⟣𝟏𝟎⟢

861 33 5
                                    

⟣𝑽/𝒏'𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕⟢

Ich fühlte mich mies. Als Liam am späten Nachmittag gegangen war und die Krankenschwester mir ebenfalls keine Gesellschaft mehr leistete, war ich wieder alleine. Alleine in diesem kleinen Raum, der zwar heller war, als der Keller und dennoch kamen mir die Wände immer näher.

Ich wollte raus! Ich wollte aus diesem Zimmer raus! Doch nach dem Spaziergang war ich so erschöpft. Meine Beine taten weh und ich hatte kaum die Kraft dazu mich aufzusetzen. Das Essen, was mir gebracht worden war, hatte ich noch nicht angerührt, weil ich danach kurz eingeschlafen war.

Und jetzt, wo sich mein Magen meldete, wurde ich zurück in die dunkle Erinnerung gezogen. Das Krankenzimmer verschwand. Um mich herum wurde es dunkler, düster und erdrückender. Der Keller tauchte vor meinem inneren Auge auf, verschlang mich und brachte schlimme Erinnerungen, sowie Gedanken mit sich.

Ich zitterte und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Mein Atem ging schnell und unkontrolliert, bis ich letztendlich anfing zu weinen. Raus! Ich wollte raus hier!
„HILFE! BITTE!", schrie ich. Immer wieder wiederholte ich diese Worte, doch nichts geschah.
Ich blickte auf und plötzlich stand die Tür weit offen. Im Türrahmen stand Levi, der jetzt auf mich zu kam.

„Hey hey! Pschh guck mich an, (v/n)."
Seine warmen Hände legten sich auf meine Wangen. Ich spürte, wie zittrig und schnell mein Atem ging. Ich schwitzte und weinte. Erst als ich Levi tief in die Augen guckte, schaffte ich es mich ein wenig zu beruhigen. Er flüsterte mir beruhigende Dinge zu und zeigte mir, dass er da war.

Ich nahm einen tiefen Atemzug und schloss für einen kurzen Augenblick die Augen. Ich war eingeschlafen und habe geträumt. Albträume war ich schon lange gewöhnt. Ich hatte mindestens jede Nacht einen gehabt, auch wo ich im Wachkoma lag. Immer wieder erlebte ich erneut, wie ich vor einem Titan wegrannte, wie ich mich im Keller übergab und wie so oft malte ich mir Bilder aus, wie meine Eltern gestorben waren und das mit mir dasselbe passieren könnte, sobald mich die Welt da draußen wieder erreichen würde. Ich hatte sogar einmal geträumt, wie die Wände mich wirklich zerquetscht hatten oder die Decke über mir eingestürzt war. Vielleicht hatte ich deswegen solch eine große Angst und Panik vor kleinen Räumen.

Nie hatte mich jemand beruhigt, wie auch? Ich war dort unten im Keller alleine gewesen. Jetzt war ich einfach nur froh, dass mich jemand in den Armen hielt, mich beruhigte und für mich da war.
„Du bist hier in Sicherheit", hauchte Levi und strich behutsam über meinen Kopf, wie man es bei einem Baby machte, das weinte.

„Ich...Ich weiß...", schluchzte ich und schnappte im nächsten Augenblick nach Luft, ehe ich sie langsam wieder ausatmete.
Erschöpft lehnte ich mich an Levi's Brust. Er hatte sich an die Bettkante gesetzt, um mich umarmen zu können.
„Wovor hast du Angst?", fragte er mich nach einer Weile.
Vor diesem engen Raum hier. Ich bildete mir ein, dass die Wände mich verspottet angrinsten und nur so darauf warteten mich zu verschlingen.

Doch ich traute mich nicht es auszusprechen. Das war doch banal zu sagen, dass ich Angst vor diesen Wänden und deren Illusionen hatte. „Sag mir wovor du solche Angst hast, (v/n). Ich will dir helfen können", sagte er und drückte meine Hand. Mir wurde warm. So warm, dass ich die Decke am liebsten von mir treten wollte.

Ich zögerte kurz, gab mich aber schließlich Levi's Bitte hin. „Ich habe Angst vor diesem Raum. Die Wände scheinen mir immer näher zu kommen und ich habe Angst keinen Platz mehr zu haben und erdrückt zu werden, bis auch der letzte Meter mich verschlucken würde."

Er lachte nicht und sagte mir auch nicht, dass es unnötig sei solch eine Angst zu haben. „Jetzt hast du diese Angst doch nicht mehr, oder?", fragte er mich stattdessen und als ich auf guckte, die Wände betrachtete, kamen sie mir tatsächlich nicht mehr näher. Zögernd schüttelte ich den Kopf.

Ich hatte keine Angst, weil Levi bei mir war. Aber wenn ich wieder alleine wäre, dann würde ich mir wieder sofort wünschen hier zu verschwinden. Wäre dieser Raum noch kleiner, würde nicht einmal Levi meine Angst verscheuchen können. Für jetzt gerade aber tat er das.

„Ich will nicht alleine sein...Ich war so lange alleine...", murmelte ich und guckte beschämend auf meine Hände.
Levi seufzte. „Möchtest du ein Zimmer bekommen, dass du dir mit einem Mädchen teilst? Oder möchtest du zu Liam in ein Zimmer ziehen? Eigentlich sind gemischte Zimmer nicht erlaubt, aber in solch einem Sonderfall dürfte das kein Problem darstellen. Liam ist kein Rekrut und du ebenso nicht. Wie wäre das, hm?"

Tatsächlich würde ich mich darüber freuen jemanden die ganze Zeit bei mir zu haben. Aber wenn ich mit Liam auf ein Zimmer war, konnte Levi nicht nachts bei mir sitzen und meine Hand halten, ebenso nicht, wenn ich mir ein Zimmer mit einem Mädchen teilen würde.

Deswegen schüttelte ich den Kopf. Verblüfft sah Levi mich an. „Aber dann bräuchtest du keine Angst haben alleine zu sein und die Wände würden dann weniger bösartiger wirken. Die Schlafzimmer der Rekruten sind auch etwas größer, haben ein Fenster mehr und sind gemütlicher eingerichtet. Denkst du nicht, dass dir das helfen würde?", fragte er mich, versuchte mich davon überzeugen, dass das die beste Option sei.

Meine Hände fingen an zu schwitzen. Ich wollte „Ja" sagen und jetzt sofort in eines dieser Zimmer ziehen, aber ich wollte nicht die gemeinsamen Nächte mit Levi verlieren, in denen er über sich erzählte. Mir über seinen Tag berichtete und sich über einzelne Rekruten aufregte. Das war ein fester Rhythmus bis jetzt für mich.

Wieder schüttelte ich den Kopf.
„Du hast Zeit zu überlegen. Warte ab, wie die heutige Nacht ist und morgen kannst du mir immer noch sagen, ob du nicht doch lieber in ein größeres Zimmer, zu jemand anderen ziehen möchtest", schlug er mir vor. Ich knetete meine Hände und nickte kaum merklich. Doch Levi schien es gesehen zu haben.

Langsam löste er seine Arme von mir und stand auf. „Jetzt Versuch zu schlafen, (v/n). Aber davor solltest du noch ein bisschen etwas essen."
Ich nickte und er überreichte mir den Teller. Es war eine kleine Kartoffel drauf, sowie ein kleines Stück Fleisch mit einer mir unbekannten Soße. Mit zittrigen Händen fing ich an zu essen.

Levi trank währenddessen seinen Tee und las sich ein Dokument durch. Oder eher mehrere, denn ich brauchte eine ganze Stunde, bis ich mit dem Essen fertig war. Wieder normales Essen runterzuschlucken war ungewohnt und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mir nicht ab und zu wieder etwas versuchte hochzukommen.

Doch letztendlich hatte ich die Menge geschafft und stellte den Teller ab.
Langsam legte ich mich wieder hin und merkte, wie die Müdigkeit an mir zerrte. Bevor ich meine Augen schloss, sah ich wie Levi nochmal einen Schluck seines Tees nahm und das nächste Dokument nahm.

Ich wollte ihm eine gute Nacht wünschen, doch aus meinem Mund kam kein Ton mehr. Meine Augen fielen zu und schon bald atmete ich regelmäßig und ruhig...

1176 Wörter

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen👀❤️

Daily Katzenfoto:

Daily Katzenfoto:

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
⟣𝑴𝒚 𝑭𝒖𝒕𝒖𝒓𝒆 𝑾𝒊𝒕𝒉 𝑨 𝑺𝒐𝒍𝒅𝒊𝒆𝒓⟢ ˡᵉᵛⁱ ˣ ʳᵉᵃᵈᵉʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt