Kapitel 71 - Sam

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Nervös knetete Jill ihre Hände in ihrem Schoß und rutschte auf dem Stuhl am Esstisch hin und her, als würde sie auf spitzen Steinen sitzen

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Nervös knetete Jill ihre Hände in ihrem Schoß und rutschte auf dem Stuhl am Esstisch hin und her, als würde sie auf spitzen Steinen sitzen. Immer wieder wagte sie einen kurzen Blick hinauf in mein Gesicht. Doch ihre Augen schienen vor meinen regelrecht zu fliehen.

„Ich weiß wirklich nicht, was wir groß zu besprechen haben. Das bei meiner Geburtstagsfeier, das ... das war einfach kein guter Tag für mich", sagte sie zögerlich, als wären all ihre Alpträume der letzten Tage und der kleine Zusammenbruch nach Millies folgenschweren Fund ganz normal und alltäglich.

„Jill, willst du es tatsächlich als harmlos abstempeln? Deine Gefühle und Gedanken der letzten Zeit machen dich innerlich kaputt. Ich weiß, dass du es dir nicht eingestehen möchtest, dass du denkst, dass du mich mit der Wahrheit verletzt. Aber du musst endlich ehrlich sein. Zu mir und vor allem zu dir selbst, Jill. Du vermisst Fynn. Du liebst Fynn und ich kann dieses Loch in deinem Herzen nicht füllen. Nicht einmal Millie kann dies."

Ohne Jill weiter zu schonen, sprach ich die Realität direkt aus. In all den Jahren musste ich mit ansehen, wie traurig sie durch den Verlust von Fynn war. Anfangs war ich noch enttäuscht, dass ich scheinbar nicht genug für sie war. Immer wieder hatte ich mir die Frage gestellt, weshalb sie so sehr an ihm hing. Was fand sie an einem Mann, den sie nie getroffen hatte, der sie nicht wollte.

Ich hatte mich damit vertröstet, dass die Zeit sicher ihre Wunde heilen würde. Dass sie ihren Gedankenfreund vergessen und sich endlich voll und ganz mir zuwenden würde. Doch immer wieder wurde meine Naivität bestraft. Immer wieder tauchte das Thema Fynn erneut auf, holte all die Erinnerungen in ihr zurück und ließ ihre Gefühlswelt aufs Neue brodeln und sie den Schmerz durchleben.

Ich liebte Jill, keine Frage.
Aber je häufiger sie diese Albträume hatte und je trauriger sie zu sein schien, desto mehr wollte ich ihr helfen. Ich liebte meine Frau so sehr, dass ich sie einfach nur glücklich sehen wollte. Auch wenn sie in diesem Fall nicht an meiner Seite sein könnte.

„Sam, ich will- ich kann dich nicht ver-", sie schluckte kurz, bevor sie das Wort ganz aussprechen konnte, „verlassen." Mit Tränen in den Augen blickte sie mich flehend an, während ihre Hände meine nun fest auf der Tischplatte umfassten.

„Aber Jill, wie stellst du dir denn unsere Zukunft vor? Sollen wir weiter gemeinsam leben, unseren Familien eine glückliche Ehe vorspielen? Möchtest du weiterhin jede Nacht von Alpträumen geplagt panisch aufwachen?" Verzweifelt suchte Jill nach Worten, nach leeren Versprechungen und Ausreden, die sie aus diesem Gespräch retten könnten.

„Natürlich will ich das nicht. Aber ich bekomme das unter Kontrolle. Ich ... ich meditiere vor dem Schlafengehen. O-oder schreibe Tagebuch, um alle Gedanken herauszulassen. Irgendwie bekommen wir das doch sicher hin. Ich vergesse ihn. Wirklich! Sam, bitte." Tränenüberströmt schaute sie mir in die Augen. Ich konnte den Schmerz in ihrer Stimme hören, in ihren Augen sehen und sogar durch den festen Griff ihrer Hände spüren.

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