Wieder einmal kam ich vom Sport mit Drake und einem schönen Treffen mit Kathy zurück nach Hause, wo Nancy schon den Tisch deckte.
Es roch nach leckeren Nudeln und als ich ins Esszimmer trat, sah ich, dass auch schon alle am Tisch saßen.
Alle bedeutete Großvater, Francesco und Monna, die ihren Mann alleine auf die Geschäftsreise geschickt hatte, da sie andere Prioritäten hatte. Tyson.
Ich setzte mich zu ihnen und wenige Minuten später konnten wir auch schon essen.
Wir unterhielten uns ein wenig und es war schön zu sehen, dass die drei sich gut verstanden.
Da Francesco Monnas Vater war, hätte man das allerdings auch erwarten können und mit Großvaters freundlicher Art hatte auch noch nie jemand Probleme.Nach dem Essen war es schon recht spät, aber ich entschied mich noch einen kleinen Spaziergang zu machen, bevor ich mich schlaflos in mein Bett quälen würde.
Ich verließ also das Haus ohne Weiteres und begann durch die Nachbarschaft zu joggen, bis ich mich auf einer Park Bank niederließ.
Die kalte Nachtluft umströmte meinen aufgehitzten Körper und ich konzentrierte mich auf meine Atmung, die sich stückweise wieder verlangsamte.
Wenn jetzt doch Tyson hier wäre.
Wenn ich ihn nur lächeln sehen könnte...
Ich würde alles dafür geben.
Bevor ich mich weiter in meinen Gedanken verlor, ging ich weiter, nicht ohne dabei mein Handy zu öffnen.
Wie automatisch wählte ich Stans Nummer und es dauerte nur ein paar Tuter, bis seine Stimme ertönte.
Stan: „Hey Stella, was gibt's? Alles gut bei dir?“
Ich: „Hey, ja mir geht's gut soweit. Eigentlich weiß ich selber nicht so genau, warum ich angerufen habe. Hat sich irgendwie ergeben“
Stan: „Heist du wolltest einfach meine Stimme hören?“
Man konnte förmlich hören, wie er am anderen Ende der Leitung grinsen musste, was eigentlich ganz süß war.
Ich: „Schätze schon. Was machst du?“
Stan: „Dies, das... und wie's aussieht jetzt mit dir telefonieren“
Ich: „Ach was du nicht sagst. Das muss ja richtig cool sein“
Stan: „Und wie. Und was ist mit dir? Es hört sich so an als wärst du irgendwo draußen“
Ich: „Ja das bin ich. Ich war noch eine Runde joggen“
Stan: „Du warst joggen? Im Dunkeln? Heißt also du wolltest den Kopf frei kriegen und hast mich jetzt angerufen, weil es nicht so geklappt hat wie geplant. Hab ich Recht?“
Ich: „Hm, du hast mich wohl durchschaut“
Tatsächlich kannte mich Stan inzwischen ziemlich gut und wusste sehr genau, was in mir vorging und weshalb.
Stan: „Na dann haben wir ja doch noch den Grund für deinen Anruf gefunden. Wenn du magst, schmeiß ich noch schnell die Spülmaschine an und komm dann zu dir, ja?“
Ich: „Das wäre super. Können wir solange weiter telefonieren?“
Stan: „Na klar. Ich als Profi habe doch kein Problem das gleichzeitig mit den Tellern zu managen“
Ich: „Haha, Multitasking Talent hast du also auch noch?“
Stan: „Oh ich habe noch viele Talente von denen du nichts ahnst ...aber ein Ortungsvermögen ist darin leider nicht eingeschlossen. Deswegen bin ich wohl darauf angewiesen, dass du mir sagst wo du dich befindest, damit ich zu dir kommen kann“
Selbst durchs Telefon schaffte er es mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Diese Art von Gesprächen und diese Ironie erinnerte mich sehr an Tyson.
Mit Tyson quillten meine Unterhaltungen oft nur so voll Ironie und bei der Erinnerung daran, wenn ich so mit Stan sprach, kam auch die mit Tyson verbundene Freude wieder in mir auf.
Ich versank kurz in alten Erinnerungen, bis mich Stans Stimme aus meinen Träumereien holte.
Stan: „Stella? Hallo? Bist du noch da?“
Ich: „Oh ehm ja. Sorry, ich war in Gedanken...“
Stan: „Du hast wieder an ihn gedacht oder? ...Hör auf damit, das ist nicht gut für dich. Das weißt du doch“
Ich: „Ach Stan, aber er-“
Stan: „Nein Stella, er ist nicht gut für dich. Versteh das doch. Du musst davon wegkommen“
Ich: „Nein?! Ich will doch gar nicht von ihm wegkommen! Was redest du denn?“
Einen Moment war Ruhe am Telefon und ich war verwirrt, was mit Stan auf einmal los war, wo er doch sonst immer so verständlich und unterstützend war.
Stan: „Tut mir leid, vergiss was ich gesagt hab... Ich mein doch nur, du solltest nicht die ganze Zeit an ihn denken. Du weißt doch selber wie das immer endet“
Ich: „Was denkst du denn, was ich die ganze Zeit versuche?“
Stan: „Ich weiß, ich weiß. Ich fahr auch gleich los. Ich lenk dich schon ab“
Ich: „Eine Umarmung würde mir fürs erste auch schon reichen“
Stan: „Nichts lieber als das. Ich beeile mich auch. Aber wo soll ich denn jetzt hinkommen? Treffen wir uns bei dir oder soll ich dich irgendwo abholen?“
Ich: „Ich bin noch im Park. Wenn du magst, kannst du mich da aufgabeln“
Stan: „Warte Mal! In welchem Park bist du?“
Ich: „Sehr witzig, es gibt hier nur einen. Was ist das für eine Frage?“
Stan: „Mach das du nach Hause kommst. Undzwar schnell!“
Ich: „W-was? Warum denn auf einmal? Was ist los?!“
Am anderen Ende der Leitung war ein Klimpern zu hören. Schritte. Eilige Schritte. Eine zufallende Tür. Das Starten eines Motors.
All das passierte rasend schnell, aber ich bekam noch immer keine Antwort.
Ich: „Stan was ist denn los?!“
Da er schon seine Gründe haben wird, steuerte ich auf den Ausgang des großen Parks zu, doch erblickte ich aus der Verne einige Männer, die in diesem Kontext wahrscheinlich nichts gutes hießen.
Ich: „Stan, da sind Männer am Ausgang. Wer ist das, was wollen die und viel wichtiger, was soll ich jetzt machen?“
So wie Stan auf einmal drauf war waren das keine friedlichen Jungs die zusammen die Abendluft genossen und das bedeutete auch, dass ich ihnen nicht begegne sollte.
Stan: „Scheiße... okay, ich bin gleich da und hol dich. Versuch nicht ihre Aufmerksamkeit zu erwecken, aber geh auch nicht ins Parkinnere“
Ich: „Okay okay, aber wer ist das? Was ist los?“
Stan: „Erklär ich dir alles, wenn ich bei dir bin. Bei welchem Ausgang bist du? Ich bin gleich da“
Ich: „Ich bin beim unteren Haupteingang, aber da sind auch die Typen“
Stan: „Gut. Also nicht gut. Kannst du etwa auf Höhe von dem Antiquitätengeschäft kommen?“
Ich: „J-ja klar“
Dafür musste ich nur ein kurzes Stück den Weg entlang gehen, was mir auch ganz recht war, um Abstand zwischen die Männer und mich zu bringen.
Ich: „Und jetzt?“
Stan: „Ich bin jeden Augenblick da. Ich lege jetzt auf“
Ich: „Nein, leg nicht auf!“
Doch da war nur noch das Tuten zu hören und ich war vollkommen auf mich allein gestellt.
Was in Himmels Willen war hier schon wieder los?
Und warum wusste Stan darüber bescheid und ich nicht?
Bevor ich mich länger verrückt machen konnte, hörte ich plötzlich jemanden am Zaun des Parkes.
„Psst, komm her!“
Stan! Gott sei Dank.
Ich stieg durch die Beete und Büsche vor dem hohen Gitterzaun und blieb schließlich kurz davor stehen.
Stan: „Kletter über den Zaun!“
Ich: „Was? Wie soll ich das denn machen? Nur weil ich ein paar Mal mit Drake Sport gemacht habe und joggen war, komm ich da noch lange nicht rüber“
Ehe ich mich versah ergriff Stan die Stangen des Zauns und schwang sich mir unverständlich geschickt hinüber, sodass er auf einmal neben mir stand.
Stan: „Ich kann dir hoch helfen, aber runter musst du es alleine schaffen. Und jetzt schnell, bevor uns noch jemand entdeckt“
Ich nickte nur stumm und im nächsten Monat half mir Stan mit Hilfe einer Räuberleiter nach oben, wo ich mich mühselig auf die andere Seite schwang und unsanft wieder auf den Boden polterte.
