Kapitel 67

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Kapitel 67

"Du, Erik, mein kleiner Babypupsi?"

"Nenn mich im Flugzeug noch einmal Babypupsi und ich schaffe mir eine süße kleine Vogelspinne an und lasse sie in deinem Bett schlafen", gab er zurück und grinste. Igitt. Das war gemein. Er wusste ganz genau, dass ich Spinnen hasste und nutzte das aus. Allerdings zeigte seine Antwort Wirkung. Das musste ich leider zugeben. "Okay, hast gewonnen. Eigentlich wollte ich dich nur fragen, ob es normal ist, dass das Flugzeug so schwangt", sagte ich kleinlaut und zog den Kopf ein, als wolle ich mich vor etwas ducken.

Erik lächelte sein ganz bestimmtes Erik - Lächeln, bei dem ich jedes mal das Gefühl hatte, der Boden wurde mir unter den Füßen weggerissen, verschränkte seine Finger mit meinen und beugte sich zu mir. Der vertraute Duft seines Aftershaves erzeugte ein angenehmes Kribbeln in meiner Magengegend und ich fühlte mich sofort geborgen.

"Mach dir keine Sorgen Mialein. Das ist nur ein leichtes Gewitter. Halb so schlimm. Außerdem bin ich ja bei dir", flüsterte er mir ins Ohr und streifte kurz mit seinen Lippen meine Wange.

In diesem Moment kam eine Stewardess mit einem Rollwagen anstolziert und blieb vor uns stehen. Bei ihrem viel zu roten Lippenstift und der ewigem aufgesetzten Grinserei verging einem sowieso sofort der Appetit. "Wünschen sie etwas zu essen?", flötete sie und ließ ihre viel zu weißen und perfekten Zähne aufblitzen. Nein, danke. Erstick doch an deinem Fraß. Schon beim Hingucken bekam man ja das kalte Kotzen. Bäh. Und teuer war der Scheiß auch noch.

Doch bevor ich überhaupt das erste Wort meiner eher wenigen netten Gedanken laut aussprechen konnte, fing das Flugzeug erneut an zu wackeln und ich klammerte mich schnell am Sitz meines Vordermannes fest. Die Stewardess war genauso überrascht worden, wie alle anderen und fiel erstmal der Länge nach auf die Schnauze. Endlich traf es die richtige. Schadenfreude überkam mich. Gerade als ich in hysterisches Kichern ausbrechen wollte, gab es weitere Turbulenzen und schlagartig war mir nicht mehr nach Lachen zumute. Ein dicker Kloß setzte sich in meiner Kehle fest. Ängstlich drückte ich Erik's Hand bis es wehtat und trommelte mit der anderen Hand auf meinem Sitz herum. Immer wieder wiederholte ich seine Worte in meinem Kopf, 'Nur ein leichtes Gewitter. Halb so schlimm' und versuchte mich wieder zu beruhigen. Tief ein - und ausatmen. Ganz einfach und normal. Alles war gut. Augen schließen und daran denken, in wenigen Stunden im Hotel zu sein. Schöner Gedanke war das. Sehr schön sogar. Ich schaffte es mich allmählich etwas zu entspannen und legte meinen Kopf auf Eriks Schulter.

***

Ich musste kurz darauf eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen öffnete, verteilte Erik gerade sanfte Küsse auf meiner Schläfe und meinem Hals. Ah, ja, aber ich durfte ihm im Flugzeug keine niedlichen Kosenamen geben ... (Immerhin hatte ich ihm im Schlaf nicht auf die Schulter gesabbert, wie ich mit einem kurzen, prüfenden Seitenblick feststellte. Gott sei Dank.) Die Stellen, die er eben mit seinen Lippen berührt hatte, kribbelten wie verrückt. Zu letzt berührte er kurz mit seinen, meine Lippen und murmelte: "Wir sind da." Seine Mundwinkel zogen sich nach oben, sodass die niedlichen Grübchen zum Vorschein kamen und auch ich anfing zu lächeln.

Noch etwas verschlafen rieb ich mir über die Augen und streckte mich erst einmal ausgiebig, um meine müden Glieder etwas zu lockern. So ein Flug zerrte immer an meinen Nerven. Ich fühlte mich deshalb ein wenig schlapp und meine Beine, die ich seit einiger Zeit nicht mehr bewegt hatte, mussten sich langsam an den unbeweglich sicheren Boden gewöhnen.

Wir waren eine der Letzten, die aus dem Flugzeug stiegen und Richtung Gepäckband schlenderten. Erik legte seinen Arm locker um meine Schulter, ich meinen um seine Hüfte. So zu laufen war zwar etwas schwierig, da man dem anderen ja nicht auf den Füßen herumtreten sollte. Am besten funktionierte es, wenn beide Seiten im Gleichschritt gingen. Er hätte sich meinem Tempo und meiner Schrittgröße also anpassen müssen. Tat er aber nicht. blöd. So musste ich wohl oder übel riiiesen Schritte machen, um mit seinen langen Beinen Schritt zu halten. (Man vergesse bitte nicht, ich war ein ziemliches Stück kleiner als er ...) Aber es klappte irgendwie und wir waren uns nahe. Natürlich klappte es, und ich muss in unserer Beziehung Kompromisse eingehen. (Auch, wenn diese nur die Größe der Schritte betrafen.)

"Ah, fuck, da waren unsere Koffer." Betroffen sah ich zu, wie auch der letzte Teil meines Koffers wieder im großen, schwarzen Loch verschwand. Ich hasste dieses Band. Jedes mal musste man Angst haben, seine Koffer seien futsch und dann stand man ziemlich doof und mit leeren Händen da.

"Keine Angst, die kommen gleich wieder", erwiderte Erik grinsend und drückte mir einen Kuss auf Haar.

"Das ist er! Da ist er! Da ist er!" Hüpfend schrie ich durch den Flughafen. Ups. Das war wohl ich bisschen zu laut, denke ich ... Hehe, ja, Leute ... Ihr könnt euch alle wieder umdrehen, alles ist gut. Ich bin nicht gestört. Vielleicht ein ganz kleines bisschen. Na ja, ich rede mit mir selbst, das sagt ja schon einiges. Aber ... Macht euch keine Sorgen. Ich bin einfach froh meinen Koffer unversehrt wiederzubekommen. Er war zum Glück nicht verschütt gegangen. Puh. Echt Schwein gehabt. Ich sprang los, um ihn zu retten (vor dem bösen, dunklen Loch). Flink grabschte ich nach der Träger- Schlaufen ...- Dings (wie auch immer) und tja, hatte eine neue Erkenntnis: Viel zu viel eingepackt. Mit aller Kraft zog und zerrte ich und versuche krampfhaft ihn hochzuhieven. Doch leider traf mal wieder genau das Gegenteil ein. Mal was neues. So kurz und leicht wie ich war, wurde ich wegen des Gewichts mit aufs Laufband gezogen. Ganz große Scheiße, kann ich euch sagen. Vor Schreck rutschte mir fast das Herz in die Hose. Ich war wie gelähmt. Es kam nicht ein Wort aus meinem Mund. Ich schob völlige Panik und kam natürlich nicht auf die Idee den Griff meines Koffers einfach loszulassen. Zum Glück kam Erik - mit roten Wangen und Schluckauf vor lachen - mir zu Hilfe. Mir war nicht bewusst wie, aber seinen Koffer hatte er sich vorher schon irgendwie geschnappt. (Allerdings viel eleganter als ich es getan bzw. versucht hatte.)

Wie gut, dass ich Erik hatte und mich zum Glück immer auf ihn verlassen konnte. Mein starker Retter in Not.

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Soo ich bin wieder zu Hause *__* hab schon ein bisschen vorgeschrieben :) hoffe, es gefällt euch 💕

LG ~Romina~

BVB-LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt