Jill Campbell führt das normale Leben einer Sechzehnjährigen:
Sie hat eine Familie, die sie liebt.
Zwei beste Freundinnen, die für sie durchs Feuer gehen würden.
Und zu dem noch den beliebtesten Jungen der Schule als Freund.
Doch ihr Leben w...
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Heiße Tränen liefen mir über die Wangen und hinterließen einen salzigen Geschmack auf meinen Lippen. Schluchzend und vor Kummer und Trauer bebend umklammerte ich das Stück Papier vor meiner Brust. Schwer und laut atmend lockerte ich meinen Griff um das Bild, um es nicht noch weiter zu zerknittern.
Mit verschwommenen Augen erkannte ich die Trauerweide mit dem eingeschnitzten Herzen vor mir, welche ich nach einem unserer Träume vor mehr als fünf Jahren gemalt hatte. Tränen tropften hinab, welche ich sofort vom Papier wischte, um das Bild nicht noch weiter zu zerstören. Doch machte ich es damit kein bisschen besser, sondern verwischte die Farben nur noch mehr, sodass nun ein brauner Fleck Fynns Gesicht verbarg.
Panik stieg in mir auf. Ich hatte es ruiniert. Völlig zerknittert, nass von meiner Trauerflüssigkeit und nun auch noch verwischt. Es war geprägt und gezeichnet von meinem Schmerz, der Sehnsucht und dem unendlichen Kummer, welcher sich tief in meinem Herzen eingenistet hatte.
Nach fünf Jahren müsste man doch meinen, dass man die Vergangenheit endlich hinter sich gelassen hatte. Doch manchmal, an zwei drei Tagen im Jahr überkamen mich all die Erinnerungen wie eine Sintflut. Dann zogen sie mich mit sich, bis ich völlig schwach und kraftlos wieder hinausgerettet wurde.
Die Rettung kam dieses Mal in Gestalt von Chrissy, welche diese plötzliche Fynn- Sehnsucht von mir nur sehr gut kannte und gut mit umzugehen wusste. Tröstend legte sie den Arm und mich und drückte mich fest an sich.
„Man kann ihn gar nicht mehr erkennen", schluchzte ich bitterlich und hielt ihr die Zeichnung mit zitternden Händen entgegen.
„Du hast doch noch duzend weitere Bilder von ihm. Und im Notfall malst du es einfach nochmal neu. Das sollte für dich doch ein Kinderspiel sein. Immerhin hast du dein Studium gerade erst mit Bestnote abgeschlossen und schon die ersten Werke ausgestellt."
Chrissy nahm mir sanft lächelnd das Blattpapier ab und legte es zu den anderen in die volle Mappe hinein.
„Du wartest noch immer auf ein Zeichen oder einen Hinweis, nicht wahr?", fragte sie mich daraufhin und blickte mich voller Mitleid an. Schniefend nickte ich und konnte ihr aus Gründen der Scham nicht in die Augen blicken. Es war mir peinlich, wie ein kleines Kind weiter an diesen Erinnerungen zu hängen und sie wie ein sturer Bock nicht vergessen zu können.
Dabei wollte ich nichts sehnlicher als neu anzufangen. Ohne Fynn. Ohne das Wissen über unsere damalige Verbindung. An solchen Tagen verfluchte ich mein sechzehnjähriges Ich, welches sich auf die Stimme eingelassen und zu meinem Unglück auch noch verliebt hatte. Und nun suchte ich noch immer wie eine Irre nach einem Hirngespinst. In den sozialen Netzwerken hielt man mich für die Verrückte der Nation.
Ich konnte und wollte nicht weiter nach ihm suchen, nicht weiter an ihn denken. Ich wollte ihn aus meinem Kopf verbannen und ihn nie wieder auch nur einen Schritt hinein machen lassen. Stattdessen wollte ich mein Leben wie jeder andere auch leben. Unbeschwert, frei.