Kapitel 103

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,,Ich brauch nen' Kaffee", stöhnte ich und ließ mich schwermütig auf einen Küchenstuhl von Familie Hofmann fallen. Familie daher, weil Jonas meiner besten Freundin letzte Woche einen Heiratsantrag gemacht hatte. Seither schwebte Celine auf Wolke sieben durch die Welt. Ich hatte allerdings darauf bestanden, dass sie mit der Hochzeit warteten, weil ich auf keinen Fall auf allen Bildern aussehen wollte wie ein Walross im Kleid. Niemals.
,,Vergiss es. Hier ist dein Pfefferminztee, der ist gut für dich", flötete Celine und stellte mir eine dampfende Tasse vor die Nase. Sich selber hatte sie natürlich einen Kaffee gemacht. Gemeinheit. Ich hatte die Nase voll von Pfefferminztee. ,,Bitte. Einen Schluck. Nur einen ganz kleinen." ,,Nö." Ich stöhnte. ,,Dann rechne damit, dass mein Kopf gleich auf dem Tisch landet. Ich hab höchstens zwei Stunden geschlafen, weil einer von den beiden meinte, heute Nacht einen Boxkampf ausführen zu müssen." Celine lachte. ,,Apropos, habt ihr euch eigentlich endlich auf Namen geeinigt?" Ich stöhnte wieder und nippte an dem Tee. Igitt.
,,Frag bloß nicht. Erik will immer noch unsere Kinder foltern, in dem er ihnen den Namen seiner Großmutter und seinem Großvater anhängt. Als zweiten Namen natürlich, aber das ist trotzdem schrecklich. Was meinst du, was später ihre Freunde sagen, wenn ihr zweiter Name 'Elfriede' und 'Wilhelm' sind." Meine beste Freundin schlägt sich eine Hand vor den Mund, um nicht laut loszuprusten. ,,Wilhelm?! Im Ernst? Gott, das ist nicht sein Ernst." ,,Doch. Leider. Und über die ersten Namen können wir uns auch noch nicht ganz einig werden. Na ja, ein bisschen Zeit haben wir ja noch. Hast du wenigstens Kekse?"

Nachdem ich zwei Packungen Schokoladenkekse gefuttert hatte, ging es mir schon besser. Essen macht wirklich unheimlich glücklich.
,,Kein Wunder, dass du so rund bist." Erik tauchte plötzlich hinter mir auf, seine Haare sind noch nass vom Duschen, und deutet auf die leeren Packungen.
,,Ha ha."
,,Wollen wir los?" Seitdem ich meine Nachmittage am liebsten bei Celine verbrachte, während die Jungs beim Training waren, und ich nun nicht mehr hinter das Steuer meines Wagens passte, musste Erik mich abholen.
,,Mhh. Ich muss mich nur eben verabschieden." Ich schaltete den Fernseher aus, stapelte den Müll auf dem Wohnzimmertisch und hielt Erik meine Hand hin. Das Sofa war einfach viel zu weich und flauschig, als dass ich allein wieder hochkam. Er zog mich mühelos hoch, gab mir und meinem Bauch einen Kuss und legte seinen Arm um meine Taille. Wir fanden Celine oben in ihrem Arbeitszimmer. Allerdings war sie weniger am Arbeiten. Jedenfalls nichts Produktives für ihren Job. Mehr auf Jonas' Schoß. Mit ihren Lippen. Nicht jugendfrei. Ich räusperte mich und legte Erik meine Hand vor die Augen. Die beiden fuhren erschrocken auseinander. ,,Lasst euch nicht stören, ich wollte nur kurz tschüss sagen", kicherte ich. Celine warf mir einen bösen Blick zu und bekam ganz rosige Wangen. Jonas dagegen war total cool und grinste uns an. Sie stand auf, boxte mich in den Arm und umarmte mich zum Abschied. ,,Mach das ja nicht wieder", flüsterte sie. ,,Und mach Erik klar, dass Wilhelm gar nicht geht." Wenn das so einfach wäre ...

***
Ich wachte auf. Mein Wecker zeigte 02.10 Uhr an. Ich wusste, dass etwas nicht ganz so war, wie es sein sollte. Ich hatte Schmerzen. Ich wusste schon länger, dass eine natürliche Geburt so gut wie ausgeschlossen war, doch der eigentliche Termin war trotzdem erst in zwei Wochen. Meine Zwillinge hatten da wohl andere Pläne. Ich wartete noch eine Weile ab, doch als es nur noch schlimmer wurde, rüttelte ich an Eriks Schulter. ,,Schatz?" Er grummelte. ,,Wach auf, ich glaube es ist schon so weit." ,,Ok. Ich bin gleich da", murmelte er. Manno, wie konnte man denn so tief schlafen. ,,Warte... Was?" Er drehte sich ruckartig zu mir um. Bei der Bewegung des Bettes zuckte ich vor Schmerz zusammen. Er knipste die Nachttischlampe an. ,,Scheiße, Prinzessin, was ist los?" Die Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben. ,,Ich glaube", sagte ich, ,,die beiden wollen schon jetzt raus." ,,Ich bring dich sofort ins Krankenhaus." Er sprang auf, riss den Kleiderschrank auf, zog wahllos Kleidung heraus und schlüpfte hinein. Eine Minute später stand er vor mir. ,,Kannst du aufstehen?" Ich nickte und stopfte die Bettdecke zur Seite. Zum Glück hatten wir schon vor ein paar Tagen eine Tasche fürs Krankenhaus gepackt, weil meine Frauenärztin mir das empfohlen hat. ,,Kinder kommen so gut wie nie nach Plan", hatte sie gesagt. Und recht behalten.
Kurze Zeit später sind wir endlich am Krankenhaus angekommen, Erik hilft mir aus dem Auto und stützt mich. Ein paar Schritte vor der Rezeption bleibe ich stehen. ,,Fuck." Eine rötliche Flüssigkeit läuft an meinem Bein hinunter. Hatte ich jetzt innere Blutungen oder so? Würde ich sterben? Jedenfalls hatte ich jetzt den schönen weißen Fußboden versaut ... ,,Oh, Süße, keine Angst. Das ist nur deine Fruchtblase." Gott sei Dank. Meine Hebamme. Die hatten wir vor ein paar Tagen bei der Anmeldung kennengelernt. Sie war total lieb und noch relativ jung.
Erik sah jetzt wesentlich erleichterter aus, wenn auch sehr blass. Ich konnte mich nicht entspannen, da mich schon wieder eine heftige Wehe überrollte. Ich krümmte mich und zerquetschte Eriks Hand.
Ich wurde in einen Rollstuhl gesetzt und quer durch die Gänge gefahren, bis ich irgendwann auf einer Liege lag und mich ein Arzt untersuchte. Seine Diagnose war eindeutig. Kaiserschnitt. Schnell.
Ich merkte nur noch, wie ich in Richtung OP geschoben wurde, dann wurde um mich herum alles schwarz.

Ich hörte Schritte, eine Tür die geöffnet und geschlossen wurde. Eine Hand auf meiner. Ich öffnete die Augen, blinzelte ins helle Licht der Lampen.
,,Mia." Celine saß vor meinem Bett und lächelte mich an. ,,W-wo sind sie? Geht es ihnen gut?" Sie nickte und drückte meine Hand. ,,Alles gut, sie sind vollkommen gesund und putzmunter. Erik und Jonas ist bei den beiden." Erleichtert sank ich in die Kissen.
Plötzlich ging die Tür auf und Erik kam herein, auf dem Arm hatte er ein in eine weiße Decke gewickeltes Baby. Eins meiner Babys. Gott, mir stiegen die Tränen in die Augen. Celine machte Platz, damit er sich zu mir setzten konnte. Er sah mich an, blass, aber mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen und legte mir das Bündel auf die Brust. ,,Sag hallo zu Mama, Noah", sagte er und eine Träne kullerte ihm über die Wange. Schnell wischte ich sie weg und zog ihn zu mir, um ihn zu küssen. Danach konzentrierte ich mich auf meinen Sohn. Noah war der Name, den ich vorgeschlagen hatte. Meine Güte, er war so klein und sah so unendlich zerbrechlich aus. Seine winzige Hand umklammerte meinen Finger, seine Augen öffneten sich. Er hatte blaue Augen, so wie ich. Auf einmal wurde er mir weggenommen und ich wollte gerade protestieren, als ich etwas anderes kleines hingelegt wurde. Meine Tochter. Sie war genauso süß und klein. ,,Und wie wird sie heißen?", fragte ich leise. Erik streichelte der Kleinen sanft mit dem Daumen über den Kopf. ,,Ganz deine Entscheidung." ,,Dann also nicht Elfriede?" Die Hoffnung in meiner Stimme war nicht zu überhören. Er lachte und schüttelte den Kopf. ,,Nein, nicht Elfriede." ,,Gut. Dann wirst du Eliza heißen. Einverstanden?" Sie steckte meinen Finger in den Mund. Das nahm ich mal als ja. In diesem Moment hätte niemand glücklicher sein können, als ich.

*4 Monate später*
,,Ich hab eine Nachricht von Celine bekommen!", schrie ich. ,,Und? Was schreibt sie? Geht es den beiden gut?" ,,Bestimmt, sie lieben ihre Paten über alles. Aber ich vermisse sie schon, unsere Kleinen. Zum Glück sind wir in einer Woche wieder zurück."
Ich öffnete die Nachricht.
Hi,
wir kuscheln gerade ein bisschen mit den Zwergen und dann geht's ab ins Bettchen. Eliza lässt Jonas allerdings gar nicht mehr los, was ziemlich süß ist. Hab die beiden gerade umgezogen, die sehen aber auch süß aus in ihren Anzügen! Ich wünsche euch noch viel Spaß in Sydney.
Kussi an Mama und Papa von Eliza, Noah, Onkel Jonas und Tante Celine.

~ Ende ~

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Das ist so krass. 103 Kapitel. Ich hätte niemals gedacht, dass es einmal so viele werden würden und schon gar nicht so viele Leser 😱 Viiielen Dank an jeden einzelnen, der meine Geschichte liest! ❤️
Das ist zwar jetzt das offizielle Ende, aber wenn ihr möchtet, kann ich dann und wann nochmal Kapitel zu dieser Geschichte schreiben.
Meine neue Geschichte möchte ich jetzt erst einmal in den Vordergrund stellen 🙈
Ich hoffe, dass euch auch das letzte Kapitel gefallen hat :) ❤️

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