58 | hurtful apologies

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JULIA

Dezember. Bereits heute brach der zwölfte Monat im Jahr an. Unglaublich, wie schnell die Zeit verflogen war.

Letzte Woche war Thanksgiving, aber für meine Familie war es ein normaler Tag, da wir nicht feierten. Damit waren wir wahrscheinlich die einzige amerikanische Familie, die es nicht für nötig hielt, Thanksgiving zu zelebrieren. Meiner Mutter war schon immer dagegen, sodass sie uns beibrachte, jeden Tag des Jahres für alles dankbar zu sein, anstatt nur gegen Ende vom November.

Gegen den vierten Juli hatte sie übrigens auch etwas, aus Gründen, die es wert waren.

Jedenfalls, vor drei Monaten begann mein zwölftes Schuljahr und während ich in dieser Sekunde in meinem Schulplaner alles Revue passieren ließ, schlenderte ich durch den Schulflur.

In diesem Planer waren meine bisherigen Klausuren und Test Noten vermarktet, welche alle (bis auf die Zwei in Biologie wegen Mr. Hills) Eins betrugen.

Ich war sehr stolz auf mich. Ich hätte nicht besser in das letzte Schuljahr an der Highschool starten können, als so.

Mal abgesehen von meinen ausgezeichneten Noten, war da noch die Chance auf ein Empfehlungsschreiben von meiner Direktorin. Ich war gerade auf dem Weg zu ihrem Büro.

Mein Herz klopfte in unregelmäßigen Abständen gegen meine Brust, sobald ich dem Büro näher kam. Mrs. Fernández war unberechenbar. Sie hätte ihre Meinung innerhalb von einer Minute wieder ändern können. Ich betete zu Gott, dass sie heute gutgelaunt war.

Ihre Sekretärin lächelte höflich. Sie winkte mich durch.

Ich nickte und klopfte an der holzigen Tür mit der milchigen Glasscheibe und dem kleinen Schild mit dem Schriftzug D. Fernández.

»Herein!«, schrie urplötzlich eine Stimme von Innen.

Ich zuckte kurz zusammen, ließ es mir aber nicht ansehen, als ich eintrat. »Guten Morgen, Mrs. Ferná–«

Lautstark unterbrach sie meine Begrüßung. »Ich sagte Nein! Sind sie noch bei Sinnen?«, schnauzte sie in den Hörer eines Telefons. Sie würdigte mich einen kurzen Blick, ehe sie sich ihre Schläfen massierte und seufzte. »Ich muss das verschieben. Ich habe Besuch. Wiedersehen!« Unsanft knallte sie den Hörer in die Telefonstation.

»Störe ich?«, fragte ich.

»Juliana! Nein, nein! Setzen Sie sich.« Sie zeigte zu dem freien Platz ihr gegenüber. »Bitte entschuldigen Sie das gerade. Manchmal geraten die Dinge hier aus den Fugen ...«

Ich schluckte. »Schon gut.« Behutsam setzte ich mich auf den Stuhl. Daraufhin legte ich meine schwitzigen Hände auf meinen Schoß. »Also, Sie ... haben mich herbestellt?«

»Ja, habe ich. Es geht um die Tour der Achtklässler. Tut mir leid, dass ich erst jetzt Zeit gefunden habe, um Sie darauf anzusprechen. Wie hat Ihnen Ihre eigene Tour gefallen?« Sie verschränkte ihre Hände auf der Tischplatte und lehnte sich etwas vor.

Seltsame Frage. »Äh ... gut ... schätze ich. Ich meine, wir konnten alles von unserer Schule zeigen. Außerdem haben wir die Tour nicht zu lange in die Länge gezogen, was toll war, um die Achtklässler bei Laune zu halten, also–«

»Hervorragend!« Sie klatschte in die Hände. »Mrs. Baker hat mir schon einiges erzählt. Sie und ihre Kollegin waren begeistert, wissen Sie? Ein Vögelchen hat mir außerdem gezwitschert, dass sie die neue Tutorin einer Achtklässlerin sind. Wie war ihr Name gleich?«

»Savannah. Ja, das stimmt.«

»Schön, schön. Ja, Juliana, Sie haben mich stolz gemacht. Gute Arbeit.« Sobald sie sich auf ihrem Drehstuhl umdrehte und dann aufstand, klapperten ihre Absätze auf dem Fußboden. Sie ging zu einem Schrank am Ende des Raumes. »Das hier haben Sie sich mehr als verdient.«

Fears Between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt