46 | lovely park

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JULIA
now

»Ich hoffe, dass du dir deine Träume erfüllen kannst und sie nicht so wie ich einfach wegschmeißt.«

Mein Herz prallte mit enormer Stärke gegen meinen Brustkorb. Immer und immer wieder. So sehr, dass es schmerzte.

»Du hast noch Chancen in dieser Welt. Ich glaube, du könntest sie reparieren.«

Ich konnte nicht fassen, dass er das gesagt hatte.

Es war einfach unglaubwürdig. Naveen Cameron würde nicht ... Er könnte niemals ... nett sein? Nein, das war nicht nur nett sein, es war mehr.

War es aufrichtig?

Es konnte genauso gut nur eine Einbildung sein, immerhin war es verdammt spät, ich war erschöpft und mein Bauch war gefüllt mit Süßigkeiten, die ich nur in mich rein stopfte, um den Gedanken zu entkommen, wie nah Naveen neben mir auf der Couch saß, wie penetrant sein undefinierter männlicher Duft war und wie unverschämt gut er aussah, obwohl es mitten in der Nacht war!

Bei dem Gedanken daran, wie er wohl mein Aussehen aufgenommen hatte, kribbelten meine Fingerspitzen, jedoch nicht auf eine gute Art. Ich saß im Pyjama, flauschigen Socken und mit unordentlichen Haaren neben ihm. So wie ich es meinem Leben noch zutraute, sabberte ich bestimmt auch noch im Schlaf.

Sofort schoßen mir neue Fragen in den Schädel: Wie lange blieb er noch, nachdem ich eingeschlafen war? Und hatte er genauso wie ich Hintergedanken zu diesem Abend? Interpretierte ich da zu viel rein?

Am nächsten Morgen, Samstag um präzise zu sein, wachte ich im Wohnzimmer auf und stellte fest, dass ich alleine war. Natürlich war ich das. Hatte ich etwa erwartet, dass Naveen die Nacht mit mir verbringen würde? Sehr lustig, Julia.

Den Rest des Tages verbrachte ich Zuhause. Vollständig. Zum ersten Mal seit langem, hatte ich keine Motivation, um etwas zu erledigen oder erleben. Ich steckte in meinem Pyjama fest und verließ mein Zimmer nur, wenn ich essen oder pinkeln wollte.

Sonntag Mittags, fand ich dann doch raus aus meinem Trotz. Ich rappelte mich mühevoll auf, packte ein paar Stifte und einen Zeichenblock in meine Stofftasche und verabschiedete mich von meiner Mutter. »Ich gehe in den Park.«

Mom freute sich und zeigte es mir mit einem Lächeln. »Viel Spaß.« Sie kam gestern nach Hause, war jedoch sehr überrascht, dass ich nur in meinem Bett lag und tausend Mal meine Markierungen aus meiner Ausgabe von Der große Gatsby durchging.

Ich freute mich auf die frische Luft, das Zwitschern der Vögel und das Lachen der Menschen, die an mir vorbei spazieren würden.

Im Hausflur blieb ich stehen. Unschlüssig, was ich nun machen sollte.

Mein Kopf drehte sich automatisch zu Naveens Apartmenttür. Sie verhöhnte mich.

Ich biss mir auf die Zunge und klopfte widerwillig an der Tür.

Nach nahezu einer Minute, hörte ich Schritte aus dem Apartment. Ich horchte und machte einen Schritt nach hinten. Naveen öffnete die Tür und scannte mich von oben bis unten überrascht.

»Hi«, begrüßte ich ihn mit einer so hohen Stimme, dass ich mich räuspern musste.

»Hi«, entgegnete er leise. Seine Stimme klang weich. »Was machst du hier?« Er lehnte sich mit verschränkten Armen vor der Brust seitlich gegen den Türrahmen. Seine Tattoos stachen dadurch besonders hervor. Seine Haare waren zerzaust und etwas feucht, so als ob er gerade frisch aus der Dusche kam.

»Ich ... wollte...« Da ich nicht wusste, was ich wollte, verwarf ich den Satz. »Nachdem ich am Freitag eingeschlafen war, konnten wir ja noch kaum miteinander reden...«

Fears Between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt