Kapitel 65 - Jill

12 3 12
                                    

Achtzehn Monate konnten wie im Flug vergehen, wenn man damit beschäftigt war, Gruppenarbeiten zu meistern, Bilder zu malen, Collagen zu erstellen, dicke Wälzer über Kunstgeschichte zu durchforsten, für Prüfungen zu lernen, neue Menschen kennen zu ...

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Achtzehn Monate konnten wie im Flug vergehen, wenn man damit beschäftigt war, Gruppenarbeiten zu meistern, Bilder zu malen, Collagen zu erstellen, dicke Wälzer über Kunstgeschichte zu durchforsten, für Prüfungen zu lernen, neue Menschen kennen zu lernen und seine Familie und Freunde aus der Schulzeit in der Heimat zu besuchen.

Es fühlte sich an, als hätte ich nur kurz geblinzelt und schwups waren anderthalb Jahre vergangen. Wie konnte es möglich sein, dass die Zeit nun geradewegs an mir vorbeiflog?

Ich war nicht mehr das junge Schulmädchen, sondern war zu einer selbstständigen Erwachsenen herangewachsen. Und dieser Umstand erstreckte mich jedes mal aufs Neue.

Die Suche nach Fynn war zu meinem Unglück kein Stückchen vorangegangen. Zwar hatte ich unzählige Nachrichten zu meinen Traumbildern erhalten, doch halfen sie mir nicht weiter. Sie hatten noch lange nicht die Reichweite erzielt, die ich brauchte, um ihn zu finden.

So schnell, wie die Monate vergingen, so schnell verlor ich auch die Hoffnung und die Kraft, überhaupt weiter zu suchen oder gar darüber nachzudenken. Ich musste, auch wenn es mir unglaublich schwer fiel, ehrlich zu mir selbst sein. Es war aussichtslos. Ich würde Fynn nicht finden. Es waren zu viele Monate vergangen, meine Bilder im Netz erzielten nicht die erhoffte Wirkung und schafften es nur schwer über den großen Ozean hinüber.

Um es kurz und schmerzlos zu sagen: ich hatte aufgegeben.

Natürlich konnte ich mir diese drei kleinen Worte nicht schmerzlos eingestehen. Jeder Gedanke an diese Niederlage trat auf meinem ohnehin schon verletzten Herzen ohne Rücksicht ein, trampelte regelrecht darauf herum.

Die Zeit, die ich mit Fynn verbracht hatte, fühlte sich mittlerweile nur noch wie ein alter Traum an. Wie ein Kapitel meines Lebens, das schon so weit zurücklag, dass ich manchmal nicht einmal mehr wusste, ob es tatsächlich so passiert war. Hatte ich wirklich in meinen Gedanken mit einem fremden Mann reden können? Oder war es tatsächlich nur ein Hirngespinst, pure Einbildung gewesen?

Jedes Mal musste ich aufs Neue realisieren, dass es unsere besondere Verbindung gegeben hatte. Auch wenn mir kaum ein Mensch, besonders nicht diejenigen, die meine Traumbilder im Internet kommentierten, glauben würde, so hatte ich doch all diese Momente in meinem Kopf und in meinen Träumen mit einem realen Menschen durchlebt.

Und doch sah ich diese Erinnerungen nur noch schwach und verschwommen vor mir. Ein weißer Schleier hing vor ihnen und versperrte mir die scharfe Sicht. Die Zeit hatte ihnen die Farben, die Lebhaftigkeit geraubt.

Womöglich war es ein Schutzmechanismus meines Körpers, um die gemeinsame Zeit, meine erste echte und aufrichtige Beziehung – bei diesen Worten musste ich noch immer ein jedes Mal die Tränen unterdrücken – zu vergessen. Um nicht mehr diesen Schmerz des Verlustes und die Trennung tagtäglich zu spüren und förmlich vor mir zu sehen, als hätte Fynn erst gestern seine Gedanken von meinen entzogen.

Das Studium war dabei die beste Ablenkung. Doch ich schaffte es bisher nicht, mich auf andere Männer einzulassen. Flirtversuche blockte ich ab und Dateeinladungen umging ich gekonnt. Ich fühlte mich nicht bereit für eine neue Beziehung. Noch konnte ich mir nicht vorstellen, jemanden zu finden, den ich auf die gleiche Art und Weise lieben konnte, wie ich Fynn geliebt hatte.

Wie ich ihn noch immer liebte.

Wie ich ihn noch immer liebte

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
In Gedanken bei dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt