The whole story

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Wörter: 1356

Kaz pov

Ich sitze neben Poppy auf der Bettkante. Seit drei Tagen habe ich nicht mehr geschlafen und vorher nur wenige Stunden. "Kaz... Geh nach Hause..." Ich schüttle den Kopf. Poppy muss husten und richtet sich auf, um besser Luft zu bekommen. Besorgt streiche ich über seinen Rücken und seine Haare. "Kaz, du wirst-" Er muss erneut husten, "dich nur anstecken." "Ist mir egal. Ich lasse dich nicht allein." sage ich, stehe auf und greife einen Pullover aus dem Schrank. "Zieh den an." sage ich und ziehe ihm den Pullover schon über den Kopf. "Kaz..." "Hör auf damit. Ich gehe nicht." Erneut muss Poppy husten.

Als er sich beruhigt hat, drücke ich ihn zurück aufs Bett, decke ihn zu. "Ich mach dir noch einen Tee." sage ich und stehe erneut auf. "Kaz, jetzt bleib doch endlich mal sitzen! Du bist schlimmer als Jesper!" Ich höre nicht auf ihn, sehe ihn nicht mal an. In der kleinen Küche stelle ich einen Topf auf den Ofen, fülle Wasser hinein. Ich spiegle mich in der Wasseroberfläche.

Meine Haare sind fettig, meine Augenringe so dunkel wie vielleicht noch nie, meine Augenlider schwer. Meine Gliedmaßen schmerzen. Ich sollte mich dringend waschen und umziehen, aber ich habe keine Zeit. Poppy ist wichtiger.

Ich fülle Tee in einen kleinen Beutel und hänge diesen in eine Tasse, gebe ein wenige Honig in die Tasse und gieße das mittlerweile kochende Wasser mit hinein. Fest beiße ich die Zähne aufeinander, während ich in der Tasse herumrühre. Dann gehe ich zurück zu Poppy. Dieser liegt eingehüllt in seine Decke im Bett. Seine Stirn ist nassgeschwitzt, er ist wärmer als vorhin.

"Nein, untersteh dich!" sage ich. Poppy öffnet die Augen: "Was?" "Untersteh dich ja Fieber zu bekommen! Wenn du jetzt Fieber bekommst, dann werde ich dir das nie verzeihen!" sage ich wütend.

Ich weiß, dass er nichts dafür kann und dass es nichts bringt, ihn anzuschreien, aber ich bekomme Panik. Er darf kein Fieber bekommen. Wenn er Fieber hat, geht es vielleicht nicht wieder weg. Er darf jetzt nicht sterben. Ich kann ihn nicht verlieren. Nicht einfach so. Ich habe ihm noch nie gesagt, dass ich ihn liebe, obwohl ich es schon so lange weiß. Ich habe ihn noch nie geküsst, obwohl ich es so sehr will.

Er ist der Mensch, den ich heiraten würde.
Er ist der Mensch, mit dem ich alt werden will.
Er ist der Mensch, der mir alles bedeutet.

Er ist die Liebe meines Lebens. Wenn er das nicht übersteht nehme ich mir das Leben. Ich habe den Tod von Jordie kaum verkraftet, Poppy zu verlieren verkrafte ich nicht. "Du musst das trinken." sage ich. "Zu heiß. Ich will das nicht. Später." Wieder muss er husten. Ich streiche mir die fettigen Haare nach hinten. "Kaz, du musst schlafen. Ich schlafe auch noch ein wenig." "Okay." Ich will mich hinlegen, aber Poppy schüttelt den Kopf: "Auf der Couch. Ich will nicht, dass du dich ansteckst." "Ich lasse dich nicht alleine." "Doch, Kaz. Du kannst die Tür meinetwegen offen lassen, aber ich will, dass du auf der Couch schläfst." 

Widerwillig nicke ich. Ich stelle ihm den Tee hin und verlasse das Schlafzimmer, lege mich auf die Couch. Schnell fallen mir die Augen zu.

~*~*~

Ein rasselndes Husten weckt mich. Sofort fahre ich hoch. Ich sehe auf die Uhr. "Fünf Stunden? Scheiße!" So schnell es mein Bein zulässt, renne ich in Poppys Schlafzimmer. "Wach auf!" sage ich panisch und rüttle an seiner Schulter, "Wach auf! Du darfst nicht sterben! Du darfst jetzt nicht sterben!" Er hustet erneut, öffnet die Augen. "Oh Gott..." murmle ich und lege den Kopf in den Nacken. "Drag Queen, aber nah dran..." hustet Poppy.

Ich beuge mich zu ihm und lege mein Ohr auf seine Brust. Er atmet rasselnd. "Das klingt nicht gut." seufze ich. "Kaz mir geht-" Er hustet, spuckt Blut auf das Bettlaken. Panisch sehe ich ihn an. "Nein, nein, nein! Ich hole einen Medic!" Ich springe auf, aber Poppy hält meinen Arm fest. "Erzähl mir eine Geschichte. Nein, warte. Erzähl mir deine Geschichte. Ich will endlich die Geschichte kennen, wie du Dirty Hands wurdest." "Nein." "Aber ich bin krank! Du schlägst deinem kranken Freund etwas ab?" "Ja und nein. Ich erzähle dir eine andere Geschichte. Rutsch rüber." sage ich ein wenig widerwillig.

Ich lege mich neben ihn und lasse ihn seinen Kopf auf meine Brust legen. Sanft streichle ich ihn. "Ich erzähle dir jetzt, wie ich herkam. In den Barrel. Ich erzähle dir von Jordie, wer er war und die Geschichte von meinem Problem mit Hautkontakt." Poppy schweigt, schlingt seinen Arm um meine Hüfte und ich weiß, dass er mir zu hört.

Dann beginne ich zu erzählen: "Also, fangen wir an mit Jordie..."

~*~*~

"Jordie war dein Bruder..." "Ich erzähle dir über zwei Stunden lang meine Geschichte und alles, was du dir merkst, ist Jordie war mein Bruder?!" "Nein, aber... Als du das erste Mal hier geschlafen hast, hast du im Schlaf angefangen zu weinen und zu sprechen. Aber du hast nur zwei Sätze gesagt, immer und immer wieder. 'Es tut mir leid, Jordie.' und 'Wann wirst du mir endlich verzeihen, Jordie?' Du hast immer wieder nur diese zwei Sätze gesagt. Ich habe nie nachgefragt, wer Jordie ist. Ich wusste, du würdest es mir niemals sagen, wenn du es nicht willst und irgendwie hatte ich Angst vor der Antwort." "Zu recht?" frage ich unsicher, streichle seinen Rücken weiterhin.

Er hustet und wieder höre ich dieses Rasseln in seiner Brust und es bricht mir das Herz. "Ich gehe jetzt einen Medic verständigen, es reicht mir." sage ich und stehe auf. Ich gehe zur Tür, als Poppy mich ruft. Ich drehe mich um und sehe ihn fragend an. "Ein wenig zu Recht. Aber nur, weil ich jetzt weiß, wie unglaublich kaputt du wirklich bist." Ich lächle schwach, dann gehe ich endlich einen Medic verständigen.

Mit diesem kehre ich zurück zu Poppy, muss dann allerdings im Wohnzimmer warten. Ich halte einen von Poppys Pullovern in den Händen, spiele an einem losen Faden, vergrabe immer wieder meine Nase in dem Stoff, atme seinen wundervollen Geruch ein. 

Ich will ihn berühren, berühren, ihm nah sein, ihn küssen. Er soll endlich wissen, dass wir nicht nur eine enge Freundschaft haben, sondern ich ihn wirklich abgöttisch liebe.

Der Medic verlässt das Schlafzimmer und kommt in meine Richtung: "Es geht ihm besser. Er wird bis zum Abend durchschlafen und braucht danach noch einige Tage Ruhe, aber dann sollte er wieder ganz auf der Höhe sein. Er hat nach ihnen gefragt, ist dann aber eingeschlafen. Sie können zu ihm, aber Sie sollten ihm wirklich seine Ruhe gönnen." Ich nicke: "Vielen Dank. Hier, Ihre Bezahlung." Ich werfe ihm einen kleinen Lederbeutel hin und er fängt ihn, zählt durch.

"Mr Brekker, das ist zu viel." "Ich lege viel Wert darauf, dass meine Sorge um bestimmte Menschen verschwiegen bleibt. Nehmen Sie das Geld, schweigen Sie und vergessen Sie nicht, wieso ich Dirty Hands genannt werde." Er nickt und verschwindet schnell.

Ich stehe auf und gehe zu Poppy. Er liegt in seinem Bett, schläft ruhig, seine Atmung scheint unauffällig. Ich setze mich neben ihn und streichle seine Haare. Dann lege ich mich neben ihn und nehme ihn in den Arm. Ruhig legt Poppy den Kopf auf meine Brust, schläft weiterhin fest.

~*~*~

Poppy sitzt aufrecht in seinem Bett, ich vor ihm. Meine nackten Hände liegen auf seinen bekleideten Oberschenkeln. "Okay, ich hab das noch nie gemacht und bitte hass mich nicht, wenn es schief geht." "Kaz, was hast du vor?" Ich beuge mich vor, lege eine Hand an seinen Hinterkopf und ziehe ihn näher.

Zittrig atme ich durch, dann küsse ich ihn. Nur für den Bruchteil einer Sekunde liegen meine Lippen auf seinen, dann löse ich mich wieder. Ich horche in mich hinein, atme tief durch. Dann beuge ich mich wieder zu ihm und küsse ihn erneut, dieses Mal länger. Ich bewege meine Lippen sanft gegen seine und Poppy erwidert den Kuss vorsichtig. Zärtlich küssen wir uns.

Nach einigen Sekunden löse ich mich. "Du hast mich geküsst!" "Ach echt?" lache ich. "Kannst du es nochmal machen? Ich meine, nicht sofort. Sondern, wenn du nochmal dazu bereit bist." Ich beuge mich zu ihm und küsse ihn auf die Stirn: "Ich liebe dich über alles, Poppy." Er lächelt glücklich: "Ich liebe dich auch, Kaz Dirty Hands Brekker." "Idiot." lache ich und umarme ihn fest. 

Six of Crows OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt