Kapitel 84

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In den nächsten Wochen hatte ich nicht sehr viel von Erik. Die Jungs mussten ständig für die nächsten Spiele an andere Orte fahren und so schnell konnten wir gar nicht gucken, da stand das deutsche Team im Finale gegen Argentinien. Beim Spiel gegen Brasilien waren wir im Stadion und nach dem 6:0 waren wir alle nur noch am jubeln und lachen. Obwohl Erik gar nicht mitspielen durfte, war er stolz wie Oskar, als wir uns sahen. Er hatte mich hochgehoben und durch die Luft geschleudert.

Gerade als ich aus der Dusche stieg und mir ein Handtuch um den Körper wickelte, klopfte es an meiner Hotelzimmertür. Na, toll. Immer ich falschen Augenblick. Ich knotete das Handtuch so gut es ging fest und huschte zur Tür. Der kühle Luftzug ließ mich erschaudern, dabei waren draußen bestimmt schon dreizig Grad im Schatten. Ich drehte den Schlüssel und öffnete sie einen kleinen Spalt breit. "Jaaa?", fragte ich langsam und lugte durch den Schlitz. "Ach, du bist das." Ich riss die Tür auf und ließ Erik herein. "Was machst du denn so früh schon hier?" Ich grinste, gab mir einen Kuss und setzte sich aufs Bett. "Das hättest du nicht gedacht, was?" Er sah aus wie ein Kater, der gerade drei Liter Sahne erbeutet hatte. Ich lachte und schubste ihn, sodass er nach hinten aufs Bett fiel. Allerdings hatte er in letzter Sekunde mein Handtuch gepackt und mich mitgerissen. "Hey, Herr Durm, was machen sie denn da?", kicherte ich und wollte das Handtuch wieder richten, doch er hielt mich fest. Er drehte uns um, sodass ich unter ihm lag und verteilte tausend kleine Küsse auf meinem Hals. Ich schloss die Augen und schlang meine Arme fest um seinen Nacken. Endlich lag sein Mund auf meinem, seine Zunge stupste leicht an meine. Früher hatte ich immer Angst, dem anderen beim Kuss auf die Zunge zu beißen, doch zum Glück war mir das noch nie passiert. Das wäre echt ziemlich peinlich ...
Meine Hände wanderten ganz von allein zu Eriks T-Shirt- Saum, schoben es hoch und strichen über seinen Rücken. Unser Kuss würde immer leidenschaftlicher und ich legte all meine vergangenen Gefühle hinein. Ich hatte ich so sehr vermisst. Jede seiner Berührungen jagten mir wohlige Schauer über den Rücken.
"Gott, Leute! Das hab ich jetzt nicht gesehen", ertönte plötzlich eine Stimme, die verdächtig nach Celine klang. Ups. Ich schätze ich hatte vergessen die Tür wieder abzuschließen. Ich fragte mich gerade ehrlich für wen die Situation schlimmer war. Ich schob Erik mit einem entschuldigenden Blick von mir und richtete mich so gut es ging auf. Die Tür war nur angelehnt. "Seid ihr wieder angezogen", rief sie. Ich kicherte. Sie stand wirklich noch auf dem Flur. Schnell zog ich das Handtuch hoch und knotete es wieder fest. "Du kannst reinkommen!" Sie betrat das Zimmer und setzte sich im Schneidersitz zu uns. "Wenn ihr das nächste Mal so übereinander herfallt, hängt besser ein Schild an die Klinke und schließt die Tür ab", grinste sie und zupfte Erik am T-Shirt. Dieser bekam feuerrote Wangen und kratzte sich verlegen an der linken Augenbraue. Ich schlang meine Arme um ihn und drückte meine Stirn an seine. "Keine Angst, ich hab Celine und Jonas schon mal viel schlimmer erwischt." Er lächelte, doch seinen Gesichtsausdruck konnte man nicht wirklich deuten.
"Kommt ihr mit zum Strand? Nachher soll es Regen geben, da müssen wir das noch ausnutzen?" Ich schaute zu Erik, der nickte. Als Celine hinausging, flüsterte Erik mir "Das holen wir nach" ins Ohr und grinste.
Ich schlüpfte in meinen Bikini, packte eine Tasche mit Handtüchern, Getränken und einem Buch und kehrte zu Erik zurück, der gerade dabei war meine Minibar zu plündern. "Gehen wir?", fragte ich und öffnete die Tür. Ehe ich mich versah war er bei mir und hob mich hoch. Ich schrie und strampelte mit den Beinen, doch er lachte nur und trug mich runter.

***

"Was machst du denn?"
Ich drängelte mich durch die Menschenmasse und versuchte die Treppe zu erkennen, was bei dem Gedränge nicht sehr leicht war. "Ich muss schon seit einer Ewigkeit ganz dringend aufs Klo", antwortete ich.
Celine tippte sich an die Stirn. "Es ist das WM-Finale und du gehst aufs Klo? Ist das dein Ernst?"
Ich nickte. Hier war eh noch nichts passiert, ich hatte auch das Gefühl, das sich das Spiel erst beim Elfmeterschießen entscheiden würde.
Vor dem Spiegel versuchte ich meine Deutschlandfahne auf der Wange noch ein wenig zu retten, die mittlerweile total verschmiert war. Echt unpraktisch dieses Zeug. Gerade als ich mi einem nassen Stück Papier daran herumtupfte, hörte ich lautes Gebrüll. Oh, Mist. War das jetzt ein gutes - oder ein schlechtes Zeichen ...? Schnell rannte ich zurück, drängelte die Fans beiseite und stürzte zu unserem Platz. Unsere Fans jubelten, die Spieler stapelten sich unten auf dem Spielfeld.
Celine, die jetzt wieder neben mir stand, umarmte mich und schrie: "Es steht eins zu null für uns!", als hätte ich das noch nicht bemerkt. "Pummelfee hats gemacht!" (Mario Götze) Das war echt unglaublich. Schon vor der WM hatten wir beide gesagt, dass er den Sieg für uns holen würde. Wir hatten sogar ein Lied ein wenig verändert und es bei jedem Tor, was Mario schoss, lautstark durch die Gegend gebrüllt. (Puuuumelfeee wir stehn'auf deiner Seiteee und wir holn'den Sieg mit dir und wir holn'den Sieg mit dir, jetzt geeeehts loos!)
Als der Schiri endlich die Nachspielzeit abpfiff, war niemand mehr zu halten. Wir waren Weltmeister!
"Ich muss jetzt zu Erik", schrie ich gegen den Lärm an." Sie nickte verständnisvoll. "Klar musst du das."
Noch einmal fing ich an zu rennen, schubste alles und jeden beiseite, bis ich endlich ganz unten ankam. Es war ein unbeschreibliches Gefühl dort unten zu stehen, während das Stadion tobte. Ich kletterte vorsichtig über die Absperrung, blieb mit dem einen Fuß allerdings hängen und landete ziemlich unschön auf der anderen Seite. Hoffentlich hatte das keiner gesehen ... Ohne auf den dumpfen Schmerz in meinem Knöchel zu achten, rannte ich auf Erik zu, der mich bereits gesichtet hatte. Er nahm mich so fest in den Arm, dass ich kaum noch Luft bekam. Ich schlang meine Beine um ihn und gab ihm einen dicken Kuss. Als er mich wieder absetzte, verzog ich schmerzvoll das Gesicht und hielt erschrocken die Luft an. Sofort war Erik wieder da und packte mich an den Hüften. "Was ist los?", fragte er besorgt und beugte sich zu mir herunter. Ich setzte ein hoffentlich glaubhaftes Lächeln auf und zwang mich aufrecht zu stehen, während sich der Schmerz weiter durch mein Bein zog.
"Alles gut, bin nur umgeknickt. Mach dir keine Sorgen."
Er sah nicht sonderlich beruhigt aus, fragte aber nicht weiter nach. Stattdessen legte er seinen Arm um meine Hüfte, um mich ein wenig zu stützen.
Als er wenig später einen der Klose' Jungs auf den Schultern hatte und mit ihm lachend über den Platz lief, stiegen mir vor Rührung die Tränen in die Augen, die ich aber schnell wegblinzelte. Wie er mit Kindern umging war total süß. Er zwinkerte mir zu, als er meinen Blick auffing und grinste. Ich grinste zurück.

***
"Hast du heute schon etwas vor?"
Erik stand lässig in meiner Tür, während ich meine Bücher aus dem Koffer räumte und ordentlich in meinem Regal aufreihte.
"Du weißt doch, dass ich lernen muss. Nächste Woche gehen meine Prüfungen wieder los und ich hab noch nicht angefangen, weil mein Freund zufälligerweise in Brasilien war", antwortete ich und bückte mich nach einem Buch, das mir entwischt war.
Er seufzte, legte sich lässig auf mein Bett und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. "Ich kann dir doch Gesellschaft leisten, dann bist du auch nicht so allein."
Ob das eine gute Idee war, wusste ich zwar nicht, aber ich nickte trotzdem. Er würde sich die nächsten Stunden zu Tode langweilen, aber das würde er schon noch merken.

Während ich meine Aufgaben erledigte und versuchte mir Vokabeln in mein Hirn zu brennen, stöberte Erik in meinen Schubladen. Als es ihm schließlich zu langweilig wurde - zumal ich nichts interessantes in meinem Zimmer verbarg - setzte er sich hinter mich auf den Stuhl. Seine warmen Hände strichen meine Haare zur Seite und verteilte anschließend Küsse darauf. Mein ganzer Körper überzog sich mit Gänsehaut und schon war es vorbei mit meiner Konzentration. Seine Finger schoben meinen Pulli hoch und es fühlte sich an, als würde tausend Ameisen meinen Rücken entlangkrabbeln. Es war kein abstoßendes Gefühl, sondern eher im Gegenteil. Ich erschauderte und legte den Stift zur Seite, der in meiner verkrampften Hand gelegen hatte.
"Sind wir allein?", flüsterte er mir ins Ohr.
Als ich den Kopf schüttelte, zog er mich hoch. Diesmal würde uns niemand stören - und zur Vorsicht schloss ich meine Tür sorgfältig ab.

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Heey :) ich sag euch gleich: Ich bin mit diesem Kapitel überhaupt nicht zufrieden ... Ich war kurz davor es einfach wieder zu löschen und alles neu zu schreiben :(
Hoffe, dass die Nächsten wieder besser werden💕
LG ~Romina

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