Kapitel 55 - Fynn

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Ich liebte Jill

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Ich liebte Jill.
Das stand außer Frage. Doch plagten mich seit Beginn unserer alltäglichen Gespräche Schuldgefühle und Zweifel, welche mich jeden Tag meine Entscheidungen mehr und mehr bereuen ließen. Ich hatte damals nicht zu ihr sprechen wollen. Zumindest wollte mein Verstand dies unter keinen Umständen.

Und doch konnte ich nichts dagegen tun, als mit ihr zu reden, ihr zuzuhören und sie in mein Herz zu schließen. Es sollte nicht so weit kommen, dass sie sich in mich verliebte.

Dass ich mich in sie verliebte.

Immer wieder redete ich mir ein, dass das sicher nicht passieren würde, dass ich mich zurückhalten könnte. Doch waren dies nur leere Versprechungen und faule Ausreden mir selbst gegenüber. Ihre Art hatte mich von Anfang an bezaubert und es hätte keine Wahrsagerin gebraucht, um vorherzusehen, dass ich ohne wenn und aber mein Herz an sie verlieren würde.

Und nun war es tatsächlich so weit gekommen. Wir waren ein Paar. Ehrlich gesagt ein traumhaftes und besonderes Paar, das sich wunderbar verstand und zu jeder Zeit miteinander reden konnte.

Und doch hätte ich mich selbst dafür ohrfeigen können, ihr meine Gefühle gestanden zu haben. Für sie war unsere Beziehung traumhaft schön, doch für mich brachte dies nur noch mehr Komplikationen und Probleme ans Licht.

Aber ich konnte Jill nicht die Schuld dafür geben. Ich allein hatte es verbockt, hatte die Gefühle, wenn auch unter Protest meiner eigenen Vernunft, zugelassen. Und auch wenn mir klar war, dass es falsch war, sie zu lieben, konnte ich nicht einfach damit aufhören.

Wie auch? Wie sollte man solche Gefühle mit einem leisen Klick abstellen und vergessen können? Das war unmöglich. Vor allem bei einer Person wie Jill.

Ich war nun viel zu tief in der Beziehung, als dass ich es einfach wieder hätte beenden können. Es war undenkbar, jetzt einfach zu sagen „Halt Stopp, das wird mir nun doch zu viel. Ich ertrage die Last der Beziehung nicht. Es gibt da etwas, was du nicht über mich weißt."

Doch ich konnte und wollte Jill nicht die Hoffnung und ihre positiven Zukunftsvorstellungen nehmen. Denn auch wenn der eine Teil in mir schon beinahe hoffte, dass unsere Verbindung plötzlich wieder verschwand, um mir selbst die Entscheidung und die Zweifel abzunehmen, wollte der andere Teil weiterhin bei ihr bleiben. Nichts lieber wünschte ich mir, als die Vergangenheit ruhen zu lassen und mit Jill in England glücklich zu werden.

Stöhnend legte ich meinen Kopf vor mir auf dem Holztisch ab. Mein Kopf schien bald zu explodieren, wenn ich nicht mit all dem Grübeln und Nachdenken aufhörte. Der einzige Schluss zu dem ich kam, war, dass ich nicht stark genug war, um die Beziehung und unsere außergewöhnliche Verbindung aufzugeben.

Ich schaffte es nicht, da sich mein Herz zu sehr nach Jill sehnte. Unsere Herzen klebten wie zwei starke Magnete aneinander. Von daher brachte es nichts, das „was wäre wenn" bis ins kleinste Detail weiter durchzugehen. Wir waren nun mal zusammen und ich musste akzeptieren, dass es keinen Knopf zum Zurückspulen gab.

Die Frage war jedoch, wie lange ich das schlechte Gewissen noch ertragen konnte, bis es mich von Innen zerfressen würde. Doch das lag in der Zukunft und mein Kopf war nicht bereit, seine Kapazitäten dafür weiter auszunutzen. Er war schlicht weg am Ende mit diesem Thema. Und insgeheim war ein kleiner Teil von mir froh, das Ende unserer Beziehung noch weiter vor mir herschieben zu können und Jill solange wie möglich bei mir zu haben.

Der Bildschirm meines Telefons leuchtete auf und zeigte mir eine eben eingetroffene Nachricht an. Augenblicklich wurden meine Gedanken an Jill in die hinterste Ecke geschoben und ich kam endgültig wieder in der Realität, in meinem echten Leben an. Ich trank den letzten Schluck der Flasche vor mir aus, legte einen Geldschein auf den Tresen und verließ die Bar, in welcher ich die letzten zwei Stunden mit Nachdenken verbracht hatte.

Auf dem Heimweg entschied ich mich noch für einen kleinen Umweg, um im Buchladen einen kurzen Stopp einzulegen. Der Textnachricht zu Folge war heute das Buch erschienen, auf welches Mary sich bereits seit Wochen gefreut hatte.

In meinem Hinterkopf hörte ich die leise und weit entfernte Stimme von ihr, welche schwärmerisch erzählte, dass es von einem unglücklich verliebten Krokodil erzählte. Wenn ich mich recht erinnerte, liebte es einen Schwan und wollte für seine große Liebe das Fliegen lernen.

Beim genaueren Nachdenken hörte sich die Geschichte jedoch viel zu absurd an. Womöglich hatte ich mir die Handlung auch falsch gemerkt, da ich in Gedanken nur bei Jill gewesen war und somit die Realität um mich herum völlig vergessen hatte.

Der Verkäufer wusste glücklicherweise sofort, von welchem Buch die Rede war und verkaufte es mir, während er es in den höchsten Tönen lobte. Ohne es zu beabsichtigen oder gar verhindern zu können, wanderten meine Gedanken zurück nach England.

In meinem Kopf erschien ein Bild von Jill als verkleideter Schwan und von mir als Krokodil. Immer wieder versuchte mein grünes Ich in die Lüfte zu steigen, während Jill, so majestätisch, strahlend weiß und wunderschön empor gestiegen war, um ihren eigenen Weg zu gehen. Meine Versuche waren vergeblich. Der Schwan verschwand hinter den weißen Wolken und ließ mich mit meinen Krokodilstränen einsam im Wasser zurück.

Erst als der ältere Buchverkäufer sachte an meinem Arm rüttelte, kehrte ich aus meinem Tagtraum zurück. Noch immer darauf bedacht, das Bild von Jill nicht wieder vor meinem inneren Auge aufblitzen zu lassen, bedankte ich mich hastig bei ihm und verließ mit dem gekauften Buch das Geschäft.

Für den restlichen Tag nahm ich mir fest vor, nicht mehr über unsere falsche Beziehung und die Zukunft nachzudenken. Stattdessen rief ich mir ins Gedächtnis, dass ich sie schon sehr bald wieder auf unserer Traumwiese treffen würde.

Diese Welt war für uns wie ein Schutzraum. Dort gab es nur uns beide und alle Sorgen des wahren Lebens prallten daran ab. Und wie so oft stellte ich in meinem Kopf eine Denkblockade auf, um nicht an meinen Grübeleien zu verzweifeln.

 Und wie so oft stellte ich in meinem Kopf eine Denkblockade auf, um nicht an meinen Grübeleien zu verzweifeln

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