Ich wollte niemanden sehen und auch mit niemandem reden. Das einzige was ich wollte, war allein sein. Allein mit meinen Problemen. Scheisse! Ich zog meine Schuhe aus und rannte den kompletten Weg zurück zu unserer Wohnung. Es war arschkalt, ich fühlte meine Füße nicht mehr, aber das war mir egal. Meine Lunge brannte wie Feuer und ich bekam kaum noch Luft, als ich endlich den Haustürschlüssel aus meiner Handtasche fischte. Ich schnappte Luft und verfehlte dreimal das Schlüsselloch, bevor ich die Tür aufstieß und hineinstolperte. Autsch. Bestimmt hatte ich jetzt Blasen an den Füßen. Ich zog mich um, schminkte mich so schnell ab, wie noch nie und verschwand in meinem Bücherzimmer. Ich verschloss die Tür, um Erik nicht zu begegnen. Ich hatte seine blöden Erklärungen so langsam satt! Es konnten mich doch alle mal. Warum dachten eigentlich alle, mir mein Leben schwer machen zu müssen?! Mann! Da ich in meinem Zimmer leider noch kein Sofa hatte, rollte ich mich auf einem Sessel zusammen und deckte mich mit einer roten Wolldecke zu. Wahrscheinlich würde mir morgen alles weh tun, aber das war mir in diesem Moment ehrlich gesagt egal.
Irgendwann klopfte es heftig an der Tür. Ich schreckte hoch und konnte mir gerade noch einen Schrei verkneifen. Schnell hielt ich mir die Hand vor den Mund und biss mir auf die Lippe. "Mia? Mia, bitte mach auf, ich muss mit dir reden! Bitte!" Die Türklinke wurde heruntergedrückt. Pah. Da konnte er warten, bis er schwarz wurde. Oder noch besser zurück zu seiner tollen Diana gehen. Mir doch egal. Ich tat, als würde ich schlafen und wartete, bis er sich entfernte. Ich hörte noch, wie er eine Tür zuknallte, dann war alles still. Na dann, gute Nacht ...Am nächsten Morgen wusste ich erst nicht wo ich war. Ich hatte schon Angst, ich hätte mich betrunken und würde jetzt irgendwo liegen, doch leider erinnerte ich mich daran, was gestern wirklich passiert war. Beim Aufrichten stöhnte ich entsetzt auf. Klar, wer auf einem Lesesessel schläft muss mit heftigen Schmerzen im Rücken rechnen. Ich versuchte vergeblich mich irgendwie zu drehen oder meinen Rücken durchzudrücken und jammerte. Auch das noch. Am liebsten wäre ich zur Tür gekrabbelt, um nicht aufstehen zu müssen. Mühsam, als wäre er tonnenschwer, drehte ich den Schlüssel im Schlüsselloch. In der Wohnung war alles still, nur der Wasserhahn tropfte ein bisschen. Ich schleppte mich wie eine alte Frau in die Küche und schenkte mir ein Glas Wasser ein. Beim Trinken entdeckte ich einen kleinen Zettel auf dem Küchentisch, auf dem Bin beim Training stand. Mehr nicht. Kein Ich liebe dich, kein Kuss, nichts. Ich kaute auf meiner Unterlippe herum, bis ich Blut schmeckte. War er jetzt etwa sauer, oder was? Wenn hier einer einen Grund dafür hätte, dann wäre das ganz klar ich!
So schnell es ging ins Bad, in der Hoffnung eine warme Dusche würde meine Muskeln wieder etwas lockern. Was sogar zu meiner Überraschung der Fall war. Mein Rücken tat zwar noch ziemlich weh, aber ich konnte wieder einigermaßen normal laufen und hatte sogar bessere Laune bekommen. Ich machte laut Musik an und tanzte während des Schminkens und Haareföhnens wild durch die Wohnung, was leider dazu führte, dass ich nicht aufpasste und gegen die Badezimmertür rannte. Doch statt sofort wieder schlechte Laune zu haben, fing ich an zu lachen und konnte einfach nicht mehr aufhören. Wahrscheinlich wurde ich einfach verrückt.***
Während ich für das Mittagessen Gemüse klein schnitt, rief ich Celine an. Ich klemmte mir das Handy vorsichtig zwischen Kopf und Schulter. Es tutete eine Weile, dann wurde abgenommen. "Celine?", fragte ich.
"Nein, hier ist Jonas", antwortete Jonas am anderen Ende. Ah. Jonas.
"Wo ist Celine denn? Und Moment - Hast du denn kein Training?" Er lachte. "Du kannst dir die Trainingszeiten immernoch nicht merken, was?" Ich runzelte die Stirn und ließ das Messer sinken. "Was meinst du damit?", fragte ich argwöhnisch. "Heute ist Sonntag, Mia. Und sonntags ist kein Training." Um ein Haar wäre mir das Telefon auf den Boden gefallen, noch in letzter Sekunde fing ich es auf. Er hatte recht, heute war ja wirklich Sonntag. Und Fakt war, dass Erik mich dreist angelogen hatte! Und er hatte ausgenutzt, dass ich mir seine blöden Trainingszeiten nicht merken konnte, aber das war eine andere Sache. Ich musste unbedingt wissen, wo er war. "Erik ist nicht zufällig bei dir?", fragte ich und versuchte meine Stimme unter Kontrolle zu halten. "Nein, ist er nicht. Tut mir leid Mia, aber ich muss jetzt auflegen. Bis dann!" "Aber was ist mit-", rief ich noch, doch da hatte er schon aufgelegt. Okay, wahrscheinlich hatte ich die beiden gerade bei etwas gestört ...
Hastig suchte ich Eriks Nummer in meinem Handy, doch mittlerweile zitterten meine Hände so, dass ich zweimal fast nochmal bei Celine anrief. Ob vor Wut oder vor Enttäuschung wusste ich nicht genau, wahrscheinlich beides. Es klingelte minutenlang und kurz bevor der Anrufbeantworter ansprang, wurde abgenommen. Es rauschte und knisterte plötzlich so laut in der Leitung, dass ich das Handy erst einmal einen Meter von meinem Ohr weghielt. War er bei Diana und musste jetzt schnell seine Hose wieder anziehen, oder was? Gott, meine Gedanken machten sich selbstständig. Mein Gehirn gehörte nicht mehr mir selbst! Okay, ganz ruhig. Ich atmete tief ein und aus, was mich nicht beruhigte, aber wenigstens ablenkte. "MIAA?!" Alter. Schwerhörig war ich nun wirklich noch nicht.
"Wo bist du, verdammt?", schrie ich zurück und konnte dabei nicht verhindern, dass meine Stimme zitterte. "Beim Training jedenfalls nicht!"
Ich hörte ihn seufzen. "Jonas hat mich eben angerufen. Mia, ich will das jetzt nicht mit dir am Telefon klären, okay? Ich bin ich zwanzig Minuten da." Wow. War das sein Ernst?
"Bist du bei Diana? Du bist bei ihr, stimmts?!", brüllte ich. Tränen schossen mir in die Augen und bahnten sich ihren Weg über meine Wangen. Plötzlich war ich nicht mehr sauer, sondern einfach nur traurig. "Sag mir die Wahrheit, Erik", flüsterte ich erschöpft.
"Ja", sagte er leise und legte auf. Doch zwei Sekunden später klingelte mein Handy nochmal, ich ging ran und hörte Eriks Stimme. "Ich liebe dich." Es tutete. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Der Hunger war mir jedenfalls vergangen. Ich setzte mich auf einen Stuhl und vergrub meinen Kopf in den Händen. Warum musste nur alles immer so furchtbar kompliziert sein? Immer wenn alles perfekt war, musste jemand kommen und es kaputt machen.
Es klingelte an der Haustür. Wieso klingelte er denn, er hatte doch einen Schlüssel! Ich öffnete sie nur einen spaltbreit, doch er schob sie weiter auf und umarmte mich. "Mia", flüsterte Erik in mein Ohr. Er zog seine Hand hinter seinem Rücken hervor und hielt mir einen riesigen Strauß roter Rosen entgegen. Mir klappte der Mund auf. Er wusste, womit er mich weich bekam ... Ich nahm die Blumen entgegen und lächelte ihn an. "Danke." Er lächelte zurück und schloss die Tür hinter sich.
"Komm", sagte er und nahm meine freie Hand. Wir setzten uns gegenüber aufs Sofa, nachdem ich eine passende Vase mit Wasser befällt und sie entzückt auf den Tisch gestellt hatte. Ein wirklich wunderschöner Strauß.
"Es tut mir leid, wie das alles gelaufen ist", er räusperte sich "und muss dir jetzt was erklären. Bitte hör mir einfach zu." Ich nickte. "Das gestern Abend ist echt blöd gelaufen. Ich wusste nicht, dass sie kommen würde, das musst du mir glauben. Sie hat sich praktisch - selbst an unseren Tisch eingeladen. Heute morgen war ich bei ihr, um -" "Aber -", unterbrach ich ihn, doch er legte mir sanft einen Finger auf die Lippen, um mich zum Schweigen zu bringen. "Ich habe dir den Zettel geschrieben, um dich zu beruhigen. Ich weiß, wie du reagiert hättest, wenn ich geschrieben hätte, ich wäre bei Diana. Ich nicht, dass du dich unnötig aufregst und falsche Schlüsse ziehst. Jedenfalls hab ich die Sache mit ihr geklärt und ihr klar gemacht, dass sie sich von mir fernhalten soll. Und bevor du fragst - nein, ich habe keinerlei Gefühle für sie. Die einzige Frau, die ich liebe bist du, Mia und niemand anders. Verzeihst du mir?" Ein lauter Schluchzer kam aus meiner Kehle. Huch. Warum weine ich, es gibt keinen Grund. Ich bin glücklich. Hör auf zu heulen, Mia. Es reicht.
"Mia?"
"Ehm ... Ja! Natürlich verzeihe ich dir!", schluchzte ich. "Ich liebe dich auch." Er grinste und zog mich zu sich. "Warte - ich verzeihe dir unter einer Bedingung." Er zog eine Augenbraue hoch. "Und die wäre ...?"
"Du wirst beim Tanzkurs nur noch mit mir tanzen!", stellte ich klar. "Versprochen?" "Das müsste ich hinkriegen." Ich schlug ihm gegen den Arm, aber er lachte nur und drückte schnell seine Lippen auf meine. Das wollte ich stark hoffen, denn sonst ... Sonst ... Ach, lassen wir das. Es wird schon alles gut werden, daran glaubte ich ganz fest.
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BVB-Lovestory
FanfictionKennt ihr das, wenn man manchmal das Gefühl hat alles falsch zu machen? Wenn einem das Leben sinnlos vorkommt, weil einfach dieser eine Mensch fehlt? Romantik, Liebe, Drama ... Lest selbst und lasst euch einfach überraschen :)