Something you made me

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Wörter: 845

Jesper pov

Ich betrete neben Kaz den Krähen Club. Schnell gehe ich zu einem Tisch in der Ecke und ziehe Kaz schon einen Stuhl zurück. Er stand heute schon zu viel. Kaz setzt sich. "Lust auf eine kleine Runde Poker?" frage ich und ziehe einen Stapel Karten aus der Innentasche meiner Jacke. "Wenn du mir einen Whiskey ausgibst." seufzt Kaz und zieht das Jackett aus. Er streicht sich die feuchten Haare aus dem Gesicht. Draußen hat es angefangen zu regnen, aber wir sind nicht sonderlich nass geworden. "Dann dürfen wir aber nicht um Geld spielen." "Hatte ich nicht vor. Ich weiß, dass du genug Schulden hast." Ich grinse und gehe zur Bar, hole uns beiden einen Drink. Kaz mischt in der Zeit die Karten.

Ich stelle Kaz sein Glas hin und setze mich. Wir spielen einige Zeit, dann kann ich mich nicht mehr konzentrieren und muss meine Tätigkeit ändern. Also fange ich an, Kartentricks zu machen. Kaz beobachtet mich. Er ist überraschend ruhig. "Kannst du Karten als Waffen benutzen?" fragt er plötzlich und greift eine Karte von dem Stapel, den ich nicht nutze. Er lässt sie zwischen seinen Fingern hindurch wandern und dann kurz verschwinden, nur um sie kurz darauf in der anderen Hand wieder auftauchen zu lassen. 

Ich habe seine Tricks noch nie ganz durchschaut. Nur einige habe ich geknackt. 

"Wie meinst du das?" frage ich und lasse meine Karten aufgrund von Unkonzentriertheit fallen. Kaz dreht sich um und sieht sich um. Dann wirft er die Karte. Sie wird von dem Gesicht, welches sie streift, aus der Bahn geworfen und landet auf dem Boden. An der Wange des Mannes hat sie allerdings einen Schnitt hinterlassen. Kaz, der extra seinen Hut wieder aufgesetzt hat, greift sich an die Hutkrempe und nickt dem Mann zu. Dieser schluckt und nickt ebenfalls. Dann dreht Kaz sich wieder zu mir. 

"Was war das?" frage ich. "Er schuldet mir Geld." "Natürlich tut er das." Kaz grinst und zieht sich die Handschuhe aus, streckt die blassen dünnen Finger und greift dann sein Whiskeyglas, führt es zu seinen Lippen. Dabei fällt mir etwas an seinem Ringfinger auf.

Ein schmaler Ring ist auf seinen Finger geschoben. Ich erinnere mich an ihn. Noch bevor Kaz wusste, dass ich ein Grisha bin, habe ich ihm diesen Ring zu Weihnachten gemacht. Ich dachte eigentlich, er hätte ihn weggeworfen, in der Sekunde, in der ich mich wegdrehte.

Kaz hasst Weihnachten - natürlich tut er das - und noch mehr hasst er es, wenn man ihm etwas schenkt. Das wusste ich schon damals. Ich habe ihm trotzdem etwas geschenkt - diesen Ring. Mittlerweile ist Kaz 22, ich habe ihm den Ring geschenkt, als ich gemerkt habe, dass er mein aller bester Freund ist. Er muss ihn seit knapp sieben Jahren haben. Er ist noch in einem guten Zustand, kein Wunder, wenn er ihn unter dem Handschuh trägt.

"Du hast ihn noch..." murmle ich ungläubig, aber sehr glücklich. Kaz sieht mich verwirrt an: "Drück dich klar aus." "Der Ring! Du hast ihn noch! Ich habe ihn dir vor Jahren geschenkt!" Kaz schaut auf seine Hand, spreizt die Finger ein wenig auseinander und betrachtet den Ring. "Was dachtest du bitte, habe ich damit gemacht?" fragt er dann spöttisch. "Kaz, du behältst nie irgendwas. Du tauschst Geschenke gegen Informationen ein und all solche Dinge. Aber der Ring- Du hast ihn behalten und du trägst ihn." Kaz schweigt einige Sekunden, dann lächelt er leicht. 

Es ist kein drohendes Lächeln oder etwas in der Art. Kein typisches Kaz-Lächeln. Es ist sein echtes Lächeln, dieses warme Lächeln, entstanden durch echte, gute Emotionen.

"Ich trage ihn jeden Tag. Seit fast sieben Jahren. Ich hatte schon oft die Chance, ihn zu verkaufen oder zu verschenken oder einzutauschen, aber er erinnert mich daran, dass man nicht immer ruhig bleiben muss, um an sein Ziel zu kommen." "Du hast etwas aus meinem ADHS gelernt? Guter Witz. Warum trägst du ihn wirklich?" Kaz schnaubt. 

"Weil du ihn für mich gemacht hast, Idiot! Er bedeutet mir etwas, weil du mein bester Freund bist!" knurrt er dann und leert daraufhin sein Whiskeyglas in einem Zug. Ich grinse. "Aww, du hast mich lieb!" grinse ich dann und stehe auf. "Wag es nicht!" warnt Kaz mich wütend, aber ich ignoriere es. Ich umarme ihn von hinten am Hals, achte aber darauf seine Haut keinesfalls zu berühren. "Einen Scheiß habe ich..." knurrt er. "Gib es zu!" grinse ich.

"Okay!" knurrt er durch zusammengebissene Zähnen hindurch, "Ich habe dich eventuell vielleicht ein kleines bisschen lieb." 

Grinsend löse ich mich ihm und gehe tänzelnd zurück zu meinem Platz. Kaz Brekker hat mich lieb! Ich bin sein bester Freund! 

Allerdings habe ich diese Rechnung ohne meinen besten Freund gemacht. Mit dem Krähenkopf seines Gehstocks, hakt er sich in mein Bein ein und zieht es weg. Ich falle, kann mich aber gerade so noch abfangen, um nicht mit Gesicht flach auf dem Boden zu landen. Ich drehe mich zu ihm um und sehe ihn verdutzt an. Er grinst und prostet mir mit meinem Glas zu, bevor er triumphierend einen Schluck daraus nimmt. 

Aber Kaz Dirty Hands Brekker, der Bastard aus dem Barrel, hat mich lieb. 

Six of Crows OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt