Fears Between Us

30 | courious questions

JULIA

»Dann fang mit der ersten Frage an«, forderte ich ihn auf und lenkte direkt unser eigentliches Ziel ein. »Und überleg dir gut, was genau du alles ansprechen willst. Du hast selbst nur drei Versuche.«

Ich tat auf gelassen, dabei hatte ich echt bedenken wegen seinen Fragen. Er hätte mich alles fragen können... Aber hätte ich ihm auch auf alles eine ehrliche Antwort gegeben? Wahrscheinlich schon, denn immerhin habe ich zugestimmt ihm alles ehrlich zu beantworten...

Er grübelte. »Was ist dein Lieblingsbuch und weshalb?«

Ich lächelte erleichtert, wegen dieser einfachen und doch speziellen Frage.

»Ziemlich schwierig. Mir gefallen unzählige Bücher. Romane sind auf Platz eins. Aber der Roman, der mich vor allem am meisten geprägt hat, war Verstand und Gefühl.« Und sofort musste ich daran denken, als er damals eine Stelle daraus zitierte.

Er zog seine Unterlippe zwischen die Zähne. »Warum?«

»Na ja, ich liebe einfach die Verbundenheit der Schwestern. Sie sind so unterschiedlich und oft streiten sie wie zwei Hunde, aber am Ende würden sie doch für den anderen sterben.«

»Ich denke, da hast du recht.« Ich hatte das Gefühl, dass seine Augen mehr auf meinen Haaren lag, als auf mir.

Ob er wohl auch an seine Aussage über das Glück der beiden dachte?

»Und jetzt erzähl mir von deinem Lieblingsbuch«, forderte ich im Gegenzug.

»Kreative Frage«, zog er mich auf und rollte verspielt die Augen. »Mal sehen, von den vielen die ich schon gelesen habe, würde ich sagen...« Nachdenklich sah er an die Decke und rieb sich das Kinn. »Der große Gatsby.«

Das war nun auch die Erklärung, warum seine dunklen Augen so geleuchtet hatten, als er das Buch vor wenigen Tagen noch in meinen Händen sah.

»Morgen laufen wir schneller, strecken die Arme weiter aus... Und eines schönen Tages...«, zitierte ich das Ende des Romans.

»Kämpfen wir weiter, wie Boote gegen den Strom, und unablässig treibt es uns zurück in die Vergangenheit«, vervollständigte er den letzten Satz.

Unsere Blicke trafen sich. Es war wieder ein so intensiver Moment, dass dieses Mal er nachgab und schnell woanders hinsah. Ein ungewolltes Lächeln setzte sich auf meine Lippen. Leider konnte ich nichts dagegen tun. Ich grinste wie ein kleines Kind.

Ich räusperte mich. »Okay, ich habe noch eine Frage. Wo hast du gelebt, bevor du nach Pittsburgh gezogen bist? Wo bist du groß geworden?«

»Eigentlich ... bin ich hier geboren. Geboren und aufgewachsen«, antwortete er.

»Was? Wirklich? Jemand wie du ist in einer langweiligen Stadt wie dieser aufgewachsen?« Ungläubig, aber dennoch lächelnd blickte ich über die einzelnen Tattoos an seinen Armen.

»Mit achtzehn bin ich von Zuhause ab...« Er verschluckte das letzte Wort. »Weggezogen. Im ersten und zweiten Jahr bin ich in den Staaten umhergezogen. Und ab dem dritten Jahr blieb ich in New York bis Juni dieses Jahres.«

New York? »Du ... du hast zwei Jahre lang in New York gelebt?«

»Ja«, bestätigte er. Gott, wenn er doch nur hätte ahnen können, wie sehr mich das interessierte. New York war meine absolute Traumstadt! Nicht nur wegen dem College. Ich wollte schon immer da hin!

Ich räusperte mich ein zweites Mal, damit er meine Aufregung nicht mitbekam. »Also warst du vier Jahre lang in unterschiedlichensten Staaten Amerikas alleine unterwegs?«