"Warum hast du ihn nicht einfach gefragt?"
"Hab ich! Ich hab ich vorhin doch extra angerufen, aber als ich ihn gefragt habe, hat er nur ganz komisch rumgestottert und meinte, dass er total beschäftigt sei. Pah, wers glaubt. Der ist schon seit Tagen so schräg drauf." Resigniert lies ich mich auf einen Küchenstuhl sinken und faltete meine Hände im Schoß. "Ich versteh das einfach nicht. Jetzt bin ich endlich mit meinen blöden Prüfungen durch und habe Zeit und jetzt blockt er sofort ab, wenn ich ihn frage, ob wir zusammen was unternehmen wollen. Verstehst du das...?" Fragend sah ich Celine an, die sich jetzt mir gegenüber setzte.
"Nein", sagte sie und schüttelte den Kopf. "So kenne ich Erik auch eigentlich nicht. Aber vielleicht hat er im Moment eine komische Jungs-Phase, von der wir nichts verstehen", witzelte sie und grinste. Ich lächelte leicht, doch das änderte meine Stimmung nicht wirklich.
Sie stand auf und klatschte in die Hände. Ich zuckte unwillkürlich zusammen und sah verwirrt zu ihr rauf.
"Schluss mit der schlechten Laune, lass uns lieber etwas machen. Jetzt haben wir endlich mal wieder Zeit für uns. So ein richtiger Mädelsabend,ohne auch nur einen einzigen Gedanken an Jungs, die können uns doch mal." Sie war so begeistert, dass ihre Freude sofort wie ein Funke zu mir übersprang und sich in mir ausbreitete.
"Super!", rief ich und sprang grinsend auf. Ich hatte das Gefühl, dass Celine ziemlich erleichtert, dass ich so bereitwillig auf ihren Vorschlag eingegangen war.
Es war schon lange her, seit dem nur wir beide etwas zusammen gemacht hatten und deshalb freute ich mich besonders darauf. Ich fühlte mich wie zurückversetzt in die Schulzeit, in der wir fast jedes Wochenende Mädelsabende
veranstaltet hatten, stundenlang Filme und Serien gesehen, Süßigkeiten gegessen, bis uns schlecht würde und bis mitten in der Nacht gequatscht hatten. Das waren eigentlich so ziemlich die einzig guten Erinnerung an die Schule. Ich hatte sie nie gemocht. Zwar war ich nie wirklich schlecht gewesen, aber ich war schon froh, als ich endlich fertig war und dieses dunkle bedrängende Gebäude nie wieder betreten musste.Angetrieben durch unsere Vorfreude und die laute Musik, die durch das ganze Haus dröhnte, dass die Wände wackelten, sprangen wir durch die Gegend, sangen lauthals mit und bereiteten alles vor. Keine Chipstüte und andere Knabbersachen blieben vor uns sicher. Ich fuhr sogar extra nochmal los und kaufte mehrere Tafeln Schokolade, da Celine die nicht mehr auf Vorrat hatte (was ein Wunder). Danach suchten wir uns ein paar Filme aus, polsterten das riesige helle Sofa mit unzähligen Decken und Kissen und zündeten, als es dunkel wurde, Teelichter an, die ein warmes gemütliches Licht verbreiteten.
"Fertig?", fragte Celine. Ich nickte und sie schaltete den Fernseher ein. (Da es ein Liebesfilm war, hatte ich mir vorsichtshalber die Taschentücher in Reichweite gelegt.) Zugedeckt mit zum Hals, kuschelten wir uns auf die Couch. Gab es etwas besseres?Ich konnte mich nicht daran erinnern eingeschlafen zu sein, doch als ich wieder zu mir kam, lief gerade der Abspann des Films und ich spürte einen warmen Hauch an meiner Wange. Als ich die Augen öffnete, sah ich genau in Eriks Gesicht, der mir einen Kuss auf die Lippen drückte und mir vorsichtig über die Wange strich. Celine war nicht mehr zu sehen, wahrscheinlich war Jonas auch gekommen.
Eigentlich wollte ich ja böse auf Erik sein, doch das war bei seinem Anblick sofort wieder verflogen.
"Na, gut geschlafen?", fragte er und lächelte verschmitzt. Ich grinste zurück und nickte ins Kissen hinein.
"Müde", murmelte ich und streckte mich ausgiebig.
Sanft quetschte er sich zu mir aufs Sofa, zog mich an sich. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und lauschte seinem beruhigenden, gleichmäßigen Herzschlag. Da ich nun nicht mehr schlafen konnte, drehte ich mich auf den Bauch, stützte mich auf seinem Bauch ab und sah ihn an. Seine Augen waren geschlossen, doch auf seinen Lippen lag ein leichtes Lächeln.
"Du...?" Ich strich mit dem Zeigefinger über seine Lippen und er antwortete mit einem leisen Knurren. "Was hast du in den letzten Tagen getrieben? Du warst so beschäftigt, aber immer wenn ich dich gefragt habe, hast du so ausweichend geantwortet." Ich zog meine Hand zurück, stützte mein Kinn hinein und kaute auf meiner Unterlippe herum. Er öffnete die Augen, sein Blick ging forschend über mein Gesicht, als wollte er sich jeden Zentimeter genauestens einprägen.
"Ich hatte wirklich viel zu tun", antwortete er langsam und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. "Aber ich verspreche dir, dass ich bald wieder mehr Zeit für dich habe. Du musst mir jetzt einfach vertrauen. Das tust du doch, oder?" Sein Blick war eindringlich und ich nickte, obwohl mir nicht ganz klar war, was er damit meinte.
"Gut." Aber für war das alles andere als gut. Ich war zwar ein wenig beruhigt, dass er mich nicht vergessen hatte, aber verwirrt war ich trotzdem. Was meinte er mit 'du musst mir jetzt einfach vertrauen?' Da ich keine weiteren Erklärungen erwartete, drehte ich mich seufzend wieder auf den Rücken. Ich hörte Erik leise lachen und sein Brustkorb vibrierte unter mir. Er nahm meine Hand und schlang seinen anderen Arm um meine Taille. Ich schloss die Augen und schob die lauten Gedanken in meinen Kopf ganz weit weg. Darum würde ich mich später kümmern, dafür war ich jetzt einfach zu müde.Als ich aufwachte, schienen schon die Sonnenstrahlen durchs Fenster. Ich seufzte wohlig und tastete nach Erik, doch er war nicht mehr da. Schon hatte ich wieder dieses bedrückende Gefühl in der Brust, das mich einfach nicht loslassen wollte.
Ich stand auf und tapste mit nackten Füßen in die Küche, aus der schön Geräusche ertönten.
"Guten Morgen!", rief mir Celine mir schon von weitem zu und grinste. Sie schien bester Laune zu sein, was um diese Uhrzeit eine Seltenheit war. Normalerweise schlief sie mindestens bis Mittags und wenn man sie vorher weckte, konnte sie ein ziemlicher Morgenmuffel sein. Ich antwortete mit einem kurzen Morgen und gähnte.
"Hast du Erik gesehen?"
"Nö", antwortete sie, schüttelte den Kopf und verteilte gleichmäßig Rührei auf drei Teller. "Der ist schon vor ein paar Stunden verschwunden. Ich hab nur gehört, wie er die Haustür zugezogen hat."
Na toll, er hätte ja mal was sagen können. Ich checkte mein Handy und fand tatsächlich eine Nachricht von Erik vor.
Tut mir leid, dass ich nicht bleiben kann, aber ich hab heute ein paar wichtige Termine. Ich ruf dich später an!
Na, toll. So langsam ging mir diese Heimlichtuerei gehörig auf den Geist!
Ich verdrängte die Gedanken an ihn und genoss das gemütliche Frühstück mit Celine und Jonas. Als ich Jonas später darauf ansprach, ob er wüsste, was mit Erik los war, lachte er nur und meinte, das müsse er mir schon selbst erzählen.Den ganzen Nachmittag verbrachte ich bei Celine und sah ihr dabei zu, wie sie ein neues Kleid entwarf und daran nähte. Ich konnte mir zwar Spannenderes vorstellen, aber Zuhause allein rumzuhängen, hatte ich auch keine Lust.
"Wo ist eigentlich Jonas?", fragte ich.
"Bei Erik." Ihre Stimme klang gelassen, aber trotzdem hatte ich bemerkt, wie sie kurz erstarrt war, als ich meine Frage gestellt hatte.
"Aha." Für Jonas hatte er also Zeit und für mich nicht? Warum nahm er mich nicht zu seinen Terminen mit?
"Du verschweigst mir doch etwas, oder?", hakte ich nach ich beobachtete genau ihren Gesichtsausdruck.
"Hör mal, Mia", begann sie, ohne mich anzusehen. "Ich kann dir da wirklich nichts sagen. Ich weiß genauso viel oder wenig wie du. Mach dir keine Gedanken, Erik wird dir schon irgendwann erzählen, was er macht."
Ihre Stimme klang aufrichtig, doch so richtig glauben konnte ich ihr trotzdem nicht. Warum benahmen sich auf einmal alle so seltsam?
Ich murmelte ein tonloses okay, stand auf und setzte mich ins Wohnzimmer, wo ich ein paar Zeitschriften durchblätterte und sonst aus dem Fenster starrte. Das Wetter war viel zu schön und freundlich für meine Laune. Plötzlich flog mir ein Bikini um die Ohren. Ärgerliche drehte ich mich zur Tür.
"Ey! Was soll das?", fuhr ich Celine gereizt an. Sie grinste und zeigte auf mich.
"Du gehst jetzt nach draußen und legst dich in die Sonne, sonst bleibst du den ganzen Sommer lang so käsig."
"Na, vielen Dank auch. Ich will nicht in die Sonne." Ich quengelte wie ein kleines Kind und zog trotzig die Augenbrauen zusammen.
"Das war keine Frage, das war eine Aufforderung. Also los, jetzt!"
"Okay. Okay. Ich geh ja schon."
"Und weißt du, was wir bald machen?", rief sie mir von drinnen zu, als ich auf der Liege lag und mir die Sonnenbrille auf die Nase schob. Ich grummelte, doch sie schien gar keine Antwort von mir zu erwarten. "Wir gehen einkaufen!" Sie klang so begeistert, dass ich kichern musste. Wenns weiter nichts war ...
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BVB-Lovestory
FanfictionKennt ihr das, wenn man manchmal das Gefühl hat alles falsch zu machen? Wenn einem das Leben sinnlos vorkommt, weil einfach dieser eine Mensch fehlt? Romantik, Liebe, Drama ... Lest selbst und lasst euch einfach überraschen :)