~Kapitel 50~

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Den nächsten Tag verbrachten wir fast ausschließlich im Auto, da wir immerhin über eintausend siebenhundert Kilometer zurück legten.
Seit 6 Uhr morgens waren wir schon unterwegs und machten erst gegen 11 Uhr eine Rast, um in Ruhe etwas zu frühstücken.
Anschließend übernahm ich das Steuer und wir bretterten weiter über den Highway, natürlich nicht ohne schön laute Musik dabei zu hören.
Gegen 18 Uhr hielten wir dann bei McDonald's fürs Abendessen und machten uns anschließend auf unsere letzte Etappe der heutigen Fahrt auf.
Es war schon etwas nach Mitternacht, als wir beide totmüde in unserem Motel ins Bett fielen.
Autofahren war echt anstrengend und ich konnte einfach nicht mehr sitzen oder überhaupt keine Augen offen halten.
Bei dem Gedanken morgen wieder lange in Auto sitzen zu müssen stöhnte ich innerlich jetzt schon auf, aber da musste ich eben durch.
Jetzt war ich einfach dankbar schlafen zu können und es dauerte auch gar nicht lange, eh wir beide einschliefen.

Am nächsten Morgen konnten wir zwar ganze zwei Stunden länger schlafen als am vorherigem Tag, allerdings war für mich Langschläfer 8 Uhr morgens immer noch zu früh.
Trotzdessen ging es für uns nach einem kurzen und akzeptablen Frühstück dann auch schon wieder auf die Autobahn.
Die acht Stunden Fahrt für die restlichen neunhundert Kilometer teilten wir uns so auf, dass ich mit den ersten vier begann und wir dann nach einer Pause wechselten.
Gegen 18 Uhr hatten wir es dann auch schon bald geschafft und es konnte nicht mehr lange dauern, bis wir unsere Heimatstadt erreichten.
Wobei man diesen Ort nichtmal Stadt nennen konnte.
Howardville. So hieß unser unscheinbares Kaff, das gerade Mal um die 350 Einwohner hatte.
Ich hätte echt verzichten können, hierher zurück zu kommen, aber ich hab mir das ja auch nicht ausgesucht.
Solange ich bloß nicht meine Mutter treffen musste, war es auszuhalten, aber ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich sie doch sehe.
Früher habe ich die nie mit irgendetwas konfrontiert und bin jeglicher Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen, aber jetzt...?
Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, merkte ich, wie Tyson die Musik leiser drehte, um etwas zu sagen.
Tyson: „Wir sind gleich daaaa, endlich!
Sag Mal, wo schlafen wir eigentlich? Ich denke nicht, dass die hier nach unserer Abreise ein Hotel gebaut haben"
Oh stimmt, darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht.
Tatsächlich war dieser Ort so winzig, dass er nichtmal ein Hotel hatte, jedenfalls nicht, dass ich wüsste und das wäre schon schwer zu übersehen in diesem winzigen Ort.
Bei mir würden wir ja ganz sicher nicht schlafen, aber vielleicht ja bei Tyson?
Ich: „Könnten wir nicht einfach bei dir schlafen? Deine Eltern freuen sich bestimmt, wenn du dich Mal blicken lässt"
Tyson: Hah, meinen Eltern bin ich doch egal. Die haben sich in der ganzen Zeit so gut wie nie gemeldet und mir nichtmal zum Geburtstag gratuliert. Ich weiß gar nicht, ob sie zur Zeit überhaupt zu Hause sind"
Hm, über seine Familiensituation hatten wir nur kurz Mal gesprochen und ich wusste, dass ihr Verhältnis nicht das beste war.
Irgendwie hatten wir beide Eltern, dir sich einfach nicht für ihre Kinder interessierten...
Allerdings war es ihm in Vergleich zu mir vollkommen egal, dass er kein gutes Verhältnis mit seinen Eltern hatte.
Er hatte warscheinlich genauso wenig Interesse und Zuneigung zu ihnen.
Zwar irgendwie gut für ihn, aber ich finde das trotzdem irgendwie traurig.
Ich: „Naja, wenn sie vielleicht eh nicht zu Hause sind, wäre es ja kein Problem bei dir zu pennen"
Tyson: „Prinzipiell schon, aber wie kommen wir rein? Ich habe keine Schlüssel mehr und eintreten will ich die Tür auch nicht"
Ich: „Wir müssen da rein kommen. Es wird schon jemand da sein"
Tyson: „Mal schauen, wir sind ja jeden Moment da"
Kurze Zeit später fuhr er schon in die Einfahrt seines Elternhauses und wir stiegen beide aus dem Wagen.
Das Gebäude schien leblos und nirgends brannte ein Licht, was kein gutes Zeichen war.
Als Tyson klingelte, machte wie schon zu erwarten war niemand auf.
Man das darf doch nicht wahr sein.
Tyson: „Da kommen wir nicht rein. Das kannst du vergessen"
Ich: „Ja und jetzt?!"
Ich wusste schon, was er antworten würde, aber ich wollte es nicht hören.
Ich wollte einfach nicht zurück in das Haus, dass mein Zuhause sein sollte.
Tyson: „Hey ich weiß, du hast da echt keinen Bock drauf, aber komm schon. Nur für ein paar Nächte bis wir eine Lösung gefunden haben"
Ich: „Bitte nicht... Ich will dieses Monster nicht wieder sehen"
Tyson: „Aber ich bin doch bei dir und mach sie fertig, wenn nur ein böser Kommentar ihre Lippen verlässt. Warscheinlich wird sie sich doch eh nicht weiter um uns kümmern und wir haben unsere Ruhe"
Hab ich eine andere Wahl?
Sieht nicht so aus...
Ich: „Hm... Aber wirklich nur für eine Nacht"
Tyson: „Versprochen, dann steig mal wieder ein"
Wiederwillig stieg ich in den Wagen zurück und wir rollten wieder los.

