40 | akward seen

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NAVEEN

Während meines gestrigen Arbeitstag im Freibad, flehte ich um die elf Mal, dass ich versehentlich ins Wasser fallen und nie wieder auftauchen würde.

Ich wusste nicht, welcher meiner zwei Jobs mir mehr Stress bereitete. Der als Bademeister, wo ich zwar mit Vergnügen ununterbrochen halb nackten Frauen hinterher gaffen konnten, doch auch ein besonderes Auge auf die ganzen Kinder werfen musste, raubte mir alle nerven.

Okay, vielleicht sollte ich nicht in ein und dem selben Satz über heiße nackte Frauen und unschuldigen Kinder sprechen...

Gestern hielt es eins der Kinder wieder nötig, sich mit Eiscreme einzuschmieren und dann ins Becken zu springen. Ja, die Betonung liegt auf wieder. Zum Glück konnte ich es rechtzeitig aufhalten.

Mein anderer Job als Barkeeper gefiel mir dank dem Trinkgeld um einiges besser, jedoch war es auch immer noch ein stressiger Job. Arbeit machte nie komplett nur Spaß, es sei denn man war eine Nutte mit tollen Titten und dem Selbstbewusstsein einer Göttin.

Mich beeinträchtigte wahrscheinlich eher die Tatsache, dass ich zwei Jobs auf einmal hatte. Tagsüber Bademeister, gekleidet in roten Shorts und FlipFlops, nachtsüber Barkeeper umgeben von viel Alkohol und ausgestattet mit offenen Ohren.

Zugegeben, die Arbeit als flexibler Barkeeper in Clubs oder Kneipen, war genau das, was am besten zu mir passte. Die Arbeiter hinter einer Bar waren bekannt dafür, sich den Frust der geschiedenen Singles oder der einsamen Alkoholikern reinzuziehen. Das war deswegen so perfekt für mich, weil ich nicht reden musste. Ich hörte zwar auch nicht gerne anderen beim reden zu, aber ab und zu waren die Geschichten der einsamen Menschen echt lustig.

Am meisten gefielen mir die Frauen, die von ihren Dates sitzengelassen wurden und mir dann heulend ihre ganzen missgeglückten Beziehungen unter die Nase rieben, aus offensichtlichen Gründen...

Verzweifelte Frau, gleich willige Frau.

Therapeuten brauchte heutzutage niemand mehr, da man Alkohol und vermeintlich charmante Barkeeper viel einfacher erreichen konnte.

Also ja, der Job war um einiges besser, als der Bademeister-Job, doch lange würde ich dort nicht mehr weiter machen. Wie jeder weiß, arbeiten die Leute in einem Freibad nur saisonal, das bedeutet, ab Winter heißt es bye, bye, schwimmen.

In ein paar Wochen würde ich meine Kündigung einreichen und nur noch hinter einer Bar arbeiten. Das Geld wird reichen, da war ich mir sicher. Ich wollte zu Anfang zwei Arbeitsstellen, einfach um die freie Zeit noch zu nutzen, damit ich mehr Geld sparen konnte. Etwas saisonales kam mir da verdammt gelegen.

Bevor ich gestern auf dem Weg zu einem Nachtclub war, in dem ich hinter der Bar arbeiten sollte, machte ich einen kurzen Zwischenstopp im Bücherladen. Dort traf ich meine Nachbarin von gegenüber. Juliana Knight.

Das Treffen verlief grausam. Sie konnte es keine zehn Minuten aushalten, ohne sofort wieder unpassende Fragen zu stellen. Sie war nicht die einzige. Jeder versuchte es. Immer wieder.

Jedes. Beschissene. Mal.

Nach ein paar Stunden hinter der Bar, konnte ich immer noch nicht aufhören, an sie zu denken.

Fuck.

So meinte ich das nicht... Ich meinte eher, dass ich daran denken musste, wie schnell ich in ihrer Gegenwart ausgerastet war. Also so gesehen, hatte das nichts mit ihr zu tun, sondern damit, dass ich überrascht war, wie empfindlich ich wegen dem Thema Vergangenheit war.

Verflucht noch mal kindisch.

Unsere Begegnungen, hatten ein bestimmtes Schema: Erst stoßen wir überraschenderweise aufeinander, verspotten uns, necken uns, einer sagt etwas nettes, der andere erwidert es, danach wird ein unangenehmes Thema angesprochen, ich raste aus, beleidige sie und haue dann ab.

Fears Between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt