Guten Abend, Tagebuch.
Nein, das klingt viel zu förmlich.Hey jo, was geht, Tagebro.
Oh Gott, nein, das ist noch schrecklicher. Ich, ich bin einfach zu sehr durch den Wind.
Durch all das Lernen bin ich kaum zum Schreiben gekommen. Die Prüfungen haben vor drei Wochen begonnen und nun habe ich nur noch eine vor mir.Seit meinem letzten Eintrag ist also nichts außergewöhnliches passiert. Ich war zuletzt bei dem Traum nach meinem Geburtstag stehen geblieben. Auf unserer Wiese hatte ich Fynn tatsächlich im langen, weißen Spitzenkleid empfangen. Was zuerst als Scherz gedacht war, fühlte sich dann jedoch immer mehr echt an. Fynn hatte bei meinem Anblick kaum ein Wort herausgebracht.
An unserer Trauerweide waren Lichterketten aufgetaucht, während alles um uns herum in der Dunkelheit verschwand. Das Gras wurde von Kerzen erhellt, welche auf dem Boden standen. Fynn hatte nach meiner Hand gegriffen und wir tanzten im schwachen Licht.
Den Rest der Nacht verbrachten wir kuschelnd, quatschend und ab und zu auch einfach schweigend zusammen. Es kam mir magisch vor. Als hätte sich die Verbindung zwischen uns dadurch noch weiter gefestigt.
Zumindest dachte ich dies.
In den Tagen und Wochen darauf begann Fynn wieder abwesender zu sein. Manchmal war er beinahe reizbar, nicht gut drauf, melancholisch und wortkarg.
Natürlich weiß ich, dass er mir irgendetwas wichtiges vorenthält. Bisher konnte ich damit leben, aber seit ein paar Tagen ist meine Neugier unerträglich. Das Nichtwissen treibt mich beinahe in den Wahnsinn und lässt mich nachts kaum schlafen. Dadurch haben wir weniger Zeit für unsere Traumtreffen, was nicht gerade förderlich ist.
Dann jedoch ist er zwischendurch wieder unglaublich lieb, fürsorglich und lustig. Vor meinen Prüfungen haben wir im Traum den Lernstoff wiederholt, wofür er sich vorher extra das Wissen aneignen musste. Durch seine Anwesenheit schenkte er mir Ruhe und Gelassenheit, sodass ich während der Klausuren nicht in Angstschweiß ausbrechen musste.
Geholfen hat er mir währenddessen selbstverständlich nicht. Meine Abschlussnoten möchte ich mir unbedingt selbst erarbeiten, ganz ohne Schummelei.
Sobald ich die Kunstprüfung hinter mir habe, kann ich endlich tief durchatmen und mich voll und ganz auf den Abschlussball konzentrieren. Gemeinsam mit Chrissy und Jenna war ich bereits Kleider kaufen. Wir haben sicher ein Dutzend anprobiert, was zwischen all dem Lernen für eine willkommene und lustige Ablenkung gesorgt hat.
Nebenbei mache ich mir Gedanken über die Zeit nach dem Abschluss. In meiner Wunschvorstellung besuche ich Fynn in Kanada, lasse mir all seine Geheimnisse erklären und ziehe dann gemeinsam mit ihm an einen Ort, wo ich Kunst studieren kann.
Doch mir ist klar, dass dies allein bei einer Wunschvorstellung bleiben wird. Jenna und Chrissy müssen mich jedes Mal aufs Neue davon abhalten, zu viel von Fynn zu verlangen. Und auch wenn ich mir dessen bewusst bin, dass das alles nur naive Gedanken meinerseits sind, kann ich trotzdem nicht aufhören, zu hoffen. Hoffen, dass wir zwei eine richtige Beziehung in der realen Welt führen können.
Doch solange Fynn dieses Thema nach wie vor abblockt, bringt es nichts, darüber nachzudenken. Ich muss viel mehr in kleineren Schritten denken. Erst die Prüfung, danach der Abschlussball, die Anmeldung für das Studium und dann kann ich womöglich ein klärendes Gespräch mit Fynn führen.
Ich verabschiede mich also nun bis nach der Prüfung. Bis bald, deine büffelnde Jill.
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In Gedanken bei dir
RomanceJill Campbell führt das normale Leben einer Sechzehnjährigen: Sie hat eine Familie, die sie liebt. Zwei beste Freundinnen, die für sie durchs Feuer gehen würden. Und zu dem noch den beliebtesten Jungen der Schule als Freund. Doch ihr Leben w...