Proud of a thief

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Wörter: 800

Kaz lag auf dem Rücken auf seinem Bett und knöpfte sein Hemd auf. Jesper drückte eine Hand auf seinen Mund und musste würgen, als Kaz den blutgetränkten Stoff zur Seite zog. Die Stichwunde blutete noch immer, der weiße Stoff klebte daran und es tat höllisch weh, ihn abzureißen. Kaz tat es trotzdem. 

Wieder würgte Jesper und drehte sich weg. Inej drehte ihn zurück zu Kaz und schubst ihn leicht in Richtung Bett. "Wieso immer ich?" jammerte Jesper kläglich und griff Nadel und Faden auf Kaz' Nachttisch. "Ich bin der, der abgestochen wurde. Reiß dich zusammen." knurrte Kaz. Er wollte nicht gemein sein, aber er blutete stark und es wollte einfach nicht aufhören. Kaz hatte höllische Schmerzen. 

Jesper konnte zwar eigentlich Blut sehen, aber Wunden lange anzusehen, tat ihm nicht gut. Aber Kaz ließ nur ihn an sich heran, also musste Jesper ihn nähen.

Jesper nahm einen kräftigen Schluck aus einer Whiskeyflasche, dann übergoss er die Wunde damit. Mit einer Kerzenflamme erhitzte er die Nadel, dann begann er vorsichtig die Wunde zu nähen. Kaz biss die Zähne zusammen.

Beiden war unheimlich schlecht. Kaz hätte von dem Hautkontakt kotzen können, aber Jesper konnte zum Nähen keine Handschuhe tragen, er brauchte das Fingerspitzengefühl. Jesper hingegen war so übel von dem ganzen Blut, dass er sich am liebsten sofort übergeben würde.

Seine Finger waren so blutig, dass es die Nadel in seiner Hand rutschig machte, aber er hatte es fast geschafft. Nur noch ein paar Stiche. 

Kaz hielt es nicht mehr aus. Er rollte sich auf die Seite und übergab sich über den Bettrand. Jesper drückte seine Hand fest auf die Wunde. So fest, dass Kaz nur Schmerz spürte, nicht mehr die Haut auf seiner. Aber auch so fest, dass er sich nicht noch mehr verletzte. "Ruhig..." sagt Jesper und legte die andere Hand auf seinen Rücken. Kaz fand es seltsam, aber es half ihm. Es hatte ihm schon oft geholfen. 

Jesper kümmerte sich hin und wieder um Kaz' Wunden und Kaz schaffte es nur selten, sich nicht zu übergeben. Obwohl er wusste, dass Jesper ihm half, hatte er das Gefühl zu sterben. "Rede... Rede weiter..." würgte Kaz. Tränen flossen über seine Wangen und er hasste sich dafür. Er hatte Schmerzen, ihm war schlecht und alles an ihm bedeutet Schwäche. Aber er wollte sie nicht zeigen. Er wollte einfach nur, dass es vorbei geht. 

Er brauchte etwas, auf das er sich konzentrieren konnte. Also konzentrierte er sich auf Jespers Stimme. Er musste nur weiterreden. "Jesper, rede!" fauchte Kaz. "Ja, klar. Okay, okay, okay. Ich kann das. Leg dich wieder auf den Rücken, ich komme sonst nicht an die Verletzung." Jesper war in Panik und so klang er auch. Aber es war Kaz egal. Ihm war nicht egal, dass Jesper Panik hatte, es änderte nur nichts an dem Fokus, den seine Stimme ihm geben konnte. 

"Ähm... Ähm... Also... Weißt du noch, was in der Nacht passiert ist, als wir uns kennengelernt haben?" Kaz nickte, der Kiefer angespannt und die Zähne aufeinander gebissen. "Ich hab deinen Ring gestohlen." "Was?" keuchte Kaz. "In deiner Tasche war ein Ring. Ich habe ihn gestohlen." "Du hast was?" "Ich bin mir sicher, du hast ihn auch gestohlen, also lief daran eh nichts rechtlich korrekt ab." 

Jesper verknotete den Faden der letzten Naht. Dann tränkte er ein Stück Stoff in Alkohol und säuberte die Wunde. "Lass mich das zusammenfassen: Ich rette dein Leben - aus reiner Gutmütigkeit - und du bestiehlst mich?" Jesper nickte stolz. "Du hast mich bestohlen und ich habe es nicht gemerkt, ich habe es nie auch nur in Frage gestellt. Ich dachte, ich habe den Ring verloren und es war mir egal. Er war zwar eine Menge wert, aber er war mir vor allem egal, da ich ihn nur gestohlen hatte, weil ich es konnte. Du hast mich bestohlen, nachdem ich dir dein verdammtes Leben gerettet habe und hast es nie für nötig gehalten, mir zu sagen, wie gut du stehlen kannst?" fragte Kaz vorwurfsvoll und stützte sich auf die Unterarme. 

"Was hast du mit dem Ring gemacht?" fragte er dann und legte sich wieder hin. "Verkauft." erwiderte Jesper schulterzuckend. Kaz schmunzelte. Dann fiel ihm etwas ein. "Meine Taschenuhr!" Misstrauisch sah er Jesper an, welcher nur unschuldig lächelte. "Du Arsch." lachte Kaz. "Du warst fies, also habe ich deine Uhr geklaut." "Schade. Ich mochte die Uhr wirklich gern." "Ich weiß. Deswegen habe ich sie behalten. Du solltest deine Lektion nur lernen." "Mein Geldbeutel?" Jesper lachte: "Nun ja, theoretisch hast du mir den selbst gegeben. Ich habe nur gelogen, als ich sagte, dass ich ihn zurück in deinen Mantel getan habe. Aber auch nicht wirklich. Ich habe ihn zurück getan und wieder rausgezogen." 

Kaz lachte: "Ich war noch nie so stolz auf dich. Aber ich will die Uhr zurück." "Wenn du lieb zu mir bist. Vielleicht." 

Six of Crows OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt