Promise

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Wörter: 1720

Kaz pov

Ich betrete Poppys kleine Wohnung. "Hey." sage ich. Er lächelt mir zu. Ich lege eine behandschuhte Hand auf seinen Kopf und beuge mich nach unten als würde ich ihn küssen wollen, berühre ihn aber nicht mit den Lippen.

Poppy weiß, dass ich das nicht tue. Er weiß, dass ich ihn vielleicht nie küssen werde. Und er hat aufgegeben, es zu versuchen. Anfangs dachte er noch, ich weiche seinen Küssen aus, um ihn zu ärgern, aber nachdem ich ihm irgendwann - wenn auch sehr widerwillig - erklärt habe, dass ich es hasse, Haut auf meiner zu spüren, hat er es akzeptiert. Er trägt sogar extra lange Sachen, wenn ich schon mal zulasse, dass er sich an mich kuschelt. Nur auf Handschuhe verzichtet er. Aber das ist in Ordnung, da ich ja eh immer Handschuhe trage.

"Lust mir beim Rasieren zu helfen?" fragt Poppy und schlägt die Beine übereinander. "Du hast zwei gesunde Hände und ich bin nicht dein Sklave, mach es selbst." sage ich und setze mich auf das Sofa. Ich lege meinen Hut und Mantel ab. Poppy wirft mit dem Pinsel Rasierschaum nach mir, was mich eine Augenbraue nach oben ziehen lässt. Ich wische mir das weiße Zeug aus dem Gesicht und die kleinen Spritzer von der Kleidung. "Ich schwöre, wenn du diese Hose ruiniert hast, töte ich dich." brumme ich. "Du legst zu viel wert auf deine Kleidung." "Sagt der, der letzte Woche fast Amok gelaufen ist, weil eine Paillette von seinem Kleid abgerissen ist." sage ich.

Ich beobachte, wie Poppy den Rasierschaum in seinem Gesicht verteilt und dann beginnt sich zu rasieren. Ihm verrutscht immer wieder das Messer in der Hand und wenn er so weitermacht, wird er sich noch die Halsschlagader aufschneiden. Ich balle meine Hände zu Fäusten. Das kann doch nicht sein Ernst sein!? Ich beobachte ihn und werde mit jeder kleinsten Bewegung wütender. Man wird ja irre, wenn man ihm zu sieht. 

"Oh Gott, gib das Ding her!" stöhne ich genervt und stehe auf. Ich lege ihm das Handtuch über die Schulter, trage nochmal Rasierschaum auf die bereits rasierte - sehr unordentlich rasierte - Stelle auf und säubere dann das Rasiermesser. "Stillhalten." befehle ich ihm und beginne vorsichtig ihn zu rasieren. Wunderbar glatte Haut und einige Striemen des weißen Schaums bleiben zurück.

"Du bist so leicht zu manipulieren." "Bin ich nicht. Jetzt halt den Mund, sonst schneide ich dich." Ich drehe seinen Kopf leicht zur Seite und rasiere ihn weiter. Mein Blick bleibt an seinen Lippen hängen. "Gefällt dir was, du siehst, Brekker?" Ich trete ihm auf den Fuß, um ihn zum Schweigen zu bringen.

Erstens soll er nicht so mit mir reden. 

Zweitens verunsichert es mich ein wenig, wie ich auf seinen Anblick reagiere und dass er das merkt, kann ich absolut nicht gebrauchen.

Drittens will ich ihn wirklich nicht schneiden und das werde ich, wenn er weiter so grinst und nicht aufhört zu reden. 

Ich gebe der Rasur den letzten Schliff, sehe mir alles nochmal genau an. Dann wasche ich mit einem Lappen und warmem Wasser die Reste des Schaums aus seinem hübschen Gesicht. Dann nutze ich den Lappen, um auch meine Handschuhe von dem Schaum zu befreien. Ich gebe ein genervtes Knurren von mir, als ich feststelle, dass irgendwie etwas von dem Schaum in meine Handschuhe geraten sein muss.

Ohne darüber nachzudenken, dass Poppy ja noch immer da ist, ziehe ich die Handschuhe aus, und wasche mir die Hände in der Warmwasserschüssel. "Kannst du mir ein Handtuch geben?" frage ich und realisiere erst in diesem Moment wieder, dass er ja da ist. Er tastet nach einem Tuch und reicht es mir, den Blick starr auf meine Hände gerichtet.

Ich trockne sie und will meine Handschuhe wieder anziehen, als Poppy auf einmal nach meinen Händen greift. Bei dem Gefühl von Haut auf Haut wird mir sofort schlecht. "Lass los!" fauche ich ihn an und hasse mich dafür, wie gemein ich klinge.

Six of Crows OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt