Kapitel 1

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Ich war 19 Jahre alt, als ich von Niedersachsen in eine WG nach Dortmund zog. Es war anfangs eine ziemliche Umstellung in einer Großstadt zu leben, da ich es eher kleiner, dörflicher gewohnt war. Doch dank meiner Mitbewohner Lina gewöhnte ich mich schnell daran und lernte es lieben. Alle Geschäfte hatten länger auf als bis 17:30 Uhr, es gab mehr Restaurants als McDonalds und einen kleinen Italiener und nicht jede junge Frau trägt das neue Top von C&A.
Gleich nach meinem Abi hatte ich mich an einer tollen Uni in Dortmund beworben, die ich schon vor meinen Prüfungen im Auge hatte, und war kurze Zeit später tatsächlich angenommen worden. In nur drei Tagen packte ich alle meine Sachen und konnte es kaum noch erwarten, endlich eine eigene Wohnung zu haben und selbständig handeln zu können.
Ein Nachteil allerdings (eigentlich auch der einzige) war, dass meine beste Freundin, die ich schon seit meiner Kindheit kannte, nach Münster zog. Sie hatte dort ein Angebot bekommen, was sie auf gar keinen Fall hätte ablehnen können. Eigentlich war es unser Traum zusammen in Dortmund zu studieren, doch manchmal brachte einen das Schicksal wohl zum Stolpern. Wir schrieben uns täglich, telefonierten und konnten uns ab und zu sogar auch treffen. Lina, Celine und ich waren alle drei absolute Fans des BVB und sahen uns deshalb alle Spiele an und gingen (Umzug sei Dank!) oft ins Stadion, um die Jungs ordentlich anzufeuern.

Am Wochenende gingen wir es eher gelassen an, da wir nicht zur Uni mussten. Leider war ich ein überzeugter Frühaufsteher (außer, wenn ich dann wirklich mal früh aufstehen musste ...).
Es war Samstag, die Sonne schien fröhlich vom Himmel und schien förmlich auf mich zu warten. Ich schmiss grinsend die Decke weg, gähnte und streckte meine trägen Glieder. Um richtig wach zu werden, stieg ich erstmal unter die Dusche. Ich trennte mich jedes mal nur sehr ungern von dem heißen Wasser. (Schon früher hatten meine Eltern mich immer gefragt, ob ich ein weiteres Schwimmabzeichen unter der Duschte absolvierte.) Danach zog ich mich an, föhnte grob meine glatten braunen Haare und schminkte mich.
Ein nerviger Tiefpunkt war, dass mich mein Blick in den Kühlschrank ziemlich enttäuschte. Außer Marmelade und ein paar Getränke gab er nämlich nichts her, was irgendwie brauchbar als Frühstück wäre. Stöhnend schnappte ich mir eine schon etwas braune Banane aus der Obstschale, nahm meine Tasche und den Autoschlüssel. Ich hoffte bloß, dass der Laden in unserer Nähe so früh schon geöffnet hatte und ich mir nicht gleich vor geschlossenen Türen den Arsch abfrieren konnte. Die Sonne vermittelte zwar den Eindruck, dass es gar nicht so kalt war, doch da war sie sich mit der Lufttemperatur noch nicht so ganz einig.
Der Laden lag am Stadtrand, nicht sehr weit von uns entfernt. Er war klein, aber ziemlich heimelig und gemütlich, wie ich fand. Ich parkte mein kleines Auto auf dem Parkplatz und stieg aus. Gott sei Dank, mein Hintern würde warm bleiben! Ich schlang meine viel zu dünne Jacke fest um mich, raste los und trat bibbernd ins Warme. Es war nicht viel los, so wie eigentlich immer, doch das war mir sehr recht. Ich nahm mir einen der knallroten Einkaufskörbe und schlenderte los. Obst, Gemüse, Brötchen, Müsli und Aufschnitt landeten nacheinander im Korb. Leider konnte ich mal wieder nicht an der Kekstheke vorbeigehen. Die Spekulatius schienen förmlich nach mir zu rufen. Ich entschied mich für sie, schließlich würde es sie nicht mehr lange geben und dann musste ich wieder ein qualvolles halbes Jahr auf sie warten ... Sollte man da vielleicht ...? Ja! Schnell nahm ich mir noch eine Tüte und ging schnell weiter, bevor ich noch auf dumme Ideen kam. Ich war gerade unterwegs zur Kühltheke, als ich noch jemanden sah. Ich glaubte ihn zu kennen, auch wenn er mit dem Rücken zu mir stand. Als er sich plötzlich umdrehte, machte meinen Herz einen Hüpfer und ich vergaß fast den Mund zu schließen. Wie peinlich. Mütze tief ins Gesicht gezogen und einer Packung Nudeln in der Hand. Damit hätte ich niemals gerechnet ...

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