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Wörter: 2768

Kaz lag auf dem Bauch, die Arme unter dem Kissen verschränkt. Er war müde, hatte in den letzten Wochen zu wenig geschlafen, um das mit 9 Stunden Schlaf wieder aufzuholen, allerdings konnte er seinen freien Tag nicht einfach verschlafen. Endlich hatte er es geschafft, einen Tag nur für sich und Poppy freizuhalten. 

Poppy saß an seinem Schminktisch und trug dezenten Lippenstift auf. "Mmh... Also... Habe ich heute einen Freund oder eine Freundin?" Poppy, der noch nicht gemerkt hatte, dass sein Freund ihn schon seit einigen Minuten beobachtete, drehte sich verwundert um: "Du bist ja wach."

Kaz nickte und streckte sich. Poppy stand auf und kam zum Bett. Er setze sich neben Kaz und kraulte ihn im Nacken. "Du hast heute einen Freund. Ich fühle mich mit Make-Up nur einfach auch als Mann wohl." Kaz lächelte. Er wusste, dass Poppy gerne Make-Up und Kleider trug und er liebte es, ihn darin zu sehen. Doch heute trug er eine weiße Bluse und dazu eine Anzughose. 

Poppy konnte aus den seltsamsten Kleiderkombinationen ein unglaubliches Outfit machen. Kaz lächelte und strich über Poppys Rücken: "Du siehst hübsch aus." "Ich weiß." Kaz lachte. Er entschied sich, sich aufzuraffen und setzte sich auf. Kaz legte seinen Kopf auf Poppys Schulter und brummte unzufrieden. Er hatte Poppy einen schönen Tag versprochen, ein richtiges Date und nicht nur ein abgehetztes Abendessen, bevor Kaz zurück in den Club musste, aber er war müde und wollte einfach nur den ganzen Tag im Bett liegen und mit seinem Freund kuscheln. 

"Ich will nicht aufstehen." murmelte er. Kaz konnte ein ziemlicher Morgenmuffel sein, wenn er dann endlich mal Schlaf bekommen hatte. "Wir müssen nicht aufstehen." lächelte Poppy und gab Kaz einen Kuss auf die Haare, doch dieser brummte nur leise: "Doch, ich hab es versprochen." Poppy lächelte. 

"Können wir über was reden?" fragte Poppy sanft und Kaz zog sofort besorgt die Augenbrauen zusammen. "Ja. Natürlich. Was ist los?" "Ich will, dass du endlich meine Eltern kennenlernst." Kaz stand auf und griff sein Hemd, was er am Abend aufgehängt hatte. Er streifte es sich über und begann die Knöpfe zu schließen. "Kaz. Meine Eltern. Kennenlernen." Kaz schnaubte leise. Er hasste es, wenn Poppy mit ihm sprach, als wäre er dämlich. 

Natürlich hatte er verstanden, was Poppy gesagt hatte, allerdings schien Poppy nicht zu verstehen, was für ein Problem Kaz damit hatte. Er war nicht der Typ Mensch, den man seinen Eltern vorstellte. Und erst recht war er kein Mensch, der Eltern kennenlernen wollte.

Kaz hatte mal mit Jesper über seinen Vater gesprochen. Er hatte nicht verstanden, was Jesper an seinem Vater so toll fand. Dass Kaz Eltern hatte, war einfach schon zu lange her. Er erinnerte sich kaum daran. Außerdem hatte er schon immer eine bessere Beziehung zu Jordie als zu seinen Eltern gehabt. 

"Kaz?" "Nein. Ich lerne deine Eltern nicht kennen, vergiss es." "Aber-" setzte Poppy an, wurde jedoch sofort von seinem Freund unterbrochen: "Nein! Das steht nicht zur Diskussion! Ich liebe dich, Poppy, das tue ich wirklich, aber ich bin nicht dein gottverdammter Vorzeigefreund! Ich bin ein Mörder, ein Dieb, ein Betrüger, ein Psychopath - Nenn mich wie du willst." "Okay, werde ich. Du bist liebevoll, du bist verschmust, wenn du jemandem traust, du bist quasi süchtig nach Küssen, du bist schlau, du bist loyal, du bist besorgt um deine Liebsten." 

Kaz schwieg. Poppy hatte recht und Kaz hasste es. Er hasste, dass seine Fassade bei diesem Mann bröckelte wie trockener Lehm. Natürlich kannte Poppy die Legenden von Dirty Hands, wusste, dass Kaz zu all diesen Dingen in der Lage war, aber er wusste, dass das nicht Kaz war. Und alles, was er sagte, war Kaz. Natürlich war Kaz auch ein Mörder, Betrüger, Dieb und Psychopath und wie er sich sonst noch nannte, aber all das zu sein, änderte nichts daran, dass er ein verliebter Idiot war. 

Kaz ging zu ihm und stellte sich vor ihn. Er hob Poppys Kinn an und sah auf den sitzenden Mann herunter. "Dann fleh darum." "Das kannst du knicken." Kaz' Hand glitt um Poppys Hals. Dieser schloss die Augen und öffnete den Mund, ein leises Stöhnen entwich ihm. "Bist du dir da sicher?" hauchte er in sein Ohr. "Gemein..." murmelte Poppy, was Kaz grinsen ließ. "Komm schon. Ich weiß, dass du es kannst. Letzte Nacht hast du so schön gefleht." "Bitte, bitte. Lern meine Eltern kennen. Bitte, ich flehe dich an." "So ein braver Junge." Kaz beugte sich zu seinem Freund und küsste ihn. 

Six of Crows OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt