Poppy's Dress

490 29 0
                                    

⚠VERSION 2

Wörter:1059

Kaz pov

Ich setze mich zu Jesper und Wylan an den Tisch. Wylan sitzt auf Jespers Schoß und zeichnet, während Jesper auf dem Rücken seines Freundes zu dösen scheint. Ich blicke auf Wylans Blatt. "Was tust du da?" frage ich dann stirnrunzelnd. "Ich entwerfe ein neues Schild für den Krähenclub. Das jetzige hat das letzte Gewitter nicht gut überstanden. Ich dachte, du würdest..." Schüchtern sieht er mich an. "Gib es mir, wenn du fertig bist." Wylan lächelt glücklich.

Ich lasse meinen Blick durch den Raum gleiten. "Was hat Inej denn da an?" murmle ich. Wylan sieht auf und folgt meinem Blick. "In sowas habe ich sie ja noch nie gesehen. Aber sie sieht hübsch aus." "Mmh... Irgendwoher kenne ich dieses Kleid..." Wylan zieht eine Augenbraue nach oben, woraufhin ich ihm einen tödlichen Blick zuwerfe.

Aber in gewissem Maße hat er recht. Ich kenne nicht einfach so Kleider. Ich kenne Kleider an bestimmten Menschen. Und damit meine ich, ich kenne Kleider an Poppy. Ich kenne dieses Kleid an Poppy. Und wenn ich mich recht erinnere müsste es oben in meiner Schublade liegen.

Ich stehe auf und gehe zu Inej. Ich greife um ihren Arm und ziehe sie mit mir in eine ruhigere Ecke. "Oh. Hi, Kaz." "Was trägst du da?" zische ich. Inej sieht an sich herunter, dann wieder zu mir hoch: "Ein Kleid." Genervt von ihrer Scheinheiligkeit verdrehe ich die Augen. "Dass du ein Kleid trägst, sehe ich!" "Warum fragst du dann?" "Inej, du trägst nie Kleider! Und wo zur Hölle hast du das überhaupt her?" Inej wird rot und senkt den Blick.

"Wo hast du das Kleid her?" zische ich wütend. "Aus der Schublade in deiner Kommode. Ich habe es da gesehen als du mich mal hochgeschickt hast, um dir eine andere Krawatte zu holen, aber dein Bein zu sehr geschmerzt hat. Und als du weg warst, bin ich nochmal in dein Zimmer geschlichen und hab mir das Kleid und noch ein paar wenige andere Sachen mitgenommen." Ich streiche ihre offenen Haare aus ihrem Gesicht: "Du trägst Make-Up."

Sie nickt unsicher und reibt sich den Nacken. "Du hast Poppys Sachen genommen." "Ja... Es tut mir leid..." "Komm mit." sage ich. Ich stütze mich auf meinen Stock und humple aus dem Club. 

Kurz darauf kommen wir in Poppys Wohnung an. "Hallo, mein Schöner." sagt Poppy ohne sich umzudrehen. "Hallo, My Lady." lächle ich, beuge mich zu ihm nach unten und hauche ihm einen Kuss auf die Wange. "Wir könnten deine Hilfe gebrauchen." sage ich und stütze mich stärker auf den Stock, habe Schmerzen in meinem Bein.

"Wir?" fragt Poppy überrascht und dreht sich erst jetzt zu mir um. Ich deute auf Inej. "Oh nein, nein, nein! Nein, meine Kleine!" Poppy steht auf und schubst mich dabei auf einen Sessel. "Hey!" "Entlaste dein Bein." kommentiert Poppy nur und geht zu Inej. Er stemmt die Hände in die Hüften und mustert das Sulimädchen kritisch. "Nein, das tut ja förmlich weh. Zieh dich aus. Und bevor du dich schämen möchtest, wir sind beide schwul und es interessiert uns nicht, was du hast und was nicht." 

