Kapitel 15 - Jill

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Es war gerade mal ein Tag vergangen und dennoch hatte die Stimme bis jetzt schon wieder drei Mal zu mir gesprochen

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Es war gerade mal ein Tag vergangen und dennoch hatte die Stimme bis jetzt schon wieder drei Mal zu mir gesprochen. Erst in der Schulkantine, als ich gerade dabei war, mir mein wohl verdientes Mittagessen zu besorgen. Vor Schreck hatte ich doch direkt mein Tablett mit dem Schälchen Joghurt fallen gelassen und mich somit schon wieder zum Gespött der Schule gemacht.

Später im Unterricht, als meine Gedanken mal wieder zu Matt schweiften, hatte die Stimme doch nicht ernsthaft gesagt, dass ich mal bitte weniger an ihn denken soll. Und erst vor wenigen Minuten hatte sie mir ganz klugscheißer-mäßig die Lösung meiner Matheaufgaben genannt. Erstaunlicherweise war sie sogar richtig, was mich beinahe hyperventilieren ließ. Nach Luft keuchend war ich aus dem Zimmer hinaus gestürmt und hatte mich nun hier draußen auf der Bank nieder gelassen.

Andere hätten sich vielleicht gefreut, die Lösungen angesagt zu bekommen.
Ich jedoch nicht.
Denn dies war der eindeutige Beweis dafür, dass ich mir das alles nicht nur einbildete. Schon seit der Grundschule war ich nämlich grottenschlecht in Mathe.

Doch mein Kopf konnte diese Information einfach nicht verarbeiten.
Ich konnte es nicht verstehen.
Nicht akzeptieren.
Ich wollte nicht das komische Mädchen von nebenan sein, das verrückt geworden war und Stimmen in ihrem Kopf hörte.

Nicht mal mit meiner Mum konnte ich darüber reden, da sie als Therapeutin gleich einen neuen Patienten in mir sehen würde. Am Ende würde sie ihre eigene Tochter noch einweisen lassen und dort würde ich dann mein Leben lang vor mich hin verrotten. Jenna und Chrissy würden älter werden, Familien gründen und mich irgendwann vergessen. Der einzige, der mir dann noch Gesellschaft leisten würde, wäre das männliche Etwas in meinem Kopf.

Wobei ich wieder bei meinem momentanen Problem wäre, welches mich jede Sekunde vor Angst zittern ließ.
Wenn ich die Stimme mal nicht hörte, dachte ich an sie und wartete nur darauf, dass sie jeden Moment zu mir sprechen könnte. Ganz so, wie bei einem Horrorfilm, wenn man genau wusste, dass jeden Augenblick etwas passieren und einen erschrecken würde. Und obwohl man innerlich darauf vorbereitet war, starb man jedes mal wieder aufs Neue beinahe an einem Herzinfarkt.

Überfordert mit der Situation vergrub ich mein Gesicht in den Händen. Irgendwie musste ich es doch schaffen, die Stimme zu vertreiben. Doch dafür müsste ich mit ihr reden und das wollte ich unter keinen Umständen. Bis jetzt war ich nicht wirklich auf ihr Gesagtes eingegangen, hatte es schlicht ignoriert und versucht ruhig zu bleiben, auch wenn das mit dem ‚Ruhig-bleiben' nicht wirklich funktioniert hatte.

In mir breitete sich einfach ein mulmiges Gefühl aus, bei dem Gedanken daran, mit ihr zu reden. Ich wollte es nicht. Denn sobald ich ihr antworten würde, hätte ich mich ihr hingegeben und somit akzeptiert, dass ich sie wirklich hörte. Aber ich konnte und wollte es nicht akzeptieren. Ich wollte es nur weiter verdrängen und hoffen, dass es wie ein lästiger Schnupfen wieder vergehen würde.

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