„Hast du deine Jacke, mein Schatz?", rief ich Millie zu, welche eben versuchte, mit ihren nackten Füßen in die Sandalen zu schlüpfen.
„Nein, es ist doch warm", antwortete sie mir prompt und friemelte an dem Verschluss herum, welcher sich nicht öffnen lassen wollte.
„Ich nehme trotzdem eine zur Sicherheit mit. Vielleicht regnet es später", erklärte ich ihr und packte die lilafarbene Strickjacke in einen Rucksack.
„Wieso kommt Dad nicht mit?", fragte sie verwundert, da Sam es gewesen war, welcher unbedingt mit uns diesen Bauernmarkt in East Hanney besuchen wollte.
„Weil dein Dad heute leider doch arbeiten muss. Aber keine Sorge, du siehst ihn heute Abend, wenn er zum Essen vorbeikommt. Wenn wir vom Markt zurück sind, können wir aus dem gekauften Gemüse eine schöne Suppe kochen."
Als hätte sie ihre Frage und meine Antwort darauf bereits vergessen, öffnete sie ungeduldig die Tür nach draußen.
„Komm schon Mum, ich bin fertig", drängelte sie.„Ja, ich bin ja schon da", sagte ich, den Rucksack mit Verpflegung auf dem Rücken tragend. Die Autofahrt dauerte keine halbe Stunde und nach gefühlten zwanzig „Mum, wann sind wir da", konnte ich Millie endlich antworten: „Jetzt sind wir da". Der Parkplatz war brechend voll, doch glücklicherweise fanden wir eine versteckte Lücke zwischen zwei Autos.
Die Sonne strahlte heute besonders hell und verlieh der Landschaft um uns herum einen goldenen Schimmer. Die Temperaturen waren angenehm warm und bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, war Millie schon aufgeregt fortgerannt. Ich folgte ihr eilig zu der Weide, an welcher sie nun stand und begeistert durch den Zaun die Schafe beobachtete. Die Wiese sah aus, als wäre sie mit einer Vielzahl an kleinen Wolken geschmückt.
Vorsichtig streckte Millie ihre Hand durch eine Masche, um das weiche Fell eines dunkelbraunen Schafes zu streicheln.
„So flauschig", rief sie freudig und kraulte es mit ihren Fingern. Etwas weiter entfernt weckte ein weiterer umzäunter Bereich ihre Aufmerksamkeit.
„Was ist das?", fragte sie neugierig und zugleich fasziniert von den großen weichen Tieren vor uns.
„Alpakas", gab ich ihr die Antwort und passte gleichzeitig auf, dass sie dem Stromzaun nicht zu nahe kam. Ein trauriges Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich an einen Traum vor vielen Jahren zurückdachte, in welchem Fynn angsterfüllt die Alpakas beobachtet hatte.
Nachdem sich meine neugierige Tochter noch die Schweine und Kühe angeschaut hatte, betraten wir den Bauernmarkt, welcher aus unzähligen Ständen bestand. Touristen und Einheimische wuselten umher, kauften Souvenirs und Lebensmittel. Hier und da rannten Kinder durch die Menge und Verkäufer riefen laut, um für ihre Ware zu werben. Lachende Gesichter begegneten einem, während im Hintergrund Livemusik von einer schottischen Band gespielt wurde.
Die positive Stimmung schien alle Sorgen zu vertreiben und einem den Besuch hier scheinbar unvergesslich werden zu lassen. Für einen kurzen Moment war ich traurig, dass Sam nicht mit dabei sein konnte und ihm all das hier entging. Doch die Arbeit ging nun mal vor und Millie hatte sich schon zu sehr auf all die Tiere gefreut.
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In Gedanken bei dir
RomanceJill Campbell führt das normale Leben einer Sechzehnjährigen: Sie hat eine Familie, die sie liebt. Zwei beste Freundinnen, die für sie durchs Feuer gehen würden. Und zu dem noch den beliebtesten Jungen der Schule als Freund. Doch ihr Leben w...