Nach einer kurzen Pause ging der Tanzkurs weiter, ganz zu Eriks Leidwesen. Ihm war anzusehen, was für eine Meinung er dazu hatte, aber da musste er jetzt durch. Wie sah das denn aus, wenn der Bräutigam an seiner eigenen Hochzeit nicht einmal den Walzer tanzen konnte. Bestimmt konnten alle anderen es auch, gaben es aber nur nicht zu. Auch wenn ich Erik versprochen hatte, niemandem davon zu erzählen, musste ich Jonas später unbedingt fragen, ob er tanzen konnte.
"So, meine Lieben. Es ist Damenwahl, also schnappt euch einen Mann!", rief die Tanzlehrerin und unterstrich ihren Satz mit einer kreisenden Bewegung ihrer Hand. Da natürlich schon klar war, mit wem ich tanzen würde, steuerte ich sofort Erik an, der mich auch schon - etwas gequält zwar - angrinste. Doch kurz bevor ich bei ihm angekommen war, stellte sich auf einmal eine andere Frau vor ihn und fasste nach seiner Hand. Empört schnappte ich nach Luft. So eine Frechheit! Ziemlich bedröppelt stand ich nun in der Ecke und starrte auf den Rücken dieser dreisten Person. Was fiel ihr eigentlich ein?!
"Ich glaube, wir zwei sind noch übrig, was?" Ich drehte mich um und sah einen Mann mit verwuschelten dunklen Haaren, der mir jetzt zuzwinkerte, einfach den Arm um meine Hüfte schlang und mich im Raum umher schwenkte. Vor lauter bösen Gedanken, die durch mein Gehirn wanderten hatte ich überhaupt nicht gehört, was wir eigentlich tanzen sollten und trat meinem namenlosen Tanzpartner ständig auf die Füße, was er mit einem Grinsen seinerseits quittierte. Immerhin brach er nicht in Gelächter aus, wie ich es bei Erik getan hatte. Stattdessen lenkte er mich sanft, aber bestimmt in die richtige Richtung. Gleichzeitig versuchte er netten Smalltalk mit mir zu betreiben, was allerdings wie eine Rauchwolke an mir vorbei rauschte, da ich viel zu sehr damit beschäftigt war, Erik und diese Frau zu beobachten, die in wundervollen Einklang tanzten und sich dabei anscheinend blendend verstanden. Jedenfalls lachte sie ständig laut auf und warf dabei ihren Kopf in den Nacken. Leider war sie auch noch ziemlich hübsch. Viel zu hübsch, um nicht eifersüchtig zu werden. Ihre glatten blonden Haare fielen ihr perfekt über die Schultern, sie war perfekt proportioniert und nicht einmal ihre Nase war zu groß. Wenn man ehrlich war, hatte sie die süßeste Stupsnase der Welt, was ich allerdings so schnell wie möglich aus meinem Kopf verbannte. Stupsnasen wurden sowieso überbewertet.
Plötzlich kam mir eine Idee.
"Mit wem hast du eigentlich vorher getanzt?", fragte ich Matthias (der Name war das einzige, was mir von ihm im Gedächtnis geblieben war).
Er zog leicht eine Augenbraue hoch, doch ich zuckte nur mit den Schultern. "Mit Diana", antwortete er. "Die Blonde dahinten." Er deutete auf die Frau, mit der Erik tanzte. Diana hieß sie also ...
"Seid ihr zusammen?", hakte ich weiter nach und versuchte im Takt zu bleiben.
"Nein, nicht mehr. Wir waren es mal, aber es hat mit uns nie richtig funktioniert." Kein Wunder, wahrscheinlich hatte sie auch in der Beziehung die Finger nicht von anderen Männern lassen können. Ich nickte grimmig und warf weiter feindselige Blicke über meine Schulter. Bevor ich ihn weiter über sie ausfragen konnte, war der Tanz zu Ende und die Tanzlehrerin beendete lächelnd die Stunde. Na, die hatte gut lachen. Ich eher weniger. Mein Gesicht war wie eingefroren, samt der steilen Falte zwischen meinen Augenbrauen. Ich stampfte aus dem Raum, da ich dringend mal frische Luft brauchte und sah gerade noch, wie Diana meinem Verlobten einen Kuss auf die Wange gab. Bevor ich explodierte, drehte ich mich um und zwang mich ganz ruhig zu atmen.
Ich lief zum Auto, um dann zu bemerken, dass ich keinen Schlüssel hatte und blieb so fröstelnd davor stehen. Langsam machte sich der Herbst echt bemerkbar. Ich zog die Schultern hoch und vergrub das Gesicht in meinem Schal.
"Hey, warum bist du denn einfach abgehauen?", fragte Erik und wollte mir einen Kuss auf die Wange geben, doch ich wich ihm aus und machte einen Schritt zur Seite. "Was ist denn los?" Seine Stimme klang überrascht, obwohl er doch eigentlich genau wissen müsste, was los war! Ich wartete mit meiner Antwort bis wir eingestiegen waren, um ihm Zeit zu geben, selbst darauf zu kommen. Irgendwann hielt ich es dann nicht mehr aus.
"Wer war die Tussi?" Erik fing an zu grinsen, was mich in diesem Moment extrem auf die Palme brachte.
"Grins nicht so blöd!", zischte ich, schnallte mich an und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Bist du etwa eifersüchtig?" Natürlich war ich eifersüchtig!
"Quatsch." Ich sah, wie er seine Augenbraue in die Höhe zog. Toll.
"Du brauchst dir echt keine Sorgen machen, auch wenn ich das irgendwie süß finde, wenn du so eifersüchtig bist ... Aber lass die weg." Er strich über die Stelle zwischen meinen Augenbrauen, um die Falte zu glätten. Widerwillen musste ich lächeln. "Das war Diana. Wir waren mal ein paar Wochen zusammen, aber dann haben wir gemerkt, dass es mit uns nicht so richtig klappt", erzählte er. Na, das Problem schien sie ja öfter zu haben. "Und jetzt?"
"Nichts und jetzt", stellte er klar. "Sie ist nett und wir verstehen uns gut, aber das wars!"
Ha ha, wers glaubt wird selig. War er blind gewesen oder hatte er ihren schmachtenden Blick nicht gesehen? Es sah aus, als ob sie ihn am liebsten aufgefressen hätte! Und dieses affige Kopf-nach-hinten-schmeißen ... Okay, stopp mal! Warum ließ ich mir von so einer eigentlich den Tag verderben? Schließlich waren Erik und ich verlobt und er hat mir gesagt, dass nichts zwischen ihnen laufen würde, ich sollte ihm mal vertrauen. Ich löste meine Arme, gab ihm einen Kuss und lächelte.
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BVB-Lovestory
FanfictionKennt ihr das, wenn man manchmal das Gefühl hat alles falsch zu machen? Wenn einem das Leben sinnlos vorkommt, weil einfach dieser eine Mensch fehlt? Romantik, Liebe, Drama ... Lest selbst und lasst euch einfach überraschen :)