Bi

715 35 0
                                        

Wörter: 652

Jesper pov

Als ich Kaz in die Spielhalle kommen sehe, renne ich zu ihm und gehe neben ihm her. Mit der Hand tippe ich immer wieder gegen mein Bein, während ich laufe. Kaz seufzt: "Was gibt's, Jesper?" "Ähm... Kaz, also..." Ich zögere und kratze mich am Nacken. Wie soll ich Kaz das sagen? Ich weiß nicht, wie er reagieren wird. 

"Jesper, erinnere dich an den Tag, an dem ich dir eine Klinge an den Hals drückte und dir sagte, dass meine Geduld gering ist. Was willst du mir sagen?" "Ich... Also... Ich... Kaz, ich bin..." "Jesper Fahey!" knurrt er und bleibt stehen, dreht sich zu mir. Ich reibe mir den Nacken. "H-Hast du es eilig?" frage ich unsicher. "Rück einfach raus mit der Sprache." "Ich bin bisexuell. Mit Präferenz für Männer. I-Ich stehe auf Männer und Frauen." "Notiert. War's das?" Unsicher sehe ich ihn dann. 

Dann nicke ich einfach. "Gut." Kaz lässt mich stehen und geht. Ich bleibe einfach verwirrt in der Mitte des Krähen Clubs stehen. Lief das jetzt gerade gut? Oder habe ich unsere Freundschaft ruiniert?

Notiert? Was soll das überhaupt heißen?

Ich seufze und beschließe zur Bar zu gehen. Schnell hole ich mir einen Drink und beginne Erdnüsse aus einer der Glasschalen zu futtern. Kaz hasst es, wenn ich das tue. Und vielleicht ist es genau der Grund, warum ich es tue. Kaz findet, dass man die Erdnüsse aus diesen Schalen nicht essen sollte, da da jeder reinfasst und die Schalen einfach nur voller Keime sind. Und um ehrlich zu sein, schmecken die Dinger darin eh beschissen, aber wenn ich auf Kaz sauer bin, tu ich alles, was ihn nervt. Und ich bin sauer!

Ich habe mich gerade bei ihm geoutet. Weiß er eigentlich, wie viel Überwindung und Vertrauen sowas kostet? Er ist ein Arsch! Wie kann man nur so beschissen auf ein Outing reagieren? Ich wurde für meine Sexualität angeschrien, bespuckt, verprügelt. Dann gibt es Leute, die gut reagiert haben, mich umarmt haben.

Und dann gibt es Kaz.

Kaz, der einfach nur Notiert sagt und geht. Er macht mich noch wahnsinnig!

Wütend schnaubend stecke ich mir eine ganze Hand voll Erdnüsse in den Mund. 

~*~*~

Ich sitze neben Kaz auf einem Dachvorsprung. Wie er hier hochgekommen ist, weiß ich nicht genau. Einen Dachvorsprung weiter sitzen Inej und Wylan. Kaz hat Wylan vor wenigen Tagen mit in die Gang gebracht. Ich sehe zu ihm rüber.

"Mund zu, sonst krabbelt was rein und vermehrt sich." Ich drehe mich zu Kaz um: "Was?" "Du starrst den Kleinen an. In jeder Sekunde, in der du ihn sehen kannst. Und wenn du ihn nicht sehen kannst, suchst du alles mit den Augen nach ihm ab. Zugegeben, du hattest den Mund nicht auf, aber ich mag das Sprichwort." "Ja, Wylan ist süß... Ach vergiss es einfach." murmle ich und drehe mich weg, lasse meinen Blick über den Hafen Ketterdams wandern.

"Okay, ich muss also doch mehr dazu sagen. Du bist bisexuell, okay. Ich... Ich glaube, ich wusste es schon immer irgendwie. Es... passt irgendwie zu dir. Tu einfach, was du willst, Jesper. Und meinetwegen leg den Kleinen flach. Aber er ist noch klein, also..." "Er ist 16." "Ich weiß, aber ich kenne dich Jesper. Deine Kinks... Ich könnte sie nicht mal an zwanzig Händen abzählen. Also sei vorsichtig mit ihm." "Du findest es echt in Ordnung?" Kaz seufzt und fährt sich mit der Hand durch die Haare. 

"Jes, ich bin schwul." "Was? S-Seit wann?" "Seit... Immer?" "Ja, aber-" "Klappe jetzt. Schick mir Inej rüber und bleib bei dem Kleinen." "Kaz Brekker ist schwul..." murmle ich grinsend, während ich aufstehe und über das Dach zum anderen Dachvorsprung klettere.

"Kaz will dich sprechen, Inej." sage ich und halte mich an einem kleinen Dachfenster fest. "Okay." lächelt Inej. Sie steht auf und huscht rüber zu Kaz. Ich nehme ihren Platz ein. Wylan, der die Aktion stumm beobachtet hat, sieht mich jetzt schüchtern an: "Hey." "Hey." lächle ich. 

Six of Crows OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt