Ich hätte einfach sagen können: "Ja und, du hast deine Chance verpasst und mich verletzt. Jetzt ist es zu spät", oder so. Dann noch ein gespielt mitleidiger Blick und die Sache wäre - jedenfalls für mich - gegessen gewesen. Irgendetwas in dieser Richtung hätte ich sagen können, doch mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf und mir kam kein einziges Wort über die Lippen. Stattdessen brach ich lautlos in Tränen aus und schniefte. Es fühlte sich an, als würde mir jemand seine eiskalte Hand um den Hals legen und langsam zudrücken. Der Raum kam mir auf einmal viel kleiner und enger vor. Alles kam mir einfach falsch vor, so als würde ich in einem Film sitzen und denken: Gott, was für eine blöde Situation ... War aber leider kein Film. Es war mein wunderbares Leben, das gerade mal wieder dabei war, alles was ich hatte durcheinanderzubringen und unnötig kompliziert zu machen. Wie so oft ...
"Ich ... Ich ...", stammelte ich, wobei nur noch mehr Tränen über meine Wangen rollten. Vor meinem inneren Auge tauchten plötzlich Bilder auf. Bilder von Max und mir, ein glückliches Paar. Und wie er mir dann sagte, wie könnten nicht länger zusammen sein. Wie er langsam meine Hand losließ und einfach wegging.
Von meinen eigenen Gefühlen völlig überfordert, schluchzte ich auf und wischte mir übers Gesicht. Max sah hilflos nach unten und fuhr mit dem Finger das Muster des Bezugs nach. Auf einmal hörten wir einen lauten Knall aus dem Flur. Das war die Haustür, ganz sicher. Da Lina bei einer Freundin übernachtete, konnte das nur einer sein ... Erik. "Nein!" Ich sprang auf. Wie in einen unsichtbaren Schleier gehüllt, rannte ich in mein Zimmer. Seine Sachen waren weg. Wie Sturzbäche rannen die Tränen über mein Gesicht und tropften auf den hellen Teppich. Er durfte nicht gehen. Nicht, bevor ich nicht mit ihm reden konnte. Ich rannte zum Fenster, sah hinaus in die Dämmerung. Da stand er. An seinem Auto, die Tür schon geöffnet. Verzweifelt, als könne ich so die Scheibe zerbrechen und zu ihm gelangen, presste ich die Hand gegen sie. Die Kälte schien in meinen Körper überzugehen. Ich schauderte. In diesem Moment schaute er zu mir hoch, direkt in meine Augen. Mir stockte der Atem und ich versuchte ihm über Blickkontakt etwas mitzuteilen, was natürlich leider nicht klappte. Ich formte ein stummes "Bitte" mit den Lippen, doch da wand er sich schon ab, stieg ein und fuhr los.
Nachdem ich zum dreitausendsten mal 'Hurt' von Christina Aguilera gehört hatte, fiel ich vor lauter heulen und rumgerolle vom Bett. Mein Bein war eingeschlafen und der Kopf dröhnte, als würde er jeden Moment explodieren. Ich putzte mir die Nase und warf das Taschentuch auf den Haufen, der sich vor meinem Bett bildete. Wackelig stand ich auf, stöhnte und drückte auf meiner Stirn herum, um den Schmerz ein wenig zu lindern. In solchen Momenten musste man einfach mit jemandem reden und mit wem ging das besser, als mit der besten Freundin? Am Telefon war das zwar leider ein bisschen blöde, aber besser als allein im Zimmer zu versauern. Sie musste mich jetzt ordentlich bedauern und sagen, was ich tun sollte. Ich hatte schon einmal erleben müssen, wie mir mein Herz gebrochen wurde. Ich wüsste nicht, ob ich das unter solchen Umständen noch einmal überstehen würde.
Völlig durcheinander wühlte ich in meinem Zimmer herum, auf der Suche nach meinem Handy und fragte mich, wo ich es wohl zuletzt benutzt hatte. Wohnzimmer, glaubte ich. Wage konnte ich mich erinnern, wie ich es auf dem Tisch hab liegen lassen. Mit hängendem Kopf schlurfte ich ins Wohnzimmer. Dort saß Max auf der Couch, das Gesicht zum Fernseher gewandt. So leise ich konnte schlich ich mich hinein, damit er mich nicht bemerkte. Gerade, als ich mir mein Handy krallen wollte, stieß ich unsanft mit der Fußspitze gegen das Tischbein. So ein Mist. Max drehte sich ruckartig um und starrte mich mit verständnislosem Blick und weit aufgerissenen Augen an. Wäre die Lage nicht so ernst, hätte ich bei seinem Blick bestimmt losgekichert, doch da war mir im Moment nicht so nach. Still fluchend hielt ich mir den Fuß und hüpfte auf der Stelle.
"Mia, ich ..."
"Nein, stop!", rief ich aufgebracht und hob abwehrend die Hände. "Ich kann - und will darüber jetzt nicht mit dir reden. Warte - das eine sag ich dir doch noch: DU HAST ES VERSAUT! UND DAS VERDAMMT NOCHMAL NICHT ZUM ERSTEN MAL!!", schrie ich, schnappte mir mein Telefon und stapfte davon. Er sollte bloß nicht die Tränen sehen, die schon wieder aus meinen Augen flossen. Jetzt war ich nicht nur traurig, sondern auch noch wütend. Wütend auf Max, weil er mal wieder alles kaputt gemacht hatte, aber auch wütend auf mich selbst. Ich hätte einfach viel früher mit Erik reden müssen. Vorallem, weil ja nicht einmal etwas passiert war, was er mir hätte verzeihen müssen. Es war alles bloß ein Missverständnis, das ich nicht richtig verstand. Warum war Erik einfach abgehauen ...? Selbst wenn er unser Gespräch mitgehört hätte, hätte er keinen Grund dafür gehabt! Ich schniefte, obwohl ich sowieso kaum noch Luft bekam und wählte Celines Nummer. Als sie endlich abnahm sprudelten die Wörter nur so aus mir heraus.
"Celine, Erik ist weg! Also einfach gegangen und ich versteh das nicht, weil ... Weil ... Naja ich hab doch gar nichts gemacht, weißt du? Max hat vorhin gesagt, er würde mich lieben und er muss das irgendwie mitbekommen haben. Auf jeden Fall ist er dann weg! Einfach so, ohne etwas zu sagen", schluchzte ich und putzte mir geräuschvoll die Nase, die schon ganz rot war. "Was soll ich denn jetzt machen? Ich kann ohne Erik nicht leben. Ich liebe ihn doch! Du musst mir helfen, egal wie."
Jetzt heulte ich schon wieder wie ein Schlosshund, doch daran konnte ich jetzt auch nichts ändern, es musste eben alles raus. Außerdem wusste Celine ja, dass ich sehr emotional war.
"Ich weiß, Mia", hörte ich sie ruhig sagen.
"Was weißt du? Dass ich ohne ihn nicht leben kann oder dass du mir helfen musst?", fragte ich.
"Beides, aber ... Ich weiß was passiert ist."
"WOHER WEIßT DU DAS?!", schrie ich in den Hörer.
"Erik ist hier. Er hat mir alles erzählt."
WAAASS? Das durfte doch nicht wahr sein. Was machte er denn bitte bei meiner besten Freundin? Sie gehörte ja wohl mir, sollte er sich doch gefälligst bei jemand anderes ausheulen! Aber egal, ich musste das irgendwie wieder geradebiegen.
"Bitte sag ihm, dass ich mit ihm reden muss", murmelte ich leise. Im Hintergrund hörte ich leises Tuscheln und es knackte in der Leitung. Plötzlich hörte ich Eriks Stimme. Ich schluckte.
"Mia ... Du brauchst mir nichts mehr erklären." Er klang ganz anders als sonst. Traurig, enttäuscht und ein wenig verschnupft. Zwanghaft unterdrückte ich einen Schluchzer, der sich aus meiner Kehle hervor drückte.
"Ich habs schon verstanden ..."
Und dann war die Verbindung unterbrochen. Ich weinte und sank mit den Händen vor den Augen zu Boden.
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BVB-Lovestory
FanfictionKennt ihr das, wenn man manchmal das Gefühl hat alles falsch zu machen? Wenn einem das Leben sinnlos vorkommt, weil einfach dieser eine Mensch fehlt? Romantik, Liebe, Drama ... Lest selbst und lasst euch einfach überraschen :)