Als ich am Montagmorgen aufwachte, fühlte ich mich irgendwie schwer, als ob mein Blut über Nacht durch Beton ersetzt worden war. Diese Last drückte meinen Körper geradewegs nach unten ins Bett hinein, sodass es mir verdammt schwer fiel, aufzustehen.
Die Angst vor dem heutigen Tag war einfach so dermaßen groß. Ich wollte den Tag nur schnell und gut über die Bühne bringen und hoffte inständig, dass es keine Zwischenfälle geben würde. Hoffentlich war das Schicksal wenigstens heute auf meiner Seite, damit ich endlich drei Kreuze machen könnte, sobald dieser Tag vorbei war.
Der Tag, an dem ich mit Matt Schluss machen würde.
Kurz dachte ich an die asiatischen Serien, welche ich so gern schaute und in welchen sich die Protagonisten meist mit einem lauten "Fighting" Mut zu sprachen. Den Arm angewinkelt und die Hand zu einer Faust geschlossen flüsterte ich mir ein leises „Fighting" zu und stand dann voller Tatendrang auf.
Gestern noch hatte ich Matt auf seine vorgeheuchelten Entschuldigungen geantwortet mit den Worten: „Wenn du mir versprichst, dass es nie wieder vorkommt, verzeihe ich dir", was mir dieses menschliche Bündel voll Blödheit tatsächlich abgekauft hatte. Diese Nachricht war der erste Schritt in dem Plan, welchen Fynn und ich uns bis ins kleinste Detail im Traum ausgedacht hatten.
Nachdem ich mich fertig gemacht, gefrühstückt und von meinen Eltern verabschiedet hatte, machte ich mich auf den Weg zur Schule. Das erste Mal nach viereinhalb Wochen nutzte ich mal wieder mein altes Fahrrad alias das Klappergestell und trat kraftvoll in die Pedale.
Die ersten paar Meter quietschte es noch, als würde es vor Freude laut aufschreien, da es mich nun endlich wieder tragen durfte. Und auch auf meinem Gesicht breitete sich ein großes Lächeln aus, als ich den Fahrtwind in meinem Gesicht spürte, während die Häuser unserer Straße an mir vorbei rauschten.
Wie sehr ich diesen Weg zur Schule doch vermisst habe.
Ein Gefühl von Freiheit überkam mich, sodass ich beinahe meine Freude laut in die Gegend gerufen hätte. Doch noch war ich nicht frei. Noch dachte Matt, dass alles okay zwischen uns war. Dies würde sich heute jedoch ändern.
Fynn hatte mir all die Zweifel genommen, welche ich zuvor noch gehegt hatte. Das nächtliche Reden mit meinem 'Gedanken- Kumpel' hatte mir gezeigt, dass ich allein der Herr meines Lebens war. Ich allein musste dafür sorgen, dass ich glücklich sein könnte und konnte mich dabei nicht darauf verlassen, dass Matt eines Tages, irgendwann mal in der Zukunft ehrliche Gefühle mir gegenüber entwickeln könnte.
Wir sind unser eigenen Glückes Schmied.
Mit diesen Gedanken hatte Fynn mir gezeigt, dass einzig und allein eine Trennung das Richtige war. Matt war einfach nur ein lästiger Klotz an meinem Bein, welchen ich seit Kindertagen mit mir rumgeschleppt hatte. Immerzu hatte ich mir eingeredet, dass der Klotz doch sehr schön war und es angenehm und schon in Ordnung war, damit rumzulaufen.
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In Gedanken bei dir
RomantikJill Campbell führt das normale Leben einer Sechzehnjährigen: Sie hat eine Familie, die sie liebt. Zwei beste Freundinnen, die für sie durchs Feuer gehen würden. Und zu dem noch den beliebtesten Jungen der Schule als Freund. Doch ihr Leben w...