Kapitel 68

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Kapitel 68
"Wollen wir dann los?"
"Los? Wir sind doch erst seit zwei Stunden hier."
"Na, zum Yoga."
"Bitte wohin?!" Entgeistert schob sich Erik die Sonnenbrille ins Haar und blinzelte in die warme Sonne.
"Zum Yoga-Nachmittagskurs", wiederholte ich und vergrub meinen Fuß im Sand. "Das wird bestimmt lustig! Das bringt echt voll Spaß, wirste sehen. Probier's doch wenigstens mal aus."
Er stöhnte genervt und griff nach meiner Hand. "Also gut, gehen wir zum Yoga. Für dich mach ich ja alles."
Das letzte Wort betonte er so, als hätte ich ihm vorgeschlagen in Scheiße zu graben. (Ah, Kopfkino, verschwinde!)
"Aber vorher geh ich nochmal schwimmen." Mit einem eleganten Sprung sprang er auf, klopfte sich einige Sandkörner von der Badehose und hielt mir seine Hand hin. "Und du kommst mit." Och, nö, muss nicht sein. Wirklich nicht. Blöde Idee. "Möchtest du nicht lieber allein gehen? Mir ist kalt und das Wasser ist auch kalt ... Ich guck dir einfach von hier aus zu. Das wäre doch auch schön, oder ...?" Bittend blickte ich ihn an und rieb mir über die Arme.
"Nö, vergiss es. Du kommst mit." Mit diesen Worten hoch er mich - nachdem ich seine Hand weiter ignoriert hatte und schön dort sitzengeblieben war - hoch und stellte mich auf die Füße. Er war wirklich clever, das musste ich neidlos anerkennen. Aber das war ich auch. Immerhin hatte ich ihn zum Yoga überreden können, was ihn - wie ich wusste - einiges an Überwindung kosten würde. Allerdings konnte ich das schon ein wenig verstehen, da Yoga jetzt nicht unbedingt sehr männlich war. Man lernt sich zu entspannen, richtig zu atmen, seinen Körper zu kontrollieren ... Okay. Ich muss mich verbessern: Yoga ist überhaupt nicht männlich. Aber da ich der Ansicht war, dass Erik sogar in einem rosa Ballett-Röckchen männlich aussehen würde (da er es einfach war), durfte er auch sowas machen. (Damit meine ich jetzt nicht rosa Ballett-Röckchen anziehen!) Außerdem war es nur für zwei Stunden, es sollte nicht seine neue Freizeitbeschäftigung werden.
"Kommst du jetzt freiwillig", fragte Erik und verschränkte die Arme vor der Brust. "Oder muss ich dich mit Gewalt ins Wasser befördern?" Blitzschnell machte er einen warnenden Schritt auf mich zu. Ich schrie und rannte so schnell ich konnte den Strand entlang. Hastig schlüpfte ich zwischen Handtüchern und Decken hindurch über den heißen Sand. Wie ein verrücktes Huhn flüchtete ich kichernd ein Stück weiter zum Meer, um meine Fußsohlen ein wenig abzukühlen und entdeckte Erik ganz nah hinter mir. Ich lachte und schrie gleichzeitig, sodass ich kaum noch Atem hatte. Im Sand, in dem ich bei jedem Schritt versank, kam ich nicht gut voran, sodass Erik mich bald einholte. Ich hatte das Gefühl, dass er mir extra Vorsprung gelassen hatte, um wenigstens ganz kurz die Hoffnung zu haben, ihm zu entkommen. Leider war er wirklich verdammt schnell. Seine Arme schlangen sich fest um meine Hüfte und zogen mich zu Boden, wo er mich umdrehte, küsste und hochnahm. Ich ließ es geschehen und gab mich geschlagen. Gegen ihn half kein Zappeln und Schreien, das wusste ich bereits. Obwohl ich das ja irgendwie heiß fand ...

***
Auf den Weg zum Raum, in dem der Yoga Kurs stattfinden sollte, klingelte plötzlich mein Handy. Hastig fischte ich es aus meiner Hosentasche und sah aufs Display. Celine. Mist. Ich hatte vergessen sie gestern anzurufen, dabei musste ich ihr hoch und heilig versprechen, mich sofort zu melden, wenn wir im Hotel angekommen waren. Und zwar sofort. Aber eigentlich hätte sie sich das auch denken können, schließlich kennt sie mich schon eine Weile.
M: "Hey, Celine ... Es tut mir wirklich ganz ganz ganz ganz doll leid... Ich hab's vergessen. D-das war alles so furchtbar stressig gestern und-
C: "Okay, okay", unterbrach sie mich und lachte. "Lass gut sein, Mia. Hauptsache es geht euch gut. Wie ist das Hotel? Sonst alles klar?"
M: "Ja, alles perfekt! Und bei euch?
C: " auch alles gut. Jonas und ich gehen heute Abend essen. Was macht ihr so?"
M: "Oh, schön! Wir gehen jetzt - Au! Herr Durm! Ich hab gleich Zeit für dich, warte ..."
C: "Was ist denn?", fragte Celine lachend.
M: "Erik hat mich gerade mit seiner pinken Yogamatte geschlagen, weil er Aufmerksamkeit will.", antwortete ich.
"Ich will keine Aufmerksamkeit. Ich wollte dir nur sagen, dass der Yogalehrer da ist", brummelte Erik. Er sagte es zwar leise, doch Celine hörte immer genau das, was sie nicht hören sollte und fing an zu kichern.
C: "Sag das nochmal. Wo geht ihr hin?"
M: "Mann, wir gehen zum Yoga!", sagte ich überdeutlich. Celine bekam am anderen Ende der Leitung kaum noch Luft, so lachte sie. Wahrscheinlich stellte sie sich gerade vor, wie Erik den Sonnengruß darstellte oder sich sonst irgendwie künstlerisch verbog.
"Haha, sie lacht dich aus." Ich stieß Erik den Ellenbogen in die Seite und hielt ihm das Telefon hin, damit er es hören konnte. Er kniff die Augen zusammen und schnappte es mir aus der Hand.
E: "Jaaaaaa, wir gehen zum Yoga ... Und wenn du irgendjemandem davon erzählst - muss ich dich leider umbringen."
Mit diesen Worten gab er mir lächelnd das Handy zurück. Na, das war ja mal eine Ansage.
C: "oh,oh, ich hab das Gefühl, er war von der Idee nicht sehr begeistert, hab ich recht?", kicherte Celine.
M: "Stimmt. Aber soll ich dir was sagen? Der Yogalehrer ist echt heiß", flüsterte ich und hörte sie erneut kichern. "Ich muss jetzt auflegen, ich ruf dich morgen nochmal an."
C: "Ok, bis später und gaaaanz viel Spaß!"

***
Zwei Stunden später und mit einem zu Tode genervten Erik, der gefühlte dreitausend mal die Hand des Yogalehrers von meinem Hinterteil entfernt hatte, ließ ich mich wie ein Mehlsack quer auf unser Hotelbett fallen.
"Oh, mann, ich bin so tot", stöhnte ich und rieb mir über die Stirn. "Ich hab echt vergessen, wie anstrengend das ist ..."
R Erik zog sich sein T-Shirt über den Kopf und schmiss es nach mir. "Ach was."
"Igitt, das ist voll nass. Bäh." Angeekelt und mit spitzen Fingern hoch ich es an einem Ärmel hoch und ließ es schnell auf den. Boden fallen.
"Tja, Eigentor. Du wolltest unbedingt da hin." Ich verdrehte die Augen. "Das wirst du mir ewig vorhalten, oder?" Er nickte grinsend.
"Immerhin hatte der Lehrer heute seinen Spaß", erwiderte ich und streckte ihm die Zunge raus. "Sehr witzig ..."
Ha, Gegentor. Dann steht es wohl 1:1.

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