Kapitel 67 - Jill

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Die kleinen spitzen Steine unter meinen Fußsohlen pieksten mir in meine Haut, während ich barfuß über den steinigen Strand lief

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Die kleinen spitzen Steine unter meinen Fußsohlen pieksten mir in meine Haut, während ich barfuß über den steinigen Strand lief. Nach der Hochzeit meines Bruders und meiner besten Freundin hatte ich ein wenig Zeit für mich gebraucht. Zeit zum Nachdenken, Zeit zum Abschied nehmen und um endgültig loszulassen.

Die Sonne hatte bereits ihren Weg gen Horizont angetreten und färbte den Himmel über mir in ein tiefrotes Orange. Als hätte der See Feuer gefangen, spiegelte sich die intensive Färbung des Himmels in der Wasseroberfläche wieder.

Seufzend ließ ich mich im Sand nieder, verschränkte meine Beine im Schneidersitz vor mir und blickte auf das ruhige Wasser. Frösche quakten in der Ferne und hier und da brummte eine Libelle an mir vorbei. Die Landschaft wirkte so friedlich und ruhig, dass sie mir beinahe wie unsere ehemalige Traumwelt vorkam.

Ich erlaubte meinem Kopf, an Fynn und unsere damalige Zeit zu denken. Denn genau dafür war ich hier. Um all die unterdrückten Gefühle der letzten Jahre zuzulassen und endgültig ziehen zu lassen. Vor meinen Augen sah ich mein sechzehnjähriges Ich, wie es beim ersten Hören von Fynns Stimme das Eis in der Mall hatte fallen gelassen.

Ich erinnerte mich zurück an die nervenraubenden Tage, an welchen Fynn immer wieder zu mir gesprochen hatte und ich ihn, aus Angst verrückt zu sein, von mir gestoßen hatte. Ein kleines Lachen entwich mir bei dem Gedanken an unser erstes richtiges Gespräch. Ich hatte es damals kaum fassen können, tatsächlich mit einem Jungen gemeinsam denken zu können, der auf der anderen Seite der Erde lebte.

Fynn war von Anfang an ein Mysterium gewesen. Mister Geheimnisvoll. Und bereits nach den ersten Gesprächen tat er mir so unglaublich gut, dass ich ihn nicht mehr missen wollte. Hatte ich ihn vorher noch von mir stoßen wollen, zog mein Herz ihn nun nur noch stärker an mich heran.

Fynn wurde zu meinem Fels in der Brandung. Mit ihm konnte ich lachen und weinen. Durch ihn konnte ich von Matt endgültig loskommen und im Gegenzug Bekanntschaft mit der wahren Liebe machen.

Eine stille Träne lief mir über die Wange und fand ihren Weg in Richtung Sand. Ich machte mir nicht die Mühe, sie wegzuwischen. Vielmehr gab ich ihr die Erlaubnis, zu existieren und akzeptierte meine Emotionen.

Ich schloss die Augen, spürte die leichte Brise und fühlte mich zurückversetzt an unser Traumdate im Ballon. Erst jetzt, Jahre später, konnte ich sagen, dass dies bereits ein Date gewesen war. Zwar war ich noch mit Matt zusammen gewesen, doch Fynn und ich hatten schon eindeutige Gefühle füreinander gehabt.

Mein Puls beschleunigte sich etwas, als ich an unsere wunderschöne Zeit als Paar zurückdachte.

Vor meinen Augen erlebte ich erneut unsere plötzliche Trennung auf meinem Abschlussball und zu allerletzt sein Gespräch, das zum einen alles aufklärte und zum anderen alles beendete, uns beendete, mir meinen Fynn raubte.

Von den vielen unterschiedlichen Gefühlen, welche in mir tobten, überfordert, öffnete ich meine Augen. Die Sonne war bereits zu einem Drittel hinter dem Horizont verschwunden. Ich blickte hinunter auf den Ring an meinem Finger, welcher das einzige war, was mir von Fynn geblieben war und welchen ich aus diesem Grund keinen einzigen Tag abgenommen hatte.

Doch mir war nun klar, dass ich loslassen musste. All die Erinnerungen und Gefühle an uns würde ich wie einen Schatz in mir hüten und nun endlich nach vorne schauen. Ich wollte Sam wieder sehen, die Freundschaft zu ihm wieder aufbauen.

Ich wollte wie jeder andere in meinem Umfeld eine Beziehung eingehen, eine Familie gründen und nicht mehr der Vergangenheit nachtrauern.

Entschlossen zog ich den Ring von meinem Finger hinunter. Wie beim Ballweitwurf im Sportunterricht, welchen ich damals mehr als gehasst hatte, holte ich mit meinem Arm weit nach hinten aus und gerade, als die Sonne mit ihrem letzten Rest hinter dem Horizont verschwand, warf ich den Ring in hohem Bogen in den See.

Mit einem kleinen Plopp passierte er die Wasseroberfläche und würde nun auf ewig als emotionaler Schatz unsere besondere Verbindung auf dem Grund des Sees behüten und vor der Außenwelt verstecken.

Mit dem verschwinden der Sonne war es kühl und dunkel geworden, sodass ich leicht fröstelte. Ich atmete die frische Luft tief ein und stieß sie kraftvoll wieder aus.

Mein Körper fühlte sich so unendlich erleichtert an, als hätte ich mich der Hälfte meines Körpergewichtes entledigt. Keine Worte konnten beschreiben, wie glücklich und frei ich mich in diesem Moment fühlte.

 Keine Worte konnten beschreiben, wie glücklich und frei ich mich in diesem Moment fühlte

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