Nur kurze Zeit später waren wir auch schon in meiner Straße angekommen und Tyson parkte den Wagen am Straßenrand.
Wir nahmen unser Gepäck aus dem Kofferraum und ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich meinen Schlüssel im Schloss umdrehte.
Als ich mich umsah, konnte ich niemanden erblicken und es sah alles noch wie vor meiner Abreise aus.
Mit Tyson im Schlepptau machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer und wurde tatsächlich nicht vom Biest aufgehalten.
In meinem Zimmer angekommen, schlossen wir schnell die Türe hinter uns und stellten unsere Sachen ab.
Ich: „Ich hol Mal frische Bettlaken und so weiter, bin gleich wieder da"
Schnell verschwand ich im Badezimmer, wo ich den großen Schrank öffnete und mir alles nötige herausholte.
Wie als wäre ich nie weg gewesen, standen meine Shampoos noch immer unbenutzt auf der Badewannenablage und selbst meine alte Zahnbürste lag noch auf dem Waschbecken.
Hat sie womöglich gar nicht bemerkt, dass ich weg war?
Doch, natürlich musste sie das gemerkt haben, aber sie hat sich nichtmal die Mühe gegeben meine Sachen weg zu räumen.
Als wäre es ihr vollkommen gleichgültig.
Warscheinlich war es das ja auch.
Naja was erwarte ich auch von dieser Frau.
Ich begab mich wieder in mein Zimmer und begann mein Bett zu beziehen.
Es war zwar kein Doppelbett, aber trotzdem etwas breiter als normale Einzelbetten, sodass wir keine Platzprobleme kriegen sollten, was ich bei unseren verkuschelten Schlafposition sowieso bezweifelte.
Tyson: „Okay dann geh ich schonmal ins Bad mich fertig machen"
Ich: „Mach das, zweite Türe rechts"
Tyson: „Danke, bis gleich"
Er verließ den Raum und ich setze mich auf meine Bettkante, um mein Zimmer etwas zu betrachten.
Hier habe ich ganze siebzehn Jahre verbracht, wahnsinn.
Trotzdem definitiv kein Ort, den ich vermissen werde.
Die letzten positiven Erinnerungen waren schon längst von zu vielen negativen ersetzt worden und ich assoziierte mit diesem ganzen Haus eigentlich nur noch schlechtes.
Plötzlich schlug meine Zimmertür auf und ich kniff meine Augen zusammen, als ich sie sah.
Meine Mutter stand im Türrahmen und beäugte mich kritisch.
Das letze Mal, dass sie in mein Zimmer gekommen ist, war Ewigkeiten her und ich konnte mich schon gar nicht mehr daran erinnern.
Was will dieses Biest von mir?
Biest: „Hälst du es nicht für angebracht, deiner Mutter bescheid zu geben, wenn du auf einmal hier aufkreuzt?"
Ich: „Dein Ernst? Dich hat es die letzten neun Jahre auch nicht gejuckt, was ich mache oder wie es mir geht"
Biest: „Tss, aber, dass du einfach verschwindest, hat mich interessiert. Du warst minderjährig Fräulein und haust mit diesem alten Sack einfach ab, nachdem er reich wird"
Ich: „Woher weißt du denn davon?!"
Biest: „Die ganzen Nachrichten waren voll davon und alle haben mich darauf angesprochen, dass ich davon ja sicherlich profitieren würde, da der alte Penner ja eh nicht mehr lange lebt, aber nein, ihr verschwindet ja einfach!"
Das ist also ihr Anliegen.
Sie will bloß Geld.
Aber das kann sie vergessen!
Nie im Leben werde ich ihr auch noch Geld geben!
Ich: „Tja das hast du eben davon, dass du dich einen Scheißdreck um mich gekümmert hast"
Biest: „Ich will mein Geld Stella. Ich brauche das Geld! ICH BRAUCHE ES DRINGEND! Also wo ist der alte Knacker, huh?! Sag es mir gefälligst, bevor ich mich hier vergesse!"
Ich ballte meine Hände zu Fäusten und merkte, wie die Wut in mir heranwuchs.
Immer hatte ich mir ihre Art gefallen lassen, aber die Zeiten waren vorbei!
Ich: „Nie im Leben sag ich dir das. Ich würde dir keinen Cent geben! Du bist ein Biest und ich will nichts mehr mit dir zu tun haben. Glaub mir, ich verschwinde so schnell ich kann wieder von hier!"
Biest: „Stella Marks ich bin immer noch deine Mutter und ich verbiete mir so ein Verhalten. Was du willst ist mir komplett egal, aber du wirst mir das Geld verschaffen! Du warst mal ein braves Kind, also sag mir wo er steckt, damit ich mein Geld von ihm bekomme!"
Ich: „Vergiss es, ich bin nicht mehr deine Tochter!"
Biest: „Stella!"
Langsam näherte sie sich mir und die Drogen waren in ihren Augen deutlich sichtbar.
Sie ist so ein Monster.
Biest: „ICH WILL MEIN GELD!"

Roadtrip mit einem BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt