Roadtrip mit einem Badboy

~Kapitel 106~

Auf dem Sofa zurückgelassen bildete sich ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch.
So hatte Tyson noch nie bei einem Streit reagiert...
"Ich brauche einfach Zeit alleine, um alles zu verarbeiten, okay?".
Seine Worte hallten in meinem Kopf.
"Du hast mein Vertrauen verletzt, Stella".
Ich musste ihn wirklich sehr verletzt haben, dabei war das doch nie meine Absicht.
Ich habe einfach gar nicht darüber nachgedacht, als ich mit Kathy geredet habe...
Wieso war ich nur so dumm!

Verzweifelt schrieb ich Kathy an und erklärte ihr grob, was passiert war.
Zum Glück antwortete sie mir sofort, jedoch konnte sie mir auch nicht weiterhelfen.
Sie entschuldigte sich zwar, dass sie solche dummen Anspielungen machen gemacht hat, allerdings räumte sie sich ein, dass sie gedacht hätte, dass Tyson damit einverstanden gewesen wäre, dass ich ihr alles erzähle.
Somit war alleine ich die Blöde, die nicht nachgedacht hatte.
Das hab ich jetzt davon...
Und jetzt?
Als mein Blick zum immernoch laufenden Fernseher glit, sah ich wie gerade ein Paar von den riesigen Spinnen getrennt und schließlich getötet wurde. Wie aufmunternd...
Zwangsweise verglich ich die Szene mit meiner Situation.
Im Film war es vielleicht eine Spinne, aber im echten Leben war es meine naive Dummheit, die uns auseinandertrieb.
Aber bedeutete das wie im Film das Ende? Den Tod unserer Beziehung?
Nein, das war doch übertrieben oder?
Ich konnte es nur hoffen...

Erst neulich hatten Tyson und ich wegen der Sache mit Stan Stress und jetzt war ich schon wieder an allem schuld.
Dieses mal war mir zur Abwechslung aber nicht zu weinen zu mute.
Stattdessen könnte ich meinen Kopf gegen eine Wand schlagen!
Ich war einfach so wütend auf mich selber, dass ich nicht nachgedacht hatte.
Natürlich war Kathy meine beste Freundin und ich konnte ihr alles erzählen, aber Tyson war mein Freund und ich hätte seine Privatsphäre schützen müssen.
So machte ich es nur noch schwerer für ihn, sich Menschen zu öffnen, wenn ich ihn so enttäusche...
Bestimmt hätte er es sowieso bald selber Drake erzählt und dann auch Kathy.
Aber er hätte es eben selber tun sollen und nicht einfach ich. Man!

Das schlimmste an der ganzen Sache war ja, dass ich es nicht wieder gut machen konnte.
Vertrauen musste man über eine lange Zeit aufbauen und wenn es einmal gebrochen war, konnte es das für immer bleiben oder zumindest immer einen Riss behalten.
Hoffentlich war das nicht der Fall...

Diesen Abend ging ich also alleine ins Bett, da es von Tyson immernoch keine Spur gab.
Insgeheim hoffte ich ja die ganze Zeit, dass Tyson zurückkommen würde - ganz egal, ob er mir verziehen hatte oder nicht.
Zwar wünschte ich mir, dass er mir schnell vergeben konnte und ich sein Vertrauen durch diesen dummen Fehler nicht nachhaltig geschädigt hatte, aber fürs erste wäre ich auch glücklich, ihn einfach nur wieder zu sehen.
Die Tatsache, das Tyson tatsächlich alleine fort war und später auf der Couch schlafen wollte, zeigte mir nur noch deutlicher, wie ernst es ihm war. So hatte er noch nie reagiert... Außer dieses eine mal....
Wir waren bereits länger zusammen.
Es war am Tag nach seinem Geburtstag, an dem ich ihm zu diesem Boxkampf geschleppt hatte und wir das erste mal auf Stan trafen.
Eigentlich saßen wir gechillt zusammen auf dem Sofa - genauso wie heute - doch dann bekam Tyson diesen einen Anruf, der alles verändern sollte.
Ich wusste damals noch nichts von seiner Vergangenheit, von den illegalen Boxkämpfen und schon gar nicht, dass er bald erneut kämpfen musste.
Mit letzterem hatte er selber zwar irgendwann gerechnet, aber dennoch überraschte ihn der Anruf.
Er war so sehr mit der Situation überfordert, dass er mir nicht sagen wollte, was los war.
Als ich immer wieder nachfragte, stürmte er schließlich einfach aus der Wohnung.
Zwar konnte er zu diesem Zeitpunkt die Dimensionen des Anrufes noch nicht abschätzen, aber er wusste genau, dass Probleme auf uns zu kommen würden, genauso wie er dachte, sein Tod würde bevorstehen und damit auch unser Beziehungsende.
Da war es kein Wunder, dass er vor Panik abhaute, aber heute hatte er die selbe Reaktion.
Damals holte ihn seine Vergangenheit ein, aber war mein Vertrauensbruch etwa genauso schlimm?
Wenn ja, bedeutete das nichts Gutes...