I care about you, Idiot

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Wörter: 2166

Jesper pov

"Lauf!" schreit Kaz. Ohne es zu hinterfragen renne ich los. Ich habe das Gefühl durch halb Ketterdam gesprintet zu sein, als ich endlich die schmale Gasse erreiche, in welcher wir uns immer wieder treffen, sollten wir uns trennen oder etwas schief gehen. Ich halte mich an der Mauer fest und ringe nach Luft. Nach gut zwei Minuten erreicht auch Kaz die Gasse. "Alles in Ordnung?" frage ich. Er nickt und scheint etwas sagen zu wollen, bekommt aber keine Luft. Er lässt sich auf den feuchten Boden der Gasse sinken, lehnt den Kopf gegen die Mauer und ringt nach Luft. 

Wahrscheinlich schmerzt sein Bein zu doll, um weiterhin zu stehen. Ich knie mich hin. "Bist du wirklich okay?" frage ich besorgt. "Mir geht's gut..." keucht Kaz, hat aber eigentlich keine Luft, um zu sprechen, "Bist du in Ord-" Er beginnt zu husten. Nur, um irgendwas zu tun, reiche ich ihm ein Taschentuch. Kaz hält es sich vor den Mund, während er husten muss. 

Als er sich beruhigt und die Hand mit dem Taschentuch in seinen Schoß sinken lässt, erschrecke ich. Der weiße Stoff ist blutgetränkt. "Kaz! Kaz, sieh mich an! Was ist los?" frage ich. Kaz macht eine abwinkende Handbewegung, muss aber sofort wieder husten und spuckt Blut auf das dunkle Pflaster. Er bleibt vornübergebeugt sitzen und Blut läuft von seiner Unterlippe herunter, tropft auf die Steine. Ich bekomme Panik. 

Wieso hustet er Blut? 
Was ist passiert?
Wurde er verletzt? 
Muss er sterben?
Wo tritt das Blut aus?
Ist das Blut in seiner Lunge?
Ist seine Verletzung nur innerlich?

Kaz beginnt wieder zu husten, spuckt Blut. Aber dieses Mal hält der Anfall nicht so lange an, wie die beiden Male davor. Stattdessen kippt er zur Seite. Erschrocken starre ich ihn an. Dann drehe ich ihn auf den Rücken, drücke meine Finger an seinen Hals und starre panisch seine Brust an. Er atmet. Sein Puls ist viel zu hoch, aber etwas Anderes kann man auch nicht erwarten. 

Kaz gibt ein gurgelndes Geräusch von sich. Schnell drehe ich ihn wieder auf die Seite, sorge dafür, dass das Blut aus seinem Mund laufen kann und er nicht erstickt. Dann hebe ich ihn hoch und trage ihn zurück in den Verhau, der zum Glück nicht mehr weit weg ist. 

"Inej!" schreie ich, als ich durch den Eingang trete und das Sulimädchen an einem Tisch sitzen sehe. Sofort springt sie auf und kommt zu mir gerannt. "Bei den Göttern! Was ist denn passiert?" "Er hat plötzlich angefangen Blut zu spucken. Hol sofort einen Heiler!" schreie ich sie an. Ich bin noch immer panisch und weiß nicht, was ich tun soll, was darin endet, dass ich Inej anschreie, obwohl sie ja nichts dafür kann. Niemand kann etwas dafür. 

Dankbar stelle ich fest, dass Inej losrennt, um einen Heiler zu holen. "Ich bringe ihn in mein Zimmer!" schreie ich ihr noch schnell nach und sie dreht sich kurz - weiterhin rennend - zu mir um, um mir einen Daumen nach oben zu zeigen, damit ich weiß, dass sie mich verstanden hat.

Ich trage Kaz nach oben in mein Zimmer, lege ihn auf das Bett. Natürlich weiß ich, dass er sicher lieber in seinem Bett liegen würde, aber je schneller er liegt und ich sicher gehen kann, dass das Blut gut abläuft, desto besser. Mir ist egal, dass er mein Bett vollblutet. Kaz darf nicht sterben! Nicht so! Nicht blutspuckend!

Ich erinnere mich an einen der ersten Aufträge, die ich mit Kaz gemacht habe. Die Wachen waren an einem Ort, an dem sie nicht hätten sein dürfen und wir wurden erwischt. Kurz darauf fanden wir uns an Pfähle gebunden wieder. Ich hatte Angst. Ich wollte nicht sterben und auch noch heute würde ich das lieber vermeiden. Aber Kaz war ganz ruhig. Als ich ihn fragte, ob er denn keine Angst hat, dass wir hier sterben könnten, antwortete er nur: "Ich sterbe hier nicht. Wenn ich schon draufgehe, dann mit Stil."

Und wir sind nicht gestorben. Ich stand so unter Adrenalin, dass ich mich nicht mehr wirklich erinnern kann, wie wir es geschafft haben, zu entkommen. Und ich habe Kaz nie gefragt. Ich bin mir nur bis heute sicher, dass er mein Leben gerettet hat. 

Six of Crows OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt