Kapitel 101

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Wohlig rekelte ich mich in der Sonne und sah Erik dabei zu, wie er in den Pool sprang und sich die nassen Haare aus der Stirn wischte. Wassertropfen flogen in alle Richtungen. Er grinste mich an. Ich lächelte zurück und schob mir meine Sonnenbrille wieder auf die Nase. Wie von selbst legten sich meine Hände auf meinen Bauch. Dieser war jetzt nicht mehr zu übersehen. Noch vor einer Woche hätte man denken können, ich hätte einfach nur zu viel gegessen und ein wenig zugelegt, doch jetzt war ich richtig rund. Ich hatte ein bisschen Angst vor der nächsten Zeit. Die Zwillinge würden noch viel größer werden und mein Bauch dementsprechend auch. In ein paar weiteren Wochen könnte ich meine Füße nicht mehr richtig sehen, geschweige denn im Bett noch gemütlich liegen. Ich würde watscheln. Gott, so konnte ich dann doch gar nicht mehr einkaufen gehen! Was, wenn ich stolpern und auf dem Rücken landen würde? An Aufstehen wäre dann jedenfalls nicht mehr zu denken ...
Ich fing an zu schwitzen und versuchte mit einzubilden, dass das nur von der Sonne kam. Vorsichtig richtete ich mich auf meiner Liege auf und wischte mit mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Irgendwie war ich froh, dass es schon August sein würde, wenn wir wieder Zuhause ankamen. Diese Hitze konnte doch keine Schwangere aushalten. Ich brauchte dringend eine Abkühlung. Ich stand auf und lief Richtung Pool. "Heiß, heiß, heiß", schrie ich und rannte los. Diese doofen Steine! Ständig verbrannte man sich die Füße. Mit einem Seufzer ließ ich meine Beine in das kalte Wasser gleiten. Ahh, tat das gut.

Am Abend, nachdem ich gerade geduscht hatte, stellte ich mich in Unterwäsche vor den Spiegel. Ich war so fasziniert davon, dass ich jetzt tatsächlich einen Babybauch hatte. Erik stellte sich lächelnd hinter mich und legte seine Hände auf meinen Bauch. "Na, Mama", sagte er und gab mir einen Kuss auf die Schläfe. Ich lächelte. Ich hätte es niemals gedacht, aber Erik war fast noch stolzer als ich selbst. Bei jeder Gelegenheit, die sich bot, fasste er meinen Bauch an, küsste ihn oder sprach leise mit den Kleinen dort drinnen. Es war zu süß. 
"Wie gehts dir?", fragte er, legte seinen Kopf auf meine Schulter und sah mich durch den Spiegel hindurch an. "Gut", antwortete ich. "Sehr gut."
Ich befreite mich aus seinem Klammergriff, schlüpfte in ein weites bequemes Kleid und schminkte mich ein bisschen. Anschließend verließen wir unser Hotel und liefen zu Fuß in die Stadt, um dort essen zu gehen. Die Sonne ging langsam unter und hinterließ eine angenehme warme Luft. Erik nahm meine Hand und verschränkte unsere Finger ineinander.

***
"Miiiiaaaa!! Hiiieer!" Celines Stimme hallte unverkennbar durch den halben Flughafen. Übersehen konnte man sie auch nicht. Sie und Jonas - der ein bisschen gequält grinste und versuchte seine Freundin unter Kontrolle zu halten - hielten ein riesiges Plakat mit 'Brautpaar Durm' in die Höhe. In der anderen Hand hielt sie einen Blumenstrauß. Allerdings waren die Blumen schon sehr abgeknickt und hingen herunter, weil sie so damit herumwedelte und winkte. Sie machte sich nichts aus Blumen. Für sie gab es keine verschiedenen Arten. Es waren einfach alles Blumen. Oder Grünzeug.
"Celine!" Ich drückte Erik meinen Koffer in die Hand und rannte los. "Baby, pass auf!", rief er mir hinterher, doch ich hörte gar nicht hin. Das bisschen laufen wird mir schon nicht schaden. Ich sprang meiner besten Freundin um den Hals und drückte sie fest, bis sie röchelnde Geräusche von sich gab. Es kam mir vor, als wären wir ewig auf Hochzeitsreise gewesen. Jonas umarmte ich auch und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Lachend wischte er ihn ab. Würde ich ihn nicht so lange kennen, wäre ich wahrscheinlich beleidigt gewesen. "Sollte ich eifersüchtig werden?", hörte ich Erik hinter mir. Er umarmte Celine und schlug Jonas freundschaftlich auf den Arm. "Quatsch, du bist doch meine Nummer eins", lachte ich und küsste Erik auf den Mund. "So, jetzt mal weg da! Sie gehört mir. Wenigstens für die nächsten zwei Stunden." Celine drängelte Erik beiseite und legte ihren Arm um meine Schulter. "So, jetzt erzähl mal, wie wars?"

***
Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich umziehen hasste? Nein? Ich hasste umziehen. Alles rein in die Kartons, Kartons einladen, Kartons wieder ausladen und alles auspacken und einräumen. Gab es schlimmeres?
Na ja, allerdings freute ich mich wie ein Keks auf unser erstes gemeinsames Haus, das ganz allein nur uns gehörte. Wir hatten kurz vor der Hochzeit noch ein passendes gefunden und konnten jetzt nach den Flitterwochen endlich einziehen. Gerade als ich alle meine Bücher (in vier große Kartons) gepackt hatte und mir einen schnappen wollte, kam Erik rein und riss ihn mir sofort aus der Hand. "Vergiss es! Du sollst nicht schwer tragen! Ich mach das schon, setz dich einfach hin." Hinsetzen, wohin? Auf den Boden? "Ich will aber auch was helfen", maulte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. "Kannst du auch, Baby, aber nicht beim Tragen", versuchte er mich zu trösten und gab mir einen Kuss. Na toll. Ich verdrehte die Augen. "Ich bin nicht krank, nur schwanger!" "Eben." "Eben, was? Das bisschen helfen schadet mir doch nicht." "Doch tut es, deine Frauenärztin hat extra gesagt, dass vor allem bei Zwillingen die Gefahr höher ist, dass was passiert und du dich schonen sollst." "Hat sie gar nicht gesagt. Und außerdem hab ich mich die letzten zwei Wochen schon nur geschont!" Doch das hörte er schon gar nicht mehr. Deprimiert schlich ich durch die Wohnung und ließ mich auf einem einsamen Hocker in der Küche nieder. "Euch geht es sicher gut dort drinnen, aber seid mir nicht böse: Ich bin schon froh, wenn ihr draußen seid", sagte ich und trommelte dabei vorsichtig mit den Fingerspitzen auf meiner Bauchdecke. Ich spürte, dass etwas zurück boxte oder trat und musste lächeln.
Nach ein paar Minuten würde ich hibbelig und musste aufstehen. Prompt stieß ich mit Jonas zusammen, der rückwärts einen Karton aus dem Wohnzimmer manövrierte. "Huch." Gerade als ich beiseite gehen wollte, fiel mir etwas ein. "Brauchst du zufällig Hilfe", fragte ich so ganz beiläufig. Er schüttelte den Kopf. "Nein, danke. Erik hat uns schon vorgewarnt. Du solltest dich wirklich lieber ausruhen." Empört zog ich die Luft ein. "Ihr könnt mich alle mal mit eurem blöden Ausruhen! Und du fällst mir auch noch in den Rücken, das ist ja echt das Letzte." Jonas grinste mich an. " Fahr doch schonmal mit zum Haus, dann kannst du die Küche einräumen oder dein Bücherzimmer. Celine ist auch schon unterwegs um irgendwelche Sachen zum Dekorieren zu kaufen oder so." Ich nickte." "Ja, vielleicht machen wir das." "Wir?", fragte Jonas und runzelte die Stirn. Ich deutete auf die Wölbung unter meinem Kleid und grinste. "Achsooo."
Richtig, ich hatte Celine ja erlaubt unser Haus zu dekorieren. Sie meinte, das wollte sie unbedingt schonmal machen und war ganz aufgeregt geworden. Ganz die gnädige Freundin gab ich ihr die Erlaubnis. Sie konnte das sowieso viel besser als ich.
Unser neues Haus lag nur rund fünfzehn Minuten mit dem Auto von unserer alten Wohnung entfernt direkt am Phönixsee. Es war weiß, hatte meiner Meinung nach eher etwas von einer Villa als von einem Einfamilienhaus und besaß auf der Terasse einen wunderschönen Pool. Außerdem hatten wir hinten noch einen riesigen Garten mit Blick auf den See. Eigentlich sah es genauso aus, wie die Sims-Häuser, die Celine und ich uns immer gebastelt hatten und uns vorgestellt hatten, wie schön es wäre, dort leben zu können. Und jetzt? Jetzt hatte ich ein eigenes Sims-Haus. Cool.
Innen war auch alles eher hell gehalten, weiße Türen und Fenster und helles Holz. Die Küche, die ich mir vorher aussuchen durfte, passte perfekt dort hinein mit seinen weißen Schränken und dem hellen Holz oben als Arbeitsplatte.
Mein Bücherzimmer richtete ich mir im zweiten Stock genauso ein, wie vorher. Es gab nur zwei Unterschiede: Ich hatte noch mehr Platz und einen große Glasschiebetür, von der aus man auf einen Balkon kam und perfekt den See überblicken konnte. Aus dem Grund hatte Erik das Zimmer auch für mich ausgesucht, er wusste sofort, dass ich mich in diesen Ausblick verlieben würde.
Zwei Zimmer neben unserem Schlafzimmer blieben erst einmal frei, da wir sie nach und nach einrichten werden. Je nach Geschlecht. Das würden wir nämlich beim nächsten Besuch beim Frauenarzt diese Woche erfahren. Insgeheim hoffte ich schon, dass es nicht beides Jungs wurden, sonst war ich nachher als Frau deutlich in der Unterzahl. Reiten oder Ballett als Hobby konnte ich mir da schonmal abschminken.

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Ich bin voll stolz, dass ich das Kapitel noch geschafft habe 👏 ich bin bis Ende des Monats im Urlaub und kann leider erstmal nichts neues schreiben :(
Ich weiß, das Kapitel ist ein bisschen langweilig, nix Besonderes, aber vielleicht besser als nichts ... 🙆💕

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