No difference

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Wörter: 1071

Matthias saß im Krähen Club an der Bar und wartete darauf, dass die anderen Krähen eintreffen würden. Kaz hatte sie zu einem Meeting berufen. Da Matthias viel zu früh dagewesen war, hatte er sich ein Bier bestellt und beobachtete das Treiben.

Jesper hatte Tür-Dienst - so wie fast immer - und Matthias fragte sich, warum einer von Kaz besten Leuten die Drecksarbeit machen musste. Dass Kaz dadurch nur dafür sorgte, dass Jesper im Club blieb und nicht betrunken und ohne Geld in einem anderem Club liegen würde, konnte Matthias nicht wissen. Er verstand Kaz Brekker und seine Motive nicht, aber er konnte sich mit ihm abfinden.

Jesper unterbrach seine Aufgabe, als er einen Jungen in seinem Alter entdeckte. Er hatte kurze braune Locken und blaue Augen. Jesper grinste und verließ seinen Posten an der Tür.

Matthias beobachtete ihn dabei, wie er den Jungen ansprach und eindeutig mit ihm flirtete. Keine zwei Minuten später waren Jespers Lippen auf den von dem fremden Jungen. Er drückte ihn gegen die Wand und selbst vom anderen Ende des Clubs konnte Matthias deutlich erkennen, wie das küssen immer mehr zum Rummachen wurde.

Angewidert starrte er in sein Getränk. Er wusste, dass Jespers bi war, aber er hatte nie sehen müssen, wie er wirklich einen Mann küsste. Matthias wusste, dass die Fjerdan strenge und oft vermutlich falsche Ansichten hatten, zwar hatte er aufgehört Grisha als böses anzusehen, aber von den Lehren, dass gleichgeschlechtliche Liebe eine Sünde sei, hatte er sich nie ganz weg bewegen können.

Kaz humpelte die Treppe runter und erblickte sofort Jesper, welcher immer noch dabei war dem Fremden von sich und seinen Talenten zu überzeugen. "Ich sehe, du nimmst deinen Tür-Dienst wie immer sehr ernst, Jes." Sofort stoppte Jesper und sah zu Kaz hoch. Er nannte ihn nur Jes wenn er nicht mochte was Jesper machte. Er tat es um ihn zu provozieren. "Wenigstens bist du dann mal pünktlich zum Meeting."

Mit einem leicht beleidigten und entschuldigten Blick lies Jesper ganz von dem Jungen ab und setzte sich dann neben Matthias an die Bar. Er bestellte sich einen Drink, welchen Kaz im Vorbeigehen wegnahm und selbst mit einem Schluck austrank. "Ich muss noch kurz was erledigen, ich komme gleich." murmelte Kaz und gesellte sich zu einem anderen Tisch.

Jesper fragte sich was Kaz genau noch klären musste, fragte aber nicht nach.

Nach kurzer Zeit fing Jesper an mit den Fingern auf den Barhocker zu trommeln. Ihm war langweilig und er würde lieber wieder mit dem Jungen rummachen anstatt schweigend neben Matthias auf Kaz zu warten.

"Was hat dein Vater dazu gesgat?" Verwirrt drehte Jesper sich zu Matthias. Er hatte nicht damit gerechnet von ihm angesprochen zu werden. "Wozu?"

"Dass du mit Typen rummachst."

Jesper hob eine Augenbraue, unsicher ob Matthias sich ernsthaft für ihn interessiert oder ob er etwas gegen Jespers Sexualität hatte.

"Ich weiß nicht. Hab nicht wirklich Kontakt mit ihm."

Eine Weile starrte Matthias wieder in ein Getränk, bevor er erneut Jesper ansah."Du weißt, dass es eine Sünde ist?" Während Matthias diese Worte aussprach kam Kaz zurück. Natürlich bekam er den Rest ihres Gespräches mit. Kaz setzte sich zu Jesper und sah Matthias dann abwertend an. "Wir sind Kriminelle, Sünden sollten uns nicht interessieren. Aber was meinst du genau?"

Natürlich wusste Matthias, dass Kaz hier bei mehr als nur eindeutig auf Jespers Seite sein würde. Auch wenn Kaz es nie laut sagte, wussten alle Krähen, dass Jesper Kaz' bester Freund war. Auch war es mehr als eindeutig, dass es Kaz nicht das Geringste interessierte, wer wen küsste. So weigerte Mattthias sich zu antworten, aber Jesper war nunmal Jesper und so erzählte er es Kaz.

Kaz' Miene hatte sich während Jesper sprach minimal verändert. Er starrte Matthias förmlich die Seele aus dem Leib anstatt ihn nur anzusehen. Er begutachtete ihn, wie ein Raubtier auf seine Beute blicken würden und sofort fühlte Matthias sich unwohl.

Mit einem kleinem - alles aber nicht echtem - Lächeln auf den Lippen stand Kaz auf und ging durch den Club bis zu einem Mädchen. Sowohl Jesper als auch Matthias sahen sich fragend an, wobei Matthias im Gegensatz zu Jesper um sein Leben fürchtete.

"Liebes, würdest du mir einen Gefallen tun?" sprach Kaz das fremde Mädchen mit einer aufgesetzten Freundlichkeit an. Alles wurde still im Club - so still wie ein Club voller betrunkener nun mal werden konnte. Schüchtern nickte das Mädchen, sie würde nicht wagen Dirty Hands zu wieder sprechen.

"Matthias, wenn es doch so abstoßend für dich ist die Lippen eines Mannes auf denen eines anderen zu sehen, dann möchte ich jetzt gerne von dir den Unterschied hören." Matthias wollte anfangen zu sprechen aber Kaz unterbrach ihn. "Nicht Jetzt." Kaz ließ sich eine Augenbinde reichen und Matthias fragte sich wo zur Hölle er diese jetzt her hatte. Keine Minute später trug Matthias die besagte Augebninde, wenn auch widerwillig.

"Mein lieber Matthias," immer noch sprach Kaz mit dieser künstlichen Freundlichkeit, die erhlich gesagt schlimmer als seine abwertende Stimme war. "Ich möchte, dass du jetzt Jesper und dieses reizende Mädchen hier küsst und mir sagst wer wer war. Erklär mir den Unterschied den es macht. Begründe mir warum das eine schlechter als das Andere ist." Matthias wollte widersprechen, hielt sich aber zurück. Er wusste, dass er da jetzt durch musste, aber dass hieß nicht, dass er die beiden richtig küssen musste. Ein wiederwilliges Lippen aufeinander treffen musste genügen.

Zuerst musste das Mädchen an die Reihe. Zurückhaltend und von Todesangst geplagt küsste sie Matthias. Danach ließ Kaz sie wegrennen, er würde sie jetzt nicht mehr brauchen. Als Jesper an der Reihe war musste Kaz sich ein Grinsen verkneifen.

"Also? Wer war wer?" Matthias wurde die Binde abgenommen. Erwartungsvoll sah Kaz ihn an. "Ich- also-" "Kein Unterscheid?" "Nein- Also der eine war ängstlicher, aber ansonsten- Ich- Nein. Kein Unterschied... Es tut mir leid, Jesper-" Jesper nickte verstehend - er war kein nachtragender Mensch - konnte sich einen Kommentar aber trotzdem nicht verkneifen. "Also von alle Fjerda-Männer so küssen, kann ich die aber von meiner Liste streichen." Diesmal konnte Kaz sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, zu seiner Beruhigung schien es aber niemanden aufgefallen zu sein. Eingeschnappt starrte Mathias Jesper an. Er zögerte einen Moment, dann nahm er Jespers Kopf in seine Hände und küsste ihn ordentlich, nicht wie beim letzten Mal.

Genau in diesem Moment waren auch die anderen Krähen gekommen und Matthias hatte den Rest des Abends verzweifelt versucht zu erklären, warum er Jesper beweisen musste, dass er kein schlechter Küsser war.

Six of Crows OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt