Oh Gott. Mir wurde schlecht. Mit meiner Hand auf dem Mund schlug ich die Decke zur Seite, sprang auf und rannte ins Badezimmer. Gerade noch rechtzeitig konnte ich den Klodeckel aufklappen, bevor ich mich erbrach. Erschöpft ließ ich mich auf den kalten Boden sinken, tätigte die Spülung und holte tief Luft. So ging das schon die gesamten letzten Tage und langsam fühlte sich mein Magen an wie ein Schweizer Käse.
Ich hörte Schritte und schon erschien Erik im Türrahmen, sich müde die Augen reibend.
"Alles okay, Schatz?", fragte er, kam zu mir und strich mir sanft über den Rücken. Ich nickte langsam und stützte mein Gesicht in die Hände. Ich war gerade mal sechs Wochen schwanger und jetzt schon völlig fertig, was machte ich denn, wenn das Baby da war und die ganze Nacht brüllte?
Erik reichte mir einen nassen Waschlappen, damit ich mir den Mund abwischen konnte und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich versuchte zu lächeln, was mir allerdings redlich misslang. Danach putze ich mir die Zähne. Wie eine Bekloppte schrubbte ich, um den unangenehmen Geschmack loszuwerden. Plötzlich schnappte Erik sich meine Beine und hob mich hoch. Ich kicherte erschrocken und legte meine Arme um seinen Hals. Sanft legte er mich ab, ging dann auf die andere Seite und legte die Decke über uns. Ich kuschelte mich ganz eng an ihn und seine Körperwärme übertrug sich auf mich. Seine Hände legten sich um meine Hüften; ich spürte seinen Atem in meinem Nacken.***
Ich war jetzt in der siebten Schwangerschaftswoche, doch mein Bauch war noch immer genauso flach wie sonst auch. Schade. Mittlerweile sah ich jeden Morgen gespannt in den Spiegel, um zu gucken, ob sich schon etwas verändert hatte. Heute hatte ich den nächsten Termin bei meiner Frauenärztin und Erik wollte unbedingt mitkommen, woraufhin ich vor Rührung total nasse Augen bekam. Den ganzen Vormittag über war ich total hibbelig. Außerdem hatten wir beschlossen, in den nächsten Tagen unsere Eltern zu uns einzuladen, um ihnen die neue Nachricht zu überbringen. Ehrlich gesagt hatte ich schon etwas Angst vor ihrer Reaktion, obwohl meine Mutter immer betont hatte, wie sehr sie sich Enkelkinder wünschte - erst später natürlich. Und jetzt war später. Zumindest etwas später. Immerhin konnte ich noch mein Studium beenden, ehe ich nur noch durch die Straßen rollen konnte und den Verkehr aufhielt.
Erik war kurz weggefahren, um etwas zu besorgen. Er meinte, er hätte eine Überraschung für mich und tat total geheimnisvoll. Ich liebte Überraschungen. Um die Stunden bis zu meinem Termin zu überstehen, lernte ich für meine Abschlussprüfungen, was mich zumindest voll einnahm und ablenkte. Leider musste ich andauernd unterbrechen, weil ich seit neustem - zum Glück - nicht mehr kotzte, sondern mörderische Fressattacken bekam und alles mögliche gleichzeitig in mich reinstopfte. Außer saure Gurken. Obwohl ständig gesagt wurde, dass Schwangere total darauf abfahren würden, bin ich postwendend zum Klo gerannt, nachdem ich die Dose geöffnet hatte.
"Schatz?" Die Haustür knallte zu. Ich schmiss meinen Tisch hin und sprang mit so viel Schwung auf, dass mein Stuhl fast umkippte. Ich rannte auf ihn zu, schmiss mich in seine Arme und vergrub meinen Kopf an seinem Hals. Er lachte und drückte mich.
"Womit hab ich das denn verdient?" Er schob mich ein Stück von sich weg, um mich anzusehen.
"Überraschung", fragte ich aufgeregt und sprang wie ein Gummiball auf und ab. Erik grinste von einem Ohr zum anderen.
"Sag jetzt! Komm schon! Was ist die Überraschung?"
"Du bist viiiiel zu neugierig, weißt du das? Aber gut, warte ..." Er zog ein kleines Päckchen aus seinem Rucksack und reichte es mir lächelnd. Oh man, wie cool. Ich riss das Papier auf, warf es auf den Boden und wickelte das, was ich jetzt in der Hand hielt, aus. "Oh mein Gott ist das süß!", quietschte ich und schlug mir die Hand vor den Mund. "Gefällt es dir?" Ich nickte heftig und starrte entzückt das winzige schwarz-gelbe Trikot in meiner Hand an. Auf dem Rücken prangte eine dicke 37 und Durm natürlich.
"Damit der oder die Kleine gleich weiß, welcher der beste Verein ist und Papa anfeuern kann", sagte Erik und konnte den Stolz in seiner Stimme nicht verbergen. Gerührt lächelte ich ihn mit nassen Augen an und legte dann meine Hände in seinen Nacken und zog ihn zu mir herunter. "Ich bin mir sicher, dass es ihm oder ihr gefallen wird", murmelte ich und presste meine Lippen fest auf seinen Mund. Er lächelte und platzierte seine Hände auf meinem Hintern. Er küsste mich so heftig und leidenschaftlich, dass mir fast die Luft wegblieb. Ich schien förmlich unter seinen Händen zu zerschmelzen, meine Knie wackelten, als hätten sie sich plötzlich in Pudding verwandelt. Ich fühlte mich wieder wie ein Teenie, der gerade seinen ersten Kuss bekam und sich Millionen Feuerwerke im Magen auslösten. Es war zwar nicht unser erster Kuss, aber es fühlte sich trotzdem genauso gut an, wenn nicht sogar noch besser.
Schweratmend lösten wir uns und grinsten einander an. Ich war so glücklich, mein Herz schlug so laut und schnell dass ich dachte, es müsste im nächsten Augenblick rausspringen und durch die Gegend hüpfen - so wie ich es gerade am liebsten tun würde.
"Übrigens - wo soll das Kind denn eigentlich schlafen?" Hmpf. Schöner Moment zerstört. Ich zuckte die Achseln. "Wir werden schon was finden." Erik zog die Augenbrauen hoch. "Bist du sicher? Das einzige Zimmer, das wir entbehren könnten, wäre - dein Bücherzimmer", meinte er gelassen. Ich starrte ihn an. "Aber, aber ... Nein! Das ist der schönste Raum der ganzen Wohnung! Vergiss es einfach!", stellte ich klar und stemmte die Hände in die Hüften. Er hob die Hände. "Schon gut. Wir renovieren das Abstellzimmer, okay? Es ist groß genug und wenn wir streichen und richtig einrichten, wird es ein hübsches kleines Kinderzimmer. Ja?"
"Ja." Ich lächelte besänftigt und kuschelte mich in seine Arme. Sein Körper strahlte eine so angenehme Wärme aus, das ich mich sofort geborgen fühlte und meinen Kopf in seine Halsbeuge legte.
"Wollen wir los?", flüsterte er an meine Wange. Sofort schlug mein Herz wieder schneller und ich nickte.***
Wie ein Flummi saß ich im Wartezimmer. Ständig wackelte ich auf meinem Stuhl herum und drückte Eriks Hand so fest, dass sie schon ganz rot war und sich meine Finger darauf abzeichneten. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, gleich als werdende Eltern vor einem Bildschirm zu sitzen und unser Kind anzusehen. Und das alles zusammen mit Erik.
Kurze Zeit später wurden wir endlich aufgerufen. Ich sprang auf und zerrte Erik wie einen Hund hinter mir her, da er für meinen Geschmack einfach viel zu langsam lief. Herzlich begrüßte uns meine Frauenärztin und gab uns die Hand. Mich drückte sie kurz und zwinkerte mir verschwörerisch zu. (Sie hatte mir mal anvertraut, dass sie selbst den BVB ganz toll fand und jetzt sehr stolz war, die Freundin eines Spielers während ihrer Schwangerschaft zu begleiten. Im Gegenzug hatte ich ihr versprochen ein paar Karten für die nächsten Spiele für sie und ihren Mann zu besorgen.)
Ich setzte mich auf den obligatorischen Stuhl und Erik nahm auf einem Hocker, der ungefähr auf Höhe meines Kopfes stand, Platz und sah auch schon ziemlich aufgeregt aus. Sein Fuß wippte unaufhörlich hin und her und er strich sich mit dem Zeigefinger über die rechte Augenbraue. Ich lächelte und legte meine Hand auf seinen Arm. Er hob den Kopf und lächelte warm zurück.
Die Ärztin zeigte auf den Bildschirm, wo man außer vielen verschiedenen Graustufen nun auch schon ein ganz kleines bisschen mehr erkennenden konnte, als letztes Mal. Ganz entzückt starrte Erik auf das klitzekleine Wesen, bei dem man sich nicht vorstellen konnte, dass sich daraus schon bald ein Mensch würde entwickeln. Erik drückte meine Hand.
"Können sie es sehen? Da, der Herzschlag, er ist schon jetzt -" Sie stoppte plötzlich. Verwirrt schaute ich sie an und fuchtelte mit meiner Hand herum. "Was denn?", fragte ich und meine Stimme würde panisch. "Stimmt etwas nicht?" Sie schüttelte den Kopf und wandte sich schließlich wieder an uns. Ihren Gesichtsausdruck konnte ich nicht deuten. Er konnte Gutes, aber auch Schlechtes bedeuten und nach ihrer plötzlichen Reaktion nach zu urteilen tendierte ich zum Zweiten. Mir würde heiß und kalt.
"Was ist los?" Eriks Stimme ließ mich aus meiner Starre erwachen. Eine steile Falte hatte sich auf seiner Stirn gebildet.
"Nun", sie räusperte sich, "es gibt zwei Herzschläge." Ich fühlte mich ein bisschen wie gegen eine Wand gelaufen. Was ging hier ab?
Erik sah aus, als wäre diese Nachricht sehr schlimm. Jegliche Gesichtszüge waren ihm entgleist.
"Ist ... Das denn schlimm?", stotterte ich und sah zwischen ihr und Erik hin und her. Für einen kurzen Moment sah es aus, als müsste er sich ein Lachen verkneifen. Allerdings ging das so schnell, dass ich mir nicht sicher war, mir das bloß eingebildet zu haben. Die Frauenärztin strich sich eine blonde Haarsträhne hinters Ohr und schmunzelte. "Nein. Das ist nicht schlimm, sondern ganz normal - bei Zwillingen", sagte sie.
Moment. Das - das war jetzt nicht ihr Ernst, oder? Aber ... Zwillinge?! Ich stöhnte laut auf und sank tiefer in den Stuhl. Konnte nicht einmal etwas passieren, das nicht gleich in eine mittelschwere Katastrophe ausartete? Schön wärs ...
"Mia?" Oh, hatte ich das gerade laut gesagt? Erik legte seine Hände an meine Wangen und sah mir in die Augen. "Dann muss ich wohl noch ein kleines Trikot kaufen", flüsterte er so leise, dass nur ich es hören konnte und gab mir einen schnellen Kuss. Unfähig etwas zu sagen, nickte ich nur. Wie konnte er das nur so leicht nehmen? Ich war schon ziemlich überrascht über ein Kind gewesen, aber jetzt bekam ich gleich Zwei! Zweimal ein schreiendes Kind, zweimal füttern, zweimal Windeln wechseln ... Oh und wenn die Zwei erst einmal wachsen, würde mein Bauch sich aufblähen wie ein Luftballon und ich könnte wirklich durch die Gegend rollen. Bei dem Gedanken daran musste ich lachen.Zwanzig Minuten später verließen wir das Sprechzimmer. Im Wartezimmer entdeckte ich plötzlich Celine, die die Beine überkreuzt, in einer Zeitschrift blätterte. Ich öffnete die Glastür und sie hob den Kopf.
"Ihr werdet doppelte Paten", verkündete ich und machte mit den Händen eine öffnende Bewegung. Celines Mund klappte auf und ihre Augen wurden kugelrund.
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BVB-Lovestory
FanfictionKennt ihr das, wenn man manchmal das Gefühl hat alles falsch zu machen? Wenn einem das Leben sinnlos vorkommt, weil einfach dieser eine Mensch fehlt? Romantik, Liebe, Drama ... Lest selbst und lasst euch einfach überraschen :)