37 | missing girl

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NAVEEN
now

In oder an meinem Körper spürte ich nichts mehr, bis auf die Nervosität und die Angst... Sie kontrollierten meine Lungen, mein Herz und meinen Verstand. Ich war nichts weiter als ein elendes Nervenbündel.

Ich zog ununterbrochen an der Zigarette zwischen meinen Fingern. Der Qualm stieg mir in die Nase und bahnte sich einen Weg bis zu meinen ohnehin schon geschädigten Lungen.

Seit über einer Stunde wartete ich schon vor diesem beschissenen Backsteinbau auf diese unpünktliche Frau. Zwar wusste sie überhaupt nichts von meinem Besuch, doch das entschuldigte nichts.

Wochenlang hing ich ihr schon an den Fersen. Sie gab mir einfach keine Chance, sondern steckte mich bloß wie alle anderen in eine Schublade. Vielleicht war so eine Schublade damals der richtige Ort für mich, aber heute nicht mehr. Ich wollte mich nicht nur ändern, ich musste. Seit geraumer Zeit stand das an erster Stelle für mich.

Vielleicht würde sie ja heute gar nicht erst das Haus verlassen... Immerhin war es Halloween. Aber so wie ich diese Frau kannte, arbeitete sie bestimmt auch an jedem anderen Feiertag.

Ich hörte das Schnurren eines fahrenden Autos. Wenig später parkte der weiße, protzige SUV am Straßenrand. Meine Atmung setzte aus. Die Fahrertür öffnete sich.

Hohe Absätze klackerten auf dem Asphalt. Die Wagentür knallte dazu. Sie ging um den Wagen herum.

Ein letztes Mal zog ich an meiner Zigarette, ehe ich sie auf den Boden warf und sie mit dem Fuß austrat. Ich sprang von der Sitzbank auf und wedelte den Qualm vor meinem Mund weg.

Als sie mich entdeckte blieb sie abrupt stehen. Ihre Augen weiten sich ungläubig. Ich wollte etwas sagen, jedoch ließ sie mich nicht mal zu Wort kommen. Stattdessen ging sie mit ihrer Aktentasche an mir vorbei.

»Hören Sie mir doch erst zu!«, flehte ich und fand es peinlich, wie erbärmlich ich klang.

Vor der schweren Eingangstür blieb sie stehen. Ihr Körper unter dem Bleistift Rock, der Bluse und dem Blazer, war etwas breiter und kurvig. Ihre Haut sowie Haare waren dunkel, wobei ihr Haar mit der hochgesteckte Frisur glänzte. Wahrscheinlich benutze sie doppelt so viel Haarspray wie die Trent Zwillinge.

»Mr. Cameron«, setzte sie verärgert an. Nun drehte sie den Kopf zu mir, den Körper allerdings nicht. »Ich sagte Ihnen doch bereits, dass ich Ihnen nicht helfen kann!« Sie wollte die Tür öffnen, jedoch stellte ich mich neben sie.

»Wieso geben Sie so schnell auf? Ich dachte, ihr Job ist es, mir zu helfen!« Jeden meiner Anrufe in den letzten Wochen, lehnte sie ab. Es wurde zunehmend schwieriger, sie immer wieder zu kontaktieren, doch ich gab nicht auf.

»Natürlich, ist das mein Job, aber Mr. Cameron, mir tut es leid, dass ich Ihnen das so sage, aber Sie sind ein hoffnungsloser Fall. Punkt.«

Wie ein Schlag ins Gesicht.

Wie ein Knochen der durchbrochen wurde.

Wie Milliarden Messer, die unaufhörlich in mein Fleisch gestochen worden.

Wie eine Hoffnung, die in Flammen aufging.

»Es haben sich einige Sachen geändert«, krächzte ich.

Sie seufzte oder ... schnaubte? Wie auch immer, es klang so, als ob sie jetzt schon keine Lust auf meinen Scheiß hatte. »Was genau hat sich denn geändert?«

Sie glaubte mir nicht.

Sie glaubte an mich nicht.

»Ich habe zwei Jobs mit durchschnittlichem Stundenlohn.«

Fears Between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt