~Kapitel 116~

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Mal wieder verbrachte ich meinen Nachmittag im Studio und feilte an einer neuen Choreo.
Das Lied, zu dem ich tanzte, war Gangsta von Kehlani und ich musste beim Text immer wieder unwillkürlich an Tyson denken.
»I need a Gangsta... to love me better... than all the others do«
Irgendwie war Tyson ja schon ein Gangster. Zumindest habe ich ihn als Badboy kennengelernt.
Zu Beginn fand ich das zwar eher abstoßend, aber irgendwie hatte es auch etwas anziehendes.
Auf jeden Fall war die Liebe, die ich für ihn und er für mich empfand, eine ganz besondere.
Wenn ich an meine Beziehung mit Jace zurückdachte, war Tysons und meine Liebe auf einem ganz anderem Level, gar nicht vergleichbar.
Ob das daran lag, dass Tyson eben nicht auf den ersten Blick perfekt war? Dass er seine Fehler und Narben hatte, die ihn mich nur noch mehr lieben ließen?

»To always forgive me« ging der Songtext weiter.
Tatsächlich konnte ich mir nicht vorstellen, dass wir uns mal wegen etwas so sehr streiten könnten, dass er mir nicht vergab.
Wir haben einfach schon so viel gemeinsam durchgemacht und dabei haben sowohl er als auch ich schon so viel Mist gebaut, doch nichts davon hatte uns auseinander bringen können.
Somit traf auch diese Textzeile auf Tyson zu.

Auch »Rather die with me« passte irgendwie.
Ich hatte einfach das Gefühl, Tyson würde alles für mich geben, genauso wie ich für ihn.
Wir gehören einfach zusammen und da gehörte das mit dazu.

»That's just what gangstas do« endete der Refrain schließlich.
War es das, was Gangster tuen? Brechen sie dir nicht für gewöhnlich das Herz, weil sie etwas mit einer anderen haben?
Früher war Tyson so, aber inzwischen würde er sowas niemals mehr tun.
Vielleicht war er dennoch ein Gangster geblieben, aber er war mein ganz persönlicher Gangster.
Das Badboy-Wesen war ein Teil von ihm, aber darüberhinaus war er einfach Tyson. Mein Tyson, den ich über alles liebte, genauso wie er mich.

Atemlos beendete ich sowohl meine Choreo als auch meine Gedankengänge.
Ich war so vertieft in meine Gedanken gewesen, dass ich gar nicht richtig wahrgenommen hatte, wie ich mich bewegt hatte.
Die Choreographie war mir inzwischen einfach schon in Fleisch und Blut übergegangen und ich hatte das Gefühl, dass sie somit vollendet war.
Ich startete die Musik erneut, um es ein letztes mal durchzutanzen und dabei dieses mal bewusst auf die Schritte zu achten.
Also gab ich mich der Musik voll hin und gleitete durch den Sal.
Jede Bewegung sitzte perfekt und mein Tanz hatte einfach das nötige Gefühl ...die nötige Leidenschaft ...die nötige Hingabe.
Ich vergaß mich wieder vollkommen, während ich tanzte, und endete schließlich mit meiner Endpose, als ich plötzlich eine Stimme hörte.
„Du braucht also einen Gangster?"
Ich hatte überhaupt nicht gemerkt, dass mich jemand beobachtet hatte, weshalb ich leicht zusammenzuckte.
Doch als ich Tyson an der Tür entdeckte, schlich sich ein Grinsen in mein Gesicht. Da war er ja, mein Gangster.
Ich: „Was machst du denn hier?"
Tyson: „Brauche ich etwa einen Grund, um meine Freundin zu besuchen?"
Jetzt musste ich noch mehr grinsen und schüttelte nur sanft den Kopf.
Tyson erwiderte mein Strahlen und kam auf mich zu.
Er blieb dicht vor mir stehen und ich beugte mich zu ihm nach oben, um seine Lippen zu erreichen.
Seine Hände legten sich um meine Hüfte und verweilten dort selbst nach unserem Kuss.
Zwischen uns befand sich kaum eine Lücke und Tysons Blick war nahezu elektrisierend.
Tyson: „Das sah echt heiß aus"
Mir stieg die Röte ins Gesicht, wenn ich nicht ohnehin schon rot vom Tanzen war.
Ich: „Du hast mich die ganze Zeit beobachtet?"
Tyson: „Vielleicht ein paar Minuten“
Witzbold, länger ging der Tanz ja nicht. Also hatte er ihn ganz gesehen. Ich musste leicht schmunzeln.
Tyson: „Das könnte ich mir durchaus öfter anschauen"
Ich: „Na ich habe nichts dagegen, wenn du öfter vorbeikommst"
Tyson: „Das werde ich"
Er küsste mich erneut, dieses mal verlangender und ließ dabei eine seiner Hände unter mein Shirt gleiten und nach oben wandern.
Als ich ahnte, was er vorhatte, unterbrach ich unseren Kuss.
Ich: „Was soll das denn werden?"
Eigentlich konnte ich mir das ja denken, aber ganz benebelt von seiner Nähe funktionierte mein Kopf einfach nicht richtig.
Tyson: „Nach was sieht es denn für dich aus?"
Seine Stimme hatte einen perversen Unterton, mit dem er meine Knie weich werden ließ.
Sein ganzes Auftreten hier machte mich ganz verrückt!
Wieder begann er mich zu küssen und ich war wie gefangen, als seine Hand sich erneut unter mein Oberteil schlich.
Erst als er mit einem geschickten Handgriff meinen BH öffnte, unterbrach ich ihn erneut und verschloss meinem BH sogleich wieder.
Ich: „Nicht hier, Tyson!"
Peinlich berührt schaute ich zur Türe, ob uns jemand gesehen hatte, jedoch konnte ich niemanden entdecken.
Tyson: „Wieos denn nicht? Es ist doch sonst niemand da"
Seine Stimme war ruhig und sicher, entschlossen sich zu nehmen, was sie wollte.
Ich: „J-ja aber es könnte ja jeder Zeit jemand kommen"
Er musste über meine Übervorsichtigkeit schmunzeln und begann mich zu necken.
Tyson: „Ich dachte du brauchst einen Gangster? Gehören dazu nicht auch 'super gefährliche Aktionen'?"
Provozierend glitt seine Hand zu meinem Po, doch ich schaffte es mich genauso entschlossen, wie er es war, einen Schritt von ihm zu entfernen.
Ich: „Meinen Gangster habe ich zwar vor mir, aber ich muss mich ja nicht auf jeden seiner verrückten Pläne einlassen"
Tyson: „Na wenn das so ist, befiehlt dir dein Gangster jetzt eben deine Sachen zu packen, damit wir nach Hause können"
Er schien eingesehen zu haben, dass ich mich hier nicht rumkriegen lassen würde, was ihn jedoch nicht entmutigte.
Allerdings würde ich wohl oder übel wohl auch nicht mit ihm nach Hause kommen können...
Ich: „Das geht nicht Ty, ich muss noch üben..."
Tyson: „Üben? Das war doch schon spitze!"
Ich: „Danke... Aber ich muss noch eine andere Choreographie vorbereiten"
Tyson: „Kann das nicht bis morgen warten?"
Er wollte wirklich nicht aufgeben.
Ich konnte die Hoffnung förmlich in seinen Augen sehen, doch so schwer es mir auch fiel, musste ich sie zerstören.
Ich: „Tut mir leid, aber das ist wichtig. Ich beeile mich auch"
Niedergeschlagen trat er einen Schritt zurück und es tat mir leid, ihn so zurückzuweisen.
So hatte er sich seinen Besuch hier sicherlich nicht vorgestellt.
Tyson: „Weist du, es macht echt nicht soviel Spaß, wenn du überhaupt nicht machst, was ich will. Wo bin ich denn da noch der Gangster?"
Ich: „Ach komm schon, du bist und bleibst trotzdem immer mein Gangster. Der bist du ja schließlich nicht, weil ich dir wie eine Sklavin zu Füßen liege"
Tyson: „Nein natürlich nicht, das will ich ja auch gar nicht. War ja nur ein Scherz"
Auch wenn er nur einen Witz machen wollte, klang dennoch die Enttäuschung in seiner Stimme mit.
Ich: „Sei nicht traurig... Wenn mein Gangster mag, kann ich ja später noch machen, was du willst"
Tyson: „Auf das Angebot komme ich gerne zurück“
Jetzt schlich sich wieder ein kleines Lächeln in sein Gesicht, allerdings erreichte es nicht seine Augen.
Stattdessen schien er nun zu überlegen.
Tyson: „Aber jetzt mal Spaß beiseite... meinst du wirklich, ich sei ein Gangster?"
Ich: „Das fragst du noch? Schau dich doch an"
Tyson: „Was, nur weil ich ein paar Muskeln habe?"
Ich: „Nein! Also das ist zwar auch nicht schlecht, aber komm schon Tyson! Du müsstest dein Badboy Image doch eigentlich besser kennen als ich"
Tyson: „Tss gut, vielleicht war ich führe mal ein Badboy oder auch Gangster. Wie auch immer du es nennen willst. Aber inzwischen bin ich doch eigentlich stink langweilig oder?"
Dachte er das etwa wirklich über sich?!
Ich: „Quatsch, du bist immernoch der selbe. Dafür musst du ja nicht aktiv Leute verprügeln. Der Boxsack tut's auch"
Tyson: „Macht aber nicht so viel Spaß"
Ich boxte ihm für den Scherz spielerisch gegen die Brust, woraufhin er mich überraschend in eine Umarmung zog.
Ich: „Okay, das kam unerwartet... Ist alles gut?"
Irgendwie verwirrte mich sein sprunghaften Verhalten.
Erst tauchte er hier unangekündigt auf, dann will er mich rumkriegen, bis er auf einmal nahezu ernst wird und jetzt umarmt er mich einfach?
Wenn ich's nicht besser wüsste, hätte ich vermutet, dass er seine Tage hatte.
Tyson: „Mir geht's gut, ich habe nur eine Umarmung gebraucht"
Einfach so? Naja warum auch nicht.
Ich: „Nun gut, hab ich nichts dagegen"
Ich hatte wirklich nichts dagegen.
Es tat gut, einfach mal mitten im Alltag umarmt zu werden.
Tyson hatte mir gefehlt, aber jetzt war er da. Wahrscheinlich ging es ihm ähnlich.
Ich: „Hast du mich auch vermisst Ty?"
Meine Stimme war nur ein leises Muscheln an seinen Hals, aber er verstand mich dennoch ganz genau.
Tyson: „Ich vermisse dich immer. Jeden Moment auf der Arbeit, an dem ich an dich denken kann. Und das ist leider viel zu oft. Solange ich da nur aushelfe, hab ich einfach nichts richtiges zu tun. Manchmal habe ich das Gefühl, das Ganze ist reine Zeitverschwendung. Ich sollte lieber bei dir sein und dich unterstützen"
Tröstend strich ich ihm über den Rücken.
Dann war das also wahrscheinlich der Grund, weshalb er mal eine Umarmung brauchte.
Ich: „Ich weiß das ist doof. Aber wenn du dort Trainer werden willst, musst du da wohl durch"
Tyson: „Das weiß ich ja, aber manchmal reichts mir einfach... Und dann tut so eine Umarmung echt gut"
Ich: „Das ist okay. Ich bin immer für dich da Ty"
Tyson: „Deswegen liebe ich dich so"
Wir standen so noch einen Moment da und genossen beide die Nähe des jeweils anderen.
Am liebsten würde ich direkt mit ihm nach Hause fahren und den Rest des Tages mit ihm verbringen, aber ich musste eben für meinen Kurs noch eine andere Choreographie ausarbeiten.
Doch da kam mir plötzlich eine Idee.
Ich: „Tyson?"
Tyson: „Ja?"
Ich: „Würdest du mir einen Gefallen tun?"
Neugierig löste er sich von mir, um mir in die Augen schauen zu können.
Tyson: „Klar. Soll ich vielleicht doch schnell deine Taschen packen, damit wir nach Hause können, um dort weiterzumachen, wo du mich vorhin unterbrochen hast?"
Ich: „Nein, nicht ganz. Ich bräuchte deine Hilfe bei etwas anderem"
Tyson: „Wie schade... aber gut. Alles, was du willst Baby"
Ich: „Also die eine Gruppe, die ich unterrichte, wünscht sich mal eine Partner Choreographie. Ich habe ihnen versprochen, mir eine zu überlegen, aber alleine kann ich die schlecht üben"
Tyson: „Warte, du willst, dass ich dir beim Tanzen helfe? Ehm ich weiß nicht..."
Damit hatte er nicht gerechnet und wusste anscheinend noch nicht so ganz, was er davon halten sollte.
Ich: „Ach bitte, du hast gesagt, alles, was ich will... Außerdem hast du dich doch beschwert, dass du im Fitnesscenter nichts zu tun hast. Also sorge ich jetzt dafür, dass du eine Aufgabe hast"
Tyson: „Du meinst, nachdem ich schon die Drecksarbeit für David mache und für alles zu haben bin, kann ich dir ja auch mal helfen?"
Ich: „Nein, du kannst mir helfen, weil du mein Freund bist. Und außerdem ist das keine Drecksarbeit, sondern macht Spaß"
Tyson: „Hm, meinst du denn, ich bekomme das überhaupt hin?"
Ich: „Zweifelst du etwa an meinem Talent als Tanzlehrerin?"
Tyson: „Nein, natürlich nicht, nur an meinem Tanztalent"
Ich: „Ach es ist eigentlich ganz einfach. Ich denke, es könnte dir wirklich ganz gut gefallen"
Tyson: „Muss ich denn auch so sexy mit den Hüften schwingen wie du vorhin?"
Ich: „Nein, das bleibt mein Job. Nur dass du mir diese mal um einiges näher sein wirst"
Tyson: „Oh na damit habe ich kein Problem. Zu welcher Musik denn?"
Ich: „Meine Kursteilnehmer haben sich Seniorita von Shawn Mendes und Camila Cabello gewünscht. Ich denke, das ist das perfekte Lied für soetwas und ich habe auch schon eine grobe Choreographie dazu im Kopf. Wir müssen sie nur noch ausprobieren"
Tyson: „Na dann schies mal los"

Roadtrip mit einem BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt