„Wow, schaut euch das mal an!", rief Chrissy aufgeregt und hielt uns ein kurzes schwarzes Kleid mit Rückenausschnitt entgegen.
Nachdem sie gesehen hatte, dass es in diesem Laden hier zwanzig Prozent Rabatt gab, hatte sie uns sofort mit rein geschliffen.„Und zu welchem Anlass willst du so etwas bitte anziehen?", fragte Jenna und begutachtete das Kleid mit kritischem Blick.
„Das ist doch auch viel zu kurz!", meinte sie noch, was Chrissy nur mit einem Schnauben beantwortete.„Ich bin halt nicht so prüde wie du. Und irgendwann wird sicher bald wieder eine Party sein, wo ich es anziehen kann", gab sie schulterzuckend von sich.
„Das nehme ich auf jeden Fall mit", meinte sie über das ganze Gesicht grinsend und verschwand Richtung Kasse.„Es ist halt Chrissy", sagte ich lachend zu Jenna.
„Ja, sie ist, wie sie ist", gab auch sie lächelnd von sich.
„Und Jill, du weißt, dass du nicht so sein musst, wie sie!"Ich wusste, worauf sie anspielen wollte. Nur weil Chrissy bei jeder Chance, die sich ihr bot, mit einem Typen schlafen würde, musste ich das nicht tun. Ein kleines Lächeln huschte über meine Lippen.
Irgendwie ist es süß, wie Jenna sich um mich sorgt. Sie ist wie ein kleiner unschuldiger Engel, der in Gedanken auf mich einredet. Und Chrissy als Pendant das kleine Teufelchen.
Grinsend schüttelte ich meinen Kopf über diese Vorstellung. Meine Fantasie spielte schon wieder ihre Spielchen mit mir und malte Bilder in meinem Kopf.
Wenn ich bald mal Zeit habe, werde ich wohl ein Bild von dieser kleinen Eingebung zeichnen.
„So, da bin ich wieder", hörte ich die laute Stimme von Chrissy, welche glücklich angerannt kam.
„Hach, der Verkäufer war so süß! Den hättet ihr mal sehen sollen", meinte sie verträumt und lächelte vor sich hin.Sie steht auch wirklich auf jeden halbwegs gut aussehenden Jungen.
Lachend folgten Jenna und ich ihr aus dem Laden hinaus, rein ins Getümmel.
„Hey, habt ihr Lust auf ein Eis?", fragte Jenna uns, als wir an dem neuen Café in der Mall vorbei kamen. Schlagartig bejahten wir ihre Frage mit einem heftigen Nicken.Etwas ratlos stand ich vor der großen Auswahl, während die anderen Zwei schon mal jeweils zwei Kugeln bestellten.
„Und was kann ich Ihnen geben?", fragte mich die Verkäuferin dann.
„Ähm, ich nehme...", sagte ich gedehnt und versuchte mich in Gedanken zwischen Kaffee und Melone zu entscheiden.„Ich nehme eine Kugel Kaffee und eine mit
Pistazie", antwortete ich ihr dann entschlossen.
„Ich bezahle", sagte Jenna hastig, als auch ich meine Waffel in der Hand hatte.
„Oh Dankeschön!", antworten Chrissy und ich lächelnd. Gemeinsam und unser Eis leckend schlängelten wir uns zwischen den Menschen hindurch.Mhh, nach dem ganzen Shoppen ist das Eis Goldwert.
„Ach Jill, ich habe deinen Liebsten heute in der Schule mit Patricia reden sehen. Die scheinen sich echt gut zu verstehen", sagte Chrissy ernst und konnte gerade so noch einen Tropfen geschmolzenes Eis mit dem Mund aufhalten.
„Ja, er nennt sie sogar Patty", gab ich schnaubend von mir.Für mich war es nichts Neues, dass die beiden viel miteinander zu tun hatten. Schon in der Grundschule waren sie befreundet und das hatte mich jedes mal wieder eifersüchtig gemacht.
„Naja, solange er sich zurückhalten kann und sich nicht von ihren ganzen Flirtversuchen einlullen lässt", entgegnete Chrissy schulterzuckend.
„Ach Quatsch, der wird sich schon nicht auf so eine einlassen", sagte ich motiviert und versuchte die Zweifel zu verdrängen.
Er hatte sich nun mal für mich entschieden.„Dein positives Denken ist echt unglaublich", sagte Jenna lächelnd, „Matt weiß ja gar nicht, was für ein Glück er mit dir h..."
„Hallo Jill"
Vor Schreck kam ein kleines Quieken aus meinem Mund. Mein Herz begann augenblicklich schneller zu schlagen, als hätte ich einen Marathon hinter mir. Die Luft schien förmlich aus meiner Lunge entwichen zu sein.
Ich konnte nicht klar denken, nicht verstehen, was das eben war. Diese zwei Wörter hallten in meinem Kopf wieder wie ein Echo. Alles um mich herum war verschwommen. Ich nahm nichts mehr wahr, außer dieser plötzlichen Stille in meinem Kopf.
Auf eine seltsame Art und Weise schien mir die Stimme ein geborgenes Gefühl gegeben zu haben. Und doch hatte sie mich auch dermaßen erschreckt und beängstigt.
Wieder und wieder versuchte ich mir die tiefe Stimme, welche meinen Namen gesagt hatte, zurück ins Gedächtnis zu rufen. Doch wie sehr ich es auch versuchte, ich konnte die wieder eingetretene Stille in meinem Kopf nicht füllen.
Wurde ich denn jetzt schon verrückt?
Wahrscheinlich war alles nur Einbildung gewesen.
Hatte ich überhaupt etwas gehört?
Nein, natürlich nicht!
Warum sollte ich auch?
Meine Fantasie spielte mir mal wieder Streiche.
Das muss es sein. Meine Fantasie. Ich habe nichts gehört. Ich, Jill Campbell, bin nicht verrückt.
„Jill, alles gut?", ertönte nun die Stimme von Jenna, welche gefühlt Meilenweit entfernt zu sein schien.
„Ich ... ähh, was?", fragte ich völlig verwirrt und versuchte mich noch immer zu erholen.
„Du hast dein Eis fallen gelassen", meinte sie zaghaft und blickte nach unten. Meine Augen folgten ihren und starrten auf die zerlaufene grün-braune Masse.
Oh, ich muss es wohl vor Schreck fallen gelassen haben.
„Jill, ist wirklich alles gut?", hakte auch Chrissy nach und begutachtete mich besorgt.
„Äh ja klar, ich dachte nur, dass mich Jemand gerufen hätte", antwortete ich mehr oder weniger mit der Wahrheit. Beruhigt lächelten die beiden und begannen gleich wieder zu quatschen.In Gedanken versunken blickte ich noch einmal über meine Schulter.
Überall waren zwar Menschen, jedoch keiner den ich kannte.Keiner, der mich gerufen haben könnte.
Keinem, den diese unfassbar beruhigende Stimme gehören könnte.
Kein Wunder, schließlich hatte mich ja auch niemand gerufen. Das war alles nur Einbildung gewesen, ganz bestimmt!
Auch wenn die Stimme so laut und klar war, als würde sie geradewegs aus meinem Kopf kommen.
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In Gedanken bei dir
RomanceJill Campbell führt das normale Leben einer Sechzehnjährigen: Sie hat eine Familie, die sie liebt. Zwei beste Freundinnen, die für sie durchs Feuer gehen würden. Und zu dem noch den beliebtesten Jungen der Schule als Freund. Doch ihr Leben w...