Nachdem wir bestimmt schon eine Stunde auf der Tanzfläche gewesen waren, zog Kathy mich nach oben in einen der Aufenthaltsräume.
Während wir die Treppe nach oben gingen, wurde auch die Musik allmählich leiser und Kathy erklärte mir, dass eine ihrer Kolleginnen eine Runde Wahrheit oder Pflicht spielen wollte.
Tyson, der mir natürlich folgte, war nicht allzu begeistert, als er von der Idee hörte, und hätte mich am liebsten wieder mit nach unten gezogen, aber beflügelt durch ein paar Drinks wollte ich mir diesen Spaß heute nicht nehmen lassen.
Also setze ich mich zu einigen anderen in einen großen Kreis auf den Boden und wartete, bis es losging.
Kathy hatte bereits neben mir Platz genommen und war noch viel euphorischer als ich.
Weder sie noch ich waren hier wegzubekommen.
Tyson musste eingesehen haben, dass es zwecklos war zu diskutieren, also setze er sich ebenfalls zu uns.
Dankbar, dass er blieb, drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange. Immerhin hätte er ja auch Drake suchen gehen können, der mit irgendwelchen Freunden im Partygetümmel unterwegs war.
Ein Mädchen mit pinken Haaren, das die Kollegin sein musste, von der Kathy gesprochen hatte, ergriff das Wort und stellte sich allen als Ashley vor.
Sie schien ganz witzig drauf zu sein, allerdings zwinkerte sie Tyson kurz zu, was mich etwas verunsicherte.
Ich: „Kennst du sie?"
Ich flüsterte Tyson ins Ohr, aber wahrscheinlich beachtet uns eh keiner.
Tyson: „Ash? Ja, von früher"
Er hatte sogar einen Spitznamen für sie? Na toll.
Wollte ich mehr über ihre "Freundschaft" wissen? Lieber nicht.
Tyson: „Hey, mach dir nicht über jedes Mädchen, das mich auch nur anschaut, soviele Gedanken. Du hast keinen Grund eifersüchtig zu sein"
Ich: „Tut mir leid, es ist nur... komisch"
Tyson: „Weißt du, die anderen sollten eifersüchtig sein, ja? Also zeigen wir ihnen doch, dass du zu mir gehörst"
Als Antwort auf meinen fragenden Blick zog Tyson mich nur auf seinen Schoß und schlang die Arme um mich.
Kichernd lehnte ich mich an ihn zurück und spürte auf einmal Tysons warmen Atem an meinem Ohr.
Tyson: „Und nein, ich hatte nichts mit ihr, falls es dich freut"
Tatsächlich freute es mich, das zu hören und ich entspannte mich weiter.
Kathy musste schmunzeln, als sie uns ansah und schüttelte den Kopf über uns, aber ich könnte wetten, dass sie bei Drake das selbe machen würde.
Besagte Ashley war inzwischen fertig mit ihrer Begrüßung und legte eine leere Flasche in die Mitte.
Somit hatte ich die Regeln verpasst, aber Wahrheit oder Pflicht sollte ich ja auch so hinbekommen.
Das Spiel begann also und die ersten Aufgaben wurden verteilt und Fragen gestellt.
Von 'Ex deinen Drink' bis 'Tanze in der Mitte' oder auch diversen Fragen über Sex war alles dabei.
Es gab viel zu lachen und auch Tyson schien sich erstaunlich gut zu amüsieren.
Als die Flasche das erste mal auf uns zeigte, verkündete Tyson erst laut, dass wir nicht mitspielen würden, allerdings widersprach ich ihm und alle jubelten, als ich mutig sogar Pflicht wählte.
Ich konnte Tysons bösen Blick in meinem Nacken förmlich spüren, aber da meine Aufgabe lediglich lautete, dass ich meinen ohnehin schon halb leeren Becher exen sollte, konnte er sich ja eigentlich wieder entspannen.
Bis jetzt waren noch keine brisanten Aufgaben gekommen, bei denen man zum Beispiel mit Fremden rummachen musste; von daher fand ich diese Wahrheit oder Pflicht Runde eigentlich echt überraschend gut.
Einige Runden vergingen, Mitspieler kamen und gingen, und gerade kam wieder jemand neues – aber nicht irgendjemand!
Zwar mussten meine Wangen vom Alkohol leicht gerötet sein, doch in diesem Moment wurde ich sicherlich leichenblass.
Niemand geringeres als Stan betrat den Raum und schaute lüstern in die Runde.
Erschrocken drehte ich mich zu Tyson um, der Stan kurz darauf ebenfalls bemerkte.
Augenblicklich spannte er sich an und ich konnte mir fast vorstellen, dass er vor allen Gästen auf Stan losging.
Eigentlich hatte ich ihn bereits aus meinem Leben gestrichen, aber hier war er plötzlich.
Ich hatte Stan das letzte Mal im Krankenhaus gesehen und seit der SMS an Tyson nichts mehr von ihm gehört.
Auch wenn ich mit Tyson nicht viel über ihn redete, wusste ich ganz genau, wie sehr Tyson ihn hasste. Genauso wie ich.
Ich wollte Tyson schon fragen, ob Stan vielleicht wieder ging, wenn er uns sah, doch in diesem Moment kreuzten sich unsere Blicke und ein fießes Lächeln in Stans Gesicht beantwortete meine Frage:
Stan würde nirgendwo hingehen, ganz im Gegenteil...
Tyson: „Was will dieser Arsch denn hier?"
Jetzt blickte auch Kathy auf und bemerkte unseren neuen Gast.
Kathy: „Das glaube ich jetzt nicht...“
Ich auch nicht...
Stan: „Was dagegen, wenn ich mitspiele?"
Mit einem selbstgefälligen Grinsen fragte er in die Runde und natürlich hatte niemand etwas dagegen.
Ganz im Gegenteil freute sich diese Ashley sogar ihn zu sehen und zog ihn direkt neben sich in den Kreis.
Ich: „Sollen wir lieber gehen?"
Tyson: „Geht ihr beide ruhig, ich will hierbleiben und sehen was dieser Spast hier will. Er war nicht eingeladen"
Woher weiß er das denn?
Ich: „Du kennst die Gästeliste?"
Tyson: „Ja... Ich wollte ja erst auf keine solche Party, weil ich keine alten Freunde treffen wollte. Deswegen hat Kathy mir die Gästeliste gezeigt und da stand er nunmal ganz klar nicht drauf"
Oh, wenn Tyson die Liste der Gäste vorher gecheckt hat und trotzdem von so vielen angesprochen wurde, was hätte mich denn dann auf anderen Partys erwartet?!
Alleine schon die Tatsache, das Tyson sich die Gästeliste hat besorgen lassen, klang schon verrückt.
Wie kam Kathy da überhaupt ran?
Kathy: „Du musst wissen Stella, Ashley ist die Gastgeberin der ganzen Party hier und da wir durch die Arbeit gut befreundet sind, hat sie mir die Gästeliste gezeigt.
Und eigentlich hat sie Stan nicht eingeladen“
Ich: „Oh achso. Dann muss wohl jemand anders Stan eingeladen haben“
Tyson: „Hm, wenn er sich nicht so dreist wie er ist selber eingeladen hat“
Kathy: „Ist doch auch egal, warum er hier ist. Wir wollen einen schönen Abend haben, also lasst uns doch wo anders hingehen“
Tyson: „Genau das will er doch. Wenn wir uns vertreiben lassen, hat er gesiegt. Deswegen bleibe ich hier.
Ihr könnt ja Drake suchen gehen, damit wir Stan gemeinsam eine Abtreibung verpassen können“
Kathy: „Vergiss es, Drake schlägt niemanden und du wirst das auch nicht. Auch wenn's Stan verdient hätte“
Ich: „Kathy hat Recht, aber wenn du dennoch hierbleiben willst, bleibe ich auch. Ich lass dich nicht alleine mit dem in einem Raum"
Tyson schien entschlossen, also entschieden Kathy und ich ebenfalls hier zu bleiben.
Somit saß Stan uns jetzt also im Kreis gegenüber und während das Spiel weiterging, überlegt ich jede Sekunde Tyson nicht doch noch aus diesem Raum zu zerren, bevor ein Unglück geschah.
Eigentlich sollten wir Stan ja einfach ignorieren und ihm aus dem Weg gehen, aber keiner von uns wollte Stan das Feld überlassen und wegrennen; immerhin waren wir zuerst hier und wir hatten echt viel Spaß bis er kam.
Leider galt dies aber auch nur bis er kam, denn die nächsten Runden konnte ich weniger genießen und als die Flasche dann auch noch auf Stan landete, wurde mir ganz anders.
Natürlich wählte er Pflicht und das blonde Mädchen, das zuvor dran gewesen war, verlangte von ihm, dass er trinken sollte.
Unbeeindruckt leerte Stan seinen vollen Becher und blöffte, was das für eine langweilige Aufgabe sei.
Das Mädchen war wahrscheinlich jedoch selber schon viel zu betrunken und kicherte nur dumm.
Dann drehte Stan die Flasche, welche auf einen etwas dickeren Jungen zeigend zum Stehen kam.
Stan: „Zieh dein Shirt aus"
Von Stans kaltem Ton und der gewagten Aufgabe war der Junge zunächst geschockt und schüttelte dann zaghaft den Kopf.
Stan: „Kneifst du etwa?"
Unsicher nickte der Junge und meinte, dass sich in dieser Runde keiner ausziehen müsse, woraufhin Stan nur gehässig lachte.
Also ich mochte Stan ja eh schon nicht, aber dass er sich so mies aufführte, steigerte meinen Hass noch mehr.Früher hat er zwar auch schon viel Scheiße gelabert, aber zwischendurch fand ich ihn dann doch mal ganz witzig oder sogar nett, aber diese Seite an ihm war wie weggeblasen.
Stan: „Findet ihr das nicht lame? Das ist ne Party! Wir haben Silvester! Ich finde, wer kneift, muss die Runde verlassen!"
Zwar reagierten einige verängstigt, jedoch stimmten die meisten Stan zu, vielleicht auch aus Respekt oder Angst vor ihm.
Ashley: „Find ich cool! Dann bleiben irgendwann nur noch die besten übrig. Nice Idee Man"
Sie klopfte Stan spielerisch auf die Schulter und dieser nahm dies gleich als Anlass, eine Hand auf ihren Oberschenkel zu legen.
Irgendein Typ fragte daraufhin neugierig, was der Gewinner bekommt und natürlich musste Stan dies direkt beantworten.
Stab: „Ich finde, der Gewinner sollte einen Wunsch frei haben. Zum Beispiel mit einer Person seiner Wahl knutschen... oder noch mehr"
Die Runde jubelte begeistert, während mir bei den Gedanken, das Stan gewinnen könnte, schlecht wurde.
Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was er sich wünschen würde...
Ich: „Sollen wir nicht doch gehen? Das gefällt mir nicht... Lass Stan doch seinen Spaß"
Tyson: „Nein, genau das werde ich nicht. Und wenn ich das Ding hier gewinnen muss, um ihn rauszuschmeißen, ich werde nicht eher gehen. Das ist die kleinste Genugtuung, die ich bekommen kann, wenn ich ihn nicht gleich umbringe"
Ich verstand zwar, dass Tyson ihm irgendwie eine auswischen wollte, aber ich hatte dennoch ein ungutes Gefühl bei der Sache...Schließlich landete die Flasche wieder auf mir – beziehungsweise Tyson und mir, aber er weigerte sich ja bis jetzt mitzuspielen.
Bevor ich jedoch etwas sagen konnte, antwortete Tyson schon "Pflicht" und riss somit die Runde an sich.
Ashley: „Ach sie mal einer an, du spielst also doch mit?"
Stan: „Sei nicht zu hart zu ihm. Er braucht seine Eingewöhnungszeit, um mit der Situation klarzukommen"
Alle lachten und Tyson fiel anscheinend nichtmal ein guter Konter ein.
Tyson: „Ich habe Pflicht gesagt. Also?"
Der Typ, der vorhin schließlich doch sein T-Shirt ausgezogen hatte, verlangte nun von Tyson, dass er ihm einen neuen Drink aus der Küche holte.
Tyson: „Geh dir gefälligst selber was zum Trinken holen und gib mir ne gescheite Aufgabe"
War das jetzt sein Versuch cool zu wirken oder einfach nur der Frust wegen Stan, der herauskam?
Stan: „Kneifst du etwa? Wie schade, dann bist du wohl raus"
Genervt stand Tyson also doch auf und ließ mich mit einem letzen Blick zurück, um seine Aufgabe zu erfüllen.
Zum Glück passierte nichts, während er weg war, außer dass ich Stans Blick auf meinem Körper spürte, was ich aber versuchte nicht zu beachten.
Schließlich bekam der dicke Typ seinen Drink und die Blicke von Stan verschwanden, nachdem Tyson neben mir Platz genommen hatte und Stan böse anfunkelte.
Jetzt war also Tyson dran mit Drehen und zufälligerweise landete die Flasche auf mir.
Das war unsere Chance Stan zu provozieren, also nahm ich grinsend Pflicht.
Auch Tyson hatte nun ein breites Grinsen im Gesicht und gab mir die Aufgabe, ihn zu küssen.
Also legte ich meine Arme um seinen Hals und drückte meine Lippen auf seine.
Stürmisch drängte sich sofort seine Zunge in meinen Mund und er zog mich gleichzeitig näher an sich.
Ich merkte ganz genau, dass Tyson extra übertrieb, aber ich half ihm gerne dabei Stan eine auszuwischen.
Die Menge grölt und jubelte – auch Kathy neben mir feuerte uns an, da ihr die Idee Stan so zu ärgern wahrscheinlich auch gefiel.
Nach einigen Sekunden beendete ich die ganze Show aber wieder.
Ich küsste Tyson zwar wirklich gerne, aber es war nicht das gleiche, wenn Tyson es nur tat, um Stan eine auszuwischen.
Außerdem mussten die ganzen Partygäste, die ich gar nicht kannte, uns dabei auch nicht unbedingt anstarren.
Trotzdem fand ich es ganz amüsant, wie Stan auf unseren Kuss reagierte.
Sein Grinsen war zu einem zusammengepressten Strich geworden und als er versuchte sich mit einem Gespräch mit Ashley abzulenken, hörte ich nur, wie sie über unseren Kuss schwärmte.
Zufrieden legte Tyson mir den Arm um die Tallie und genoss sichtlich Stans inzwischen genervten Blick.
Am liebsten hätte ich Stan noch einen Weile schmoren lassen, aber ich machte mich dann doch daran die Flasche zu drehen und stellte daraufhin einem Mädchen die Frage, wen sie im Raum am heißesten fand.
Zu meiner Überraschung zeigte sie schüchtern auf Tyson, was mich etwas verärgerte.
Tyson hingegen freute das natürlich, auch weil Stan sich darüber ärgerte.
Ich würde sagen, Zwei zu Null für uns, Stan...
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Roadtrip mit einem Badboy
Romance~Roadtrip mit einem Badboy~ Stella Marks war das schüchterne Mädchen von nebenan und hatte keine Freunde an ihrer Schule. Ihr Vater war gestorben und ihre drogenabhängige Mutter interessierte sich nicht für sie. Die einzige Stütze in ihrem Leben war...