21 | not knowing

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JULIA
now

»Hi, sorry, hast du schon lange gewartet?«, fragte mich Samuel. Er setzte sich mir gegenüber an den runden Tisch in einem kleinen Caffè.

»Nein, ich bin auch erst seit fünf Minuten hier«, schwindelte ich. Seit einer halben Stunde saß ich bereits auf dem unbequemen Holzstuhl. Zudem trank ich mittlerweile meinen zweiten Kaffee.

»Kieth hat mich gefahren. Vor dem Losfahren hielt er es aber für nötig, mit Amanda wie in einer beschissenen Telenovela zu streiten und diskutieren.« Samuel rollte die Augen, außerdem ließ er sich mit verschränkten Armen vor der Brust gegen die Stuhllehne fallen.

»Sind die beiden in einer festen Beziehung?«, wollte ich für Seans Wohl wissen.

Samuel lachte. Dass er über diese Frage lachte, erinnerte mich direkt wieder an meinen Nachbarn, der auch jedes Mal einen Lachanfall bekam, wenn ich ihn fragte, ob er mit einer Frau zusammen war.

Moment ... dachte ich etwa schon wieder über ihn nach? Was sollte das? Dieser arrogante Mistkerl hatte sich irgendwo da oben in meinem Hirn eingenistet und liebte es, meine Gedanken mit Bosheit zu kontrollieren.

Unser letztes Treffen war vor ein paar Tagen. Nun war es Dienstag. Dass wir uns nicht mehr über den Weg liefen, gefiel mir gut. Ich hatte schon glatt vergessen, wie schön der Tag ohne ihn werden konnte.

»Nein«, antwortete Samuel schließlich. »Mein Bruder dachte es wäre harmlos, ihr zu erzählen, mit wem er schon alles aus der Oberstufe in der Kiste gelandet ist.«

»Charmant«, merkte ich an.

Er nickte. »Der charmanteste von allen. Nicht ohne Grund wurde er zum besseren Trent Zwilling ernannt.«

»Ernsthaft?« Gibt es etwa jährlich eine Abstimmung darüber, oder was?

Er lachte erneut. »Nein, die Leute mögen mich mehr. Im Gegensatz zu ihm sind meine Noten nicht Ober-peinlich und beim Flirten bin ich erstklassig.« Albern wackelte er mit seinen blonden Augenbrauen. "Außerdem ist er derjenige, der nie lächelt."

Ich nickte langsam und tat einfach so, als würde ich den Unsinn, den er da brabbelte, verstehen. »Okaaay. Wie wär's, wenn wir anfangen, hm?« Ich setzte ein freundliches Lächeln auf.

»Klar«, stimmte er zu, während er beobachte, wie ich meine Notizen vor ihm ausbreitete.

• • •

Nach der Verabschiedung zu Samuel, watschelte ich mit meinem schweren Rucksack zu Target. Dort musste ich für das anstehende Wochenende ein paar Erledigungen tätigen.

Sean hatte am Samstag Geburtstag. Endlich würde auch er achtzehn werden. Zusätzlich waren Tamara und ich der Meinung, dass dieser Geburtstag toll werden sollte. Auf eine Party - das wussten wir einfach - hatte Sean gewiss keine Lust.

Unser Plan war wie folgt: Tamara und ich würden Freitagabends zu Sean nach Hause gehen. Dort würden wir seine Lieblingsfilme (Jeder Teil von Herr der Ringe) anschauen und massenweise Pizza sowohl Schokolade mampfen. Im Anschluss würden wir alle beisammen übernachten. Am nächsten morgen würde auf Sean dann eine kleine Überraschung warten.

Mit einem Einkaufswagen bewaffnet, betrat ich das Geschäft. Mein erster Stopp war bei der Partydekoration. Girlanden, Ballons, Kerzen und Partyhütchen landeten im Wagen.

Ich wunderte mich, da plötzlich mein Handy bimmelte. Mitten im Feinkostgang blieb ich mit dem Einkaufswagen stehen und sah auf das Display meines Handys. Ich drückte auf den grünen Knopf.

Fears Between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt