson telefonierte, waren Essenslieferanten oder Großvater und Francesco, welche allerdings eigentlich immer mich anriefen und nicht Tysons Handy, da auch ich größtenteils die jenigen war, die sich überhaupt mit ihnen unterhielt.
In Tyson steckte einfach nach wie vor ein Badboy, der sich für seine Familie und Verwandte nicht wirklich begeistern konnte.
Das hielt mich allerdings nicht davon ab, immer Mal wieder mit Großvater und Francesco zu telefonieren.
Auch das wurde mit der Zeit zwar weniger, aber ich bemühte mich, wenigstens einmal im Monat mit ihnen zu reden, um den Kontakt zu halten.Als Tyson schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder kam, sah er irgendwie beunruhigt aus.
Bevor er den Raum verlassen hatte, war er die Ruhe in Person und sah eigentlich auch glücklich aus, aber jetzt?
War irgendwas schlimmes passiert?
Er ließ sich wieder neben mich aufs Sofa fallen und nun konnte ich noch deutlicher sehen, das irgendwas nicht stimmt, auch wenn er es versuchte zu überspielen.
Ich: „Was ist los? Wer war denn dran?“
Tyson: „Nur ein alter Bekannter, nicht weiter wichtig“
Er klang alles andere als überzeugend und ich merke, wie er sich nichts anmerken lassen wollte.
Dann muss ich wohl weiter nachbohren, bis ich was aus ihm rausbekomme.
Ich: „Seit wann rufen dich deine Bekannten an? Warum denn ausgerechnet heute? Was wollte er denn?“
Tyson: „Ach er hat mir gratuliert, weil er gedacht hatte, ich hätte heute Geburtstag“
Und deswegen ist er jetzt so... niedergeschlagen?
Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass ihm das so wichtig ist.
Er sagt doch immer, dass ihm seine alten "Freunde" egal sind und er auch keinen Kontakt mehr möchte, was er ja bis jetzt auch nicht hatte.
Ich: „Du warst lange draußen, da wird er ja nicht nur Happy Birthday gesagt haben. Über was habt ihr denn noch alles geredet?“
Tyson: „Halt so Zeug, über das alte Freunde reden. Echt nichts besonderes. Schau ruhig weiter deine Show“
So wie er klingt und aussieht, kann ich ihm das nicht abkaufen.
Ich weiß nicht warum, aber irgendein Instinkt in mir sagt mir das da etwas gewaltig nicht stimmt.
Alleine, dass er mich dazu bringen will, einfach weiter meine Show zu schauen, deutet da doch auf irgendwas hin.
Ich: „Die Show ist doch nicht so wichtig. Tyson, ich sehe dir doch an, dass dich irgendwas belastet und das erst seit du telefoniert hast. Wenn das stimmt, was du sagst, warum bist du dann so niedergeschlagen?“
Tyson: „Mir geht's gut. Wirklich“
Dieses "wirklich" hatte definitiv mehr einen verzweifelten Unterton, als eine überzeugende Wirkung.
Ich: „Du kannst mich nicht anlügen. Ich seh das doch ganz deutlich! Du bist einfach kein guter Lügner Schatz. Aber was ich nicht verstehe... Warum lügst du mich überhaupt an? Ich dachte wir können über alles miteinander reden?“
Tyson: „Ich weiß gar nicht was du meinst. Ich lüge doch überhaupt nicht!“
Das glaubt er doch selber nicht oder?
Was soll das denn jetzt?
Von Anfang an, seit wir uns kennen, hab ich Angst, dass er mich anlog oder betrügt und dann schlafe ich gestern sogar mit ihm und jetzt direkt sowas?
Das ist doch ein schlechter Scherz oder?
Ich: „Red nicht so einen Scheiß und sag mir einfach was los ist!“
Tyson: „Mannn es ist alles gut, okay?!“
Seine Stimme wurde lauter und er schrie mich schon fast an, was mich noch weniger glauben ließ, dass alles gut wäre.
Wenn er etwas nicht kann, dann mich anlügen, aber wenn ich ihm so konfrontiere, warum kann er mir nicht einfach die Wahrheit sagen?
Er hat mich doch sonst nie angelogen...
Ich: „Hör auf mich anzulügen Tyson! Was ist los mit dir?“
Tyson: „Nichts! Es ist nichts, verstanden? Lass mich doch einfach in Frieden!“
Er stand auf und verließ stürmisch das Zimmer.
Ich hörte, wie sich die Wohnungstür öffnete und anschließend wieder zuknallte.
Währenddessen saß ich noch immer fassungslos auf dem Sofa und konnte einfach nicht verstehen, was gerade passiert war.
Seit wir zusammen waren haben wir uns noch nie gestritten und jetzt direkt sowas.
Er hat mich doch noch nie angelogen, aber gerade eben hat er mir eiskalt ins Gesicht gelogen und steht nichtmal dazu, obwohl es offensichtlich war.
Ich bin doch nicht blöd und erkenne das, wenn mich jemand anlügt.
Dass das gerade alles gelogen war, erkannte ja selbst ein Blinder, also konnte ich mich doch nicht täuschen.
Ich kannte ihn gut.
Er konnte andere gekonnt und auf die raffinierteste Art und Weise anlügen, jedoch, seit wir zusammen waren und eigentlich auch schon seit wir befreundet waren, konnte er mich als einzige nicht anlügen.
Selbst wenn er eine Überraschung für mich hatte, hat er sich oft selber verraten, weil er es nicht fertig brachte, mich anzulügen.
Dass er mich so anlog wie gerade, habe ich einfach noch nie erlebt.
Warum tut er das?
Wir können doch über alles reden.
Warum lügt er mich dann an?
Betrügt er mich etwa?
Nein, das kann eigentlich nicht sein, wir waren doch so gut wie immer zusammen unterwegs.
Aber was war denn dann los mit ihm?
Wie kann ihn dieses Telefonat so aus der Bahn werfen?
Ich musste daran denken, wie Tyson schonmal komisch war, nach diesem einen Telefonat mit Großvater, wo er ausgerastet war.
Damals hatte er grob gesagt Angst um mich.
Angst, dass ich ihn nie lieben würde und wir nie zusammenkommen würden.
Aber nun waren wir zusammen.
Wir waren glücklich zusammen.
Wir hatten gestern einen wunderschönen Tag.
Wir haben sogar das erste Mal miteinander geschlafen!
Langsam stiegen in mir all meine Ängste wieder hoch, dass er nur mit mir schlafen wollte und jetzt, da ich dies zugelassen hatte, kein Interesse mehr hatte.
Früher war das der Fall, aber ich dachte er hatte sich geändert.
Ich hab doch gemerkt, dass er sich geändert hat!
Das kann doch gar nicht sein.
Das darf gar nicht sein...
Aber was... wenn doch?
Ich merkte, wie meine Hände zitterten und als ich mir erschrocken ins Gesicht fasste, fühlte ich nasse Tränen über meine Wangen fließen.
Daraufhin fing ich nur noch heftiger an zu weinen und vergrub mein Gesicht in einem der Kissen.
Doch nach einer Zeit bemerkte ich den Geruch des Kissens. Tysons Geruch.
Voller Wut schleuderte ich das Kissen weg und kauerte mich zusammen.
Der Tränenstrom aus meinen Augen fand kein Ende und wurde nur noch stärker, während sich die Emotionen in mir überschlugen.
Ich hatte Angst, dass Tyson mich nur ausgenutzt hatte, auch wenn ich das nicht glauben konnte.
Aber ich war auch wütend auf ihn, dass er mich anlog,
dass er mir nicht die Wahrheit sagen wollte,
dass er mich einfach sitzen gelassen hatte.
Ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte und so mischten sich meine Gefühle zusammen mit Enttäuschung und übermannten mich einfach.
Der Tränenschleier vor meinen Augen war zu dicht geworden und verschluckte die Welt um mich herum...
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Roadtrip mit einem Badboy
Romantik~Roadtrip mit einem Badboy~ Stella Marks war das schüchterne Mädchen von nebenan und hatte keine Freunde an ihrer Schule. Ihr Vater war gestorben und ihre drogenabhängige Mutter interessierte sich nicht für sie. Die einzige Stütze in ihrem Leben war...