Stan hatte da deutlich weniger Probleme und war sogar schneller wieder draußen, als ich mich vom Boden aufraffen konnte.
Stan: „Geht's?“
Ich sah, dass er sich ein Lachen verkneifen musste und schämte mich etwas für meine Unsportlichkeit
Ich: „Mir geht's gut. Ich wollte mich einfach nur kurz hinsetzen, während ich auf dich gewartet habe“
Stan: „Achso ist das. Ich sehe schon, von dir kann ich noch viel lernen. Aber jetzt lass uns hier wegkommen“
Mit einem Lachen stiegen wir beide in seinen Wagen und in nullkommanix brauste er davon, woraufhin wir wenig später vor Tysons Elternhaus hielten.
Stan schaltete den Motor aus und wollte schon aussteigen, als er jedoch meinen Blick bemerkte, drehte er sich zu mir.
Ich: „Also, wer oder was war das?“
Stan: „Boxer. Illegale. Die treffen sich öfter hier und tragen nachts auf dem großen Platz in mitten des Parks Kämpfe aus“
Mit so einer direkten Antwort hätte ich gar nicht gerechnet.
Von Tyson war ich es noch gewöhnt, meistens lange nachboren zu müssen.
Aber was sagte Stan da? Boxer?!
Ich: „Hier? Dieses Kaff ist doch nun wirklich nichts besonderes, warum ausgerechnet hier?“
Stan: „Du hast's schon selber rausgefunden. Howardville ist nichts besonderes und damit der unauffälligste Ort. Niemand würde hier etwas vermuten und die 350 Einwohner stellen auch keine Gefahr da, weil die entweder schlafen oder in größeren Städten unterwegs sind, in denen abends nunmal mehr abgeht“
Ich: „Hm das leuchtet ein. Hast du da schonmal mitgemacht?“
Stan: „Früher oft. Zusammen mit Drake und Tyson habe ich da vorallem zu Beginn des Boxens mein Können erprobt. Mittlerweile wäre es jedoch nur langweilend, weil dort einfach hauptsächlich Anfänger sind.
Trotzdem hatte ich keine Lust dich aus einem Haufen an notgeilen Anfängerschlägern zu befreien müssen, deswegen sorry, wenn ich dir Panik gemacht habe, aber das wäre für niemanden schön ausgegangen“
Ich: „Nein, natürlich nicht. Hättest du mir das im Vorhinein gesagt, wäres ja gar nicht erst zu der Situation gekommen“
Mal wieder ein Typ, der sich und mir viel Ärger ersparen hätte können, hätte er nur seinen Mund aufgemacht.
Irgendwann drehe ich noch durch wegen sowas, aber in diesem Fall war es ja immerhin halb so wild.
Stan: „Wer rechnet denn damit, dass du ausgerechnet heute auf die Idee kommt nachts im Park zu joggen? Ich weiß, dass Drake einen stark beeinflussen kann, aber dass er dich bereits so einer starkes Gehirnwäsche unterzogen hat, hätte ich nicht gedacht“
Ich: „Okay okay ich weiß ja selber nicht genau, was über mich gekommen ist. Wahrscheinlich der Einfluss von etwas anderem. Besser gesagt jemand anderem...“
Natürlich meinte ich damit Tyson. Beziehungsweise die Wirkung, die die Leere ohne Tyson auf mich hatte.
Stan: „Komm, lass uns aussteigen und reingehen. Du wolltest doch eine Umarmung. Und dann vergisst du das vielleicht wieder“
Ich: „Ich denke nicht, dass ich Tyson einfach vergessen könnte“
Das wollte ich ja auch gar nicht wirklich, nur für einen Moment würde ich alles vergessen wollen, um diesem Schmerz in meinem Herzen zu entkommen.
Ich vermisste Tyson einfach so sehr...
Stan: „Papperlapap, ich will diesen Namen jetzt nicht mehr hören. Und jetzt komm“
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Roadtrip mit einem Badboy
Romance~Roadtrip mit einem Badboy~ Stella Marks war das schüchterne Mädchen von nebenan und hatte keine Freunde an ihrer Schule. Ihr Vater war gestorben und ihre drogenabhängige Mutter interessierte sich nicht für sie. Die einzige Stütze in ihrem Leben war...