Ich räuspere mich: "Also mich interessiert es, dass alles, was an ihr dran ist, auch dran bleibt." "Klappe, Brekker." "Du hast Glück, dass ich dich liebe." knurre ich. Inej betrachtet uns belustig. Dann sieht sie Poppys strengen Blick und beginnt sich schnell, aber dennoch unsicher auszuziehen. "Tut mir leid, dass ich dein Kleid genommen habe..." nuschelt Inej unsicher. "Sollte es auch." Überrascht ziehe ich eine Augenbraue nach oben. Ich hätte nicht gedacht, dass Poppy so reagieren würde.

"Anziehen und setzen." sagt mein Liebster und reicht Inej einen Morgenmantel. Sie zieht ihn über und setzt sich dann wie Poppy es wollte an den Schminktisch. Dieser geht zu ihr, wischt ihr das Make-Up aus dem Gesicht und beginnt dann von neuem. Ich habe keine Ahnung, was er da tut, aber ich weiß, dass er es gut kann und ich liebe es, ihm zuzusehen, wie er sich schminkt. Bei Inej sollte es das aber denke ich auch tun. Er sieht immer süß aus, wenn er sich konzentriert.

Poppy geht zu seinem Schrank und ich sehe, wie er die Schublade mit meinen Klamotten öffnet. "Hey, was soll das werden?!" frage ich entgeistert. "Ich leih mir nur ein Unterhemd von dir. Keine Sorge, ich werde es ersetzen." Ich grummle. Poppy zieht Inej das Unterhemd über den Kopf, geht dann wieder zum Schrank und öffnet eine andere Schublade.

Ich höre auf, wirklich zuzusehen, was Poppy mit Inej anstellt, aber ungefähr eine halbe Stunde später, ruft Poppy mich und lenkt damit meine Aufmerksamkeit wieder zu sich. Mein Phantom steht neben meinem Freund. Sie trägt kein Kleid, dafür aber eine eng anliegende Hose, in welcher sie sich augenscheinlich gut bewegen kann, ihre üblichen Schuhe. Mein weißes Hemd ist ihr zu groß - logischerweise - und Poppy hat ihr eine Art Stoffkorsett angezogen, welches ihren Busen gut betont. Ich erinnere mich plötzlich so etwas wie "Zeig die Ladies, wofür hast du sie denn?!" gehört zu haben.

Inej sieht nicht aus wie sonst, aber sie wirkt nicht verkleidet. Und Poppy schien darauf bedacht zu sein, dass sie sich in allem gut bewegen kann. "Keine Reaktion?" fragt Poppy eingeschnappt, "Sie ist mein Meisterwerk. Einfach in irgendein Kleid zu schlüpfen kann jeder. Aber es war weder ihr Schnitt, noch ihre Farbe, noch ihre Größe, noch irgendwas anderes." "Du bist nicht mal böse, weil sie einfach so dein Kleid genommen hat?" "Nein, sie kann tragen, was sie will. Aber feminin ist nicht wirklich ihr Stil. Zumindest nicht in einem Kleid. Auf diese Weise feminin allerdings schon."

Inej lächelt schüchtern. "Du siehst hübsch aus, Inej. Poppy, gute Arbeit." Beide lächeln. "So und jetzt gehst du in den Krähenclub und angelst dir ein hübsches Mädchen. Und vergiss nicht die Ladies einzusetzen." "Poppy..." seufze ich und ziehe ihn an der Hüfte zu mir, "Lass das arme Mädchen in Frieden." "Sie soll die Waffen einer Frau auch einsetzen, wenn sie sie schon hat. Und bei einem anderen Mädchen lohnt es sich doch erst recht." "Was soll das denn heißen?" frage ich und sehe meinen Freund beleidigt an. Poppy haucht mir lachend einen Kuss auf die Lippen, dann scheucht er Inej aus dem Haus, um sich ein Mädchen zu suchen.

"Kuscheln?" fragt er dann, als er sich grinsend von der Tür zu mir umdreht. Ich öffne die Arme: "Na komm schon her, mein Schöner." Poppy kommt zu mir und ich nehme ihn in meine Arme, streichle sanft seinen Rücken. 

Six of Crows